Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, und bereits im Januar 1919 war der Nordosten des Kreisgebietes um die Stadt Storchnest unter polnischer Kontrolle. Der Südwesten des Kreisgebietes mitsamt den Städten Lissa und Reisen blieb deutsch besetzt.
Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Lissa offiziell an das neu gegründete Polen ab. Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe der abzutretenden Gebiete ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde.
Die Räumung des unter deutscher Kontrolle verbliebenen Restgebietes mitsamt der Kreisstadt Lissa und Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920. Aus dem Kreis Lissa wurde der polnische Powiat Leszczyński.
Zusätzlich abgetreten wurden aus dem Kreis Fraustadt die angrenzenden Gemeinden Neu Laube, Scharne, Weine und Wilhelmsruh, die ebenfalls zum Powiat Leszczyński kamen.
Von den Einwohnern der Kreises im Jahre 1890 waren etwa die Hälfte polnischer und die Hälfte deutscher Muttersprache. Die meisten Deutschen wohnten in der Kreisstadt Lissa (fast 14.000 Personen oder 86 % der Stadtbevölkerung). Nach 1920 verließ ein Teil der deutschen Bevölkerung das Gebiet.
Der Kreis Lissa bildete zusammen mit dem Kreis Fraustadt den Reichstagswahlkreis Posen 6. Bei den Reichstagswahlen zwischen 1887 und 1912 wurden die folgenden Abgeordneten gewählt:
Zum Kreis Lissa gehörten am 1. Januar 1908 die Städte Lissa, Reisen, Schwetzkau und Storchnest. Die restlichen (Stand 1908) 55 Landgemeinden und 35 Gutsbezirke waren zu Polizeidistrikten zusammengefasst.
Gemeinden
Am Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten die folgenden Gemeinden zum Kreis:[2]
Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft IV: Regierungsbezirk Posen, S. 46–51, Kreis Lissa.
Michael Rademacher: Posen – Landkreis Lissa. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
Martin Sprungala: Die Geschichte der Posener Kreise und kreisfreien Städte. Bad Bevensen 2007.
Martin Sprungala: Historisches Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznań (Posen). Bad Bevensen 2007.
Weblinks
Kreis Lissa Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 18. August 2013.