Kornplatz (Bozen)

Kornplatz
Platz in Bozen
Kornplatz
Der Kornplatz in Bozen,
mittig Haus Nr. 10 (ehemaliger Kapaunwirt)
Basisdaten
Ort Bozen
Ortsteil Altstadt
Angelegt spätes 12. Jahrhundert
Hist. Namen „Cormarch“, „Chorenmarcht“, „Schweineplatz“, „Kupferplatz“
Einmündende Straßen Silbergasse, Gumergasse
Bauwerke Waaghaus
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Kraftverkehr, Veranstaltungen
Werbung für Hans Fellers Zeitungs-Agentur am Bozner Kornplatz, Bozner Zeitung vom 29. November 1902

Der Kornplatz (früher auch: Kornmarkt; italienisch Piazza del Grano) befindet sich mitten in der Altstadt der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen, unmittelbar südlich der Bozner Lauben und nördlich des Waltherplatzes. Am Platz befinden sich zahlreiche Baudenkmäler, so der Gasthof Weißes Kreuz,[1] die ehemalige Weinstube Unterhofer[2] und die Wohnhäuser Kornplatz Nr. 2[3], 4[4], 5[5], 8[6] und 10[7].

Geschichte

Blick auf Haus Nr. 8

Der Kornplatz gehört zu den ältesten Örtlichkeiten Bozens, da er zentraler Bestandteil der im späten 12. Jahrhundert rund um die Lauben gegründeten Marktsiedlung ist.[8] 1271 wird der Platz als „Cormarch“ und 1288 im landesfürstlichen Urbar Graf Meinhards II. von Tirol-Görz als „Chorenmarcht“ genannt.[9] Hier bestand am Waaghaus die öffentliche Waage für das am Platz gehandelte Getreide, das entsprechende Gebäude ist erstmals 1343 als „fronwage zu Bozen“ und 1396 als „an der Wag“ urkundlich bezeugt.[10][11] Gemäß dem Bozner Stadtrecht von 1437 durfte Getreide in Bozen nur am Kornplatz verkauft werden, diese Bestimmungen bezogen sich auch auf Käse, Kastanien und Nüsse.[12] Auch die um 1450 niedergeschriebene Marktordnung Bozens verfügte, dass Futter, Korn und Getreide ausschließlich auf dem „rechten Korennplatz“ gewogen und verkauft werden dürfen.[13]

In der Landgerichtsordnung von Gries-Bozen aus dem Jahr 1487 wird der Kornplatz als allgemeiner, innerstädtischer Versammlungs- und Aufgebotsort bestimmt.[14]

Ebenso bestand am Kornplatz die ehemalige, im 15. Jahrhundert zerstörte Stadtburg der Bischöfe von Trient mit der 1192 erstmals belegten St.-Andreas-Kapelle.[11] Die Fundamente eines später abgetragenen Bergfrieds aus dem 12. Jahrhundert – vermutlich Teil der alten, bereits im 13. Jahrhundert abgetragenen Stadtbefestigung – wurden in den 1980er Jahren freigelegt und in der Pflasterung des Platzes sichtbar gemacht.[15]

Der südliche Abschnitt des Kornplatzes wurde in älterer Zeit auch als Schweineplatz bezeichnet, da hier Nutztiere gehandelt wurden.[16]

Siehe auch

Commons: Kornplatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste Südtirol: Gasthof Weißes Kreuz
  2. Arnold Becke (Hrsg.): Etschländer Weinbuch: eine Sammlung ausgewählter Aufsätze mit vielen ein- und mehrfarbigen Bildern, Übersichtskarten des Etschländer Weinbaugebietes. Bozen: Vogelweider 1930, S. 145.
  3. Denkmalliste Südtirol: Kornplatz 2
  4. Denkmalliste Südtirol: Kornplatz 4
  5. Denkmalliste Südtirol: Kornplatz 5
  6. Denkmalliste Südtirol: Kornplatz 8
  7. Denkmalliste Südtirol: Kornplatz 10
  8. Hannes Obermair: Bozner Urkundenwesen des Mittelalters und die Gründung der städtischen Siedlung Bozen. In: Bozen von den Anfängen bis zur Schleifung der Stadtmauer. Berichte der internationalen Studientagung in Schloß Maretsch. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1991, ISBN 88-7014-559-X, S. 159–190, Bezug S. 172 ff.
  9. Oswald Zingerle (Hrsg.): Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol (= Fontes Rerum Austriacarum, Diplomataria et acta. Bd. 55/I). Wien 1890, S. 120, Nr. 101.
  10. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 298, Nr. 579.
  11. a b Karl Theodor Hoeniger: Ein Häuserverzeichnis der Bozner Altstadt von 1497 (= Schlern-Schriften. Bd. 92). Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 1951, S. 7–8.
  12. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 81–82, Nr. 996, § 58, 68 u. 78.
  13. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 102–103, Nr. 1031, § 6.
  14. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 191–192, Nr. 1230.
  15. Reimo Lunz: Die Bozner Stadtbefestigung. In: Bozen von den Grafen von Tirol bis zu den Habsburgern – Bolzano fra i Tirolo e gli Asburgo. Bozen: Athesia 1999. ISBN 88-7014-986-2, S. 241–255.
  16. Karl Theodor Hoeniger: Ein Häuserverzeichnis der Bozner Altstadt von 1497 (= Schlern-Schriften. Bd. 92). Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 1951, S. 61.

Koordinaten: 46° 29′ 57,2″ N, 11° 21′ 18,5″ O