Kornschnecken

Kornschnecken

Westliche Haferkornschnecke (Chondrina avenacea)

Systematik
Unterklasse: Orthogastropoda
Überordnung: Heterobranchia
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Pupilloidea
Familie: Kornschnecken
Wissenschaftlicher Name
Chondrinidae
Steenberg, 1925

Die Kornschnecken (Chondrinidae) sind eine Familie der Schnecken aus der Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora). Die Familie umfasst rund 60 Arten, die im Wesentlichen in der westlichen Paläarktis vorkommen.

Merkmale

Die Gehäuse sind hochkonisch und leicht spindelförmig. Sie sind rund 5 bis 10 mm hoch. Die Mündung ist meist breit umgeschlagen, in die Mündung ragen meist über 10 Zähne und Falten hinein. Die Außenseite ist glatt oder fein berippt. Meist sind sie dunkelbraun oder hornfarben. Im zwittrigen Genitalapparat ist ein Penis mit Epiphallus ausgebildet. Die innere Wand des Penis ist intern gefaltet. Die Grenze zwischen Penis und Epiphallus wird durch einen Blindsack (Caecum) markiert; dieser kann allerdings auch fehlen. Der Penisretraktor setzt unterhalb der Mitte am Penis an. Der Epiphallus geht allmählich in den Samenleiter (Vas deferens) über.

Vorkommen und Lebensweise

Die Familie ist überwiegend in Südwestasien, im südlichen Europa und Nordafrika verbreitet. Das altweltliche Vorkommen reicht im Norden bis nach Mitteleuropa hinein, im Osten bis zum Kopet Dag (in der Grenzregion von Turkmenistan und dem Iran), im Südosten bis auf die Arabische Halbinsel. Die westlichsten natürlichen Vorkommen sind auf den Kanarischen Inseln. Die Tiere leben auf Felsen und ernähren sich durch Abweiden von endolithischen Flechten. Dazu wird die Oberfläche des Gesteins (einschließlich der Flechten) mit Hilfe der Radula abgeraspelt.

Systematik

Die Familie der Kornschnecken (Chondrinidae) ist nach Bouchet & Rocroi (2005) eine von 13 Familien der Überfamilie Pupilloidea. Schileyko (1998) stellt sie dagegen in eine Überfamilie Chondrinoidea, zu der er neben den Chondrinidae auch die Pyramidenschnecken (Pyramidulidae) stellt. Die Einteilung der Familie in zwei Unterfamilien und sechs Gattungen erfolgt nach Kokshoorn (2008). Schileyko (1998) verwendet eine andere Einteilung auf Gattungsebene (Granopupa als Untergattung zu Chondrina, Rupestrella als Synonym dazu), was aber nicht allgemein anerkannt wurde und auch durch die Untersuchungen von Kokshoorn nicht gestützt wird. Weitere Gattungen (z. B. Fauxulus, Odontocyclas), die von Schileyko (1998) zu den Chondrinidae gestellt werden, gehören nach der Meinung der meisten Malakologen in die Familie Orculidae.

  • Kornschnecken (Chondrinidae Steenberg, 1925)
  • Unterfamilie Chondrininae
  • Unterfamilie Granariinae

Literatur

  • Karl Heinz Beckmann: Elemente einer Revision der endemischen Rupestrellen Siziliens. In: Margrit Falkner, Klaus Groh und Martin C. D. Speight (Hrsg.): Collectanea Malacologica, Festschrift für Gerhard Falkner, S. 49–78, ConchBooks, Hackenheim 2002 ISBN 3-925919-61-9)
  • Rosina Fechter, Gerhard Falkner: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10), ISBN 3-570-03414-3
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron, Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8
  • Bas Kokshoorn. Resolving riddles and presenting new puzzles in Chondrinidae phylogenetics. Thesis Leiden University 2008. Teile sind zum Download (Dieses Werk ist nicht innerhalb der Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur publiziert; es trägt einen "Nomenclatorial Disclaimer").
  • Anatolij A. Schileyko: Treatise on Recent terrestrial pulmonate molluscs, Part 1. Achatinellidae, Amastridae, Orculidae, Strobilopsidae, Spelaeodiscidae, Valloniidae, Cochlicopidae, Pupillidae, Chondrinidae, Pyramidulidae. Ruthenica, Supplement 2(1): 1-127, Moskau 1998 ISSN 0136-0027
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