Knurów

Knurów
Wappen von Knurów
Knurów (Polen)
Knurów (Polen)
Knurów
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Schlesien
Powiat: Gliwice
Fläche: 33,95 km²
Geographische Lage: 50° 13′ N, 18° 41′ OKoordinaten: 50° 13′ 0″ N, 18° 41′ 0″ O
Einwohner: 37.801
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 44-190 bis 44-196
Telefonvorwahl: (+48) 32
Kfz-Kennzeichen: SGL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Zabrze–Knurów
Autobahn A1
Nächster int. Flughafen: Katowice
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Einwohner: 37.801
(31. Dez. 2020)[1]
Gemeindenummer (GUS): 2405011
Verwaltung (Stand: 2008)
Stadtpräsident: Adam Rams
Adresse: ul. Ogana 5
44-190 Knurów
Webpräsenz: www.knurow.pl

Knurów [ˈknuruf] (deutsch Knurow, historisch Knauersdorf) ist eine Stadt im Powiat Gliwicki der Woiwodschaft Schlesien in Südpolen.

Geografie

Geografische Lage

Knurów liegt rund 20 Kilometer westlich von Kattowitz, 15 km nordöstlich von Rybnik und sieben Kilometer südlich der Kreisstadt Gliwice (Gleiwitz) am Südwestrand des Oberschlesischen Industriegebietes an einem östlichen Nebenbach der Birawka.

Nachbargemeinden

Das Stadtgebiet grenzt an die Gemeinden bzw. Städte Gliwice im Norden, Gierałtowice und Ornontowice im Osten, Czerwionka-Leszczyny im Süden sowie Pilchowice im Westen.

Stadtgliederung

Knurów gliedert sich in die Innenstadt im Norden des Stadtgebiets und die südwestlich gelegenen Stadtteile Krywałd (Kriewald) und Szczygłowice (Schyglowitz).

Geschichte

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Die Knurówer Schrotholzkirche St. Laurentius stammt aus dem 16. Jahrhundert. Seit 1935 steht sie in Königshütte.
Knurower Gemeindesiegel
Knurower Gemeindesiegel
Das ehemalige Knappschaftslazarett von 1912
Die Stadtverwaltung
Wetterschacht Aniolki der ehemaligen von-Velsen-Kohleschächte

In einer Besitzaufzählung des Bistums Breslau vom Ende des 13. Jahrhunderts (Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis) wurde der Ort Cnurowicz zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Schon damals stellte Knurów eine Scholtisei dar, was sich bis zur Hälfte des 15. Jahrhunderts nicht änderte, als der Ort ein Rittergut wurde. Der erste Eigentümer Peter von Knurow ist in einem Dokument vom 13. Juli 1483 bezeugt. Der Ort teilte das Schicksal des Gleiwitzer Landes, kam mit diesem 1339 an Böhmen und 1526 an Habsburg. Knurow wurde 1730 Besitz der Raudener Zisterzienser und kam 1742 an Preußen.

Bereits im 14. Jahrhundert entstand in Knurow die Schrotholzkirche des Heiligen Laurentius. Für ihren wuchtigen Turm wurden im Jahre 1655 Glocken in Lothringen gegossen, die vom neuen Knurower Besitzer Adam Goszycki gestiftet worden waren. In ihr befand sich auch die Schöne Madonna von Knurow. Die 113 cm hohe, gotische Figur wurde 1420 geschaffen und befindet sich heute im Erzdiözesanmuseum in Kattowitz. Der alte Kirchort Knurow, damals Knauersdorf[2], ist 1447 als Pfarrei nachgewiesen, verlor aber mit dem Dreißigjährigen Krieg als Filiale von Gieraltowitz seine Unabhängigkeit und wurde erst am 1. Juli 1915 wieder zur eigenständigen Pfarrei erhoben.[3] Für das Jahr 1534 findet sich die Schreibweise Knaurszdorff des Ortsnamens.[4]

19. und 20. Jahrhundert

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man im Kreis Rybnik, dem das Dorf und Rittergut Knurrow (der im 19. Jahrhundert übliche Name)[4][5] angehörte, Steinkohlebergbau zu betreiben. Auch das Gebiet um Knurow war reich an Kohlevorkommen und das Bauerndorf, das 1871 noch 849 Einwohner gezählt hatte, entwickelte sich zu einer Industriesiedlung mit 4339 Einwohnern im Jahr 1910. Am 7. Juni 1902 kaufte der preußische Staat den Ort für 1,73 Millionen Mark, und 1903 wurde mit dem Bau eines ersten Bergwerks in Knurow begonnen, das 1906 seinen Betrieb aufnahm und nach dem preußischen Oberberghauptmann Gustav von Velsen (1847–1923) benannt wurde. Später folgte eine Kokerei, für die von 1913 bis 1914 zwei Öfen errichtet wurden. Darüber hinaus erhielt der Ort mit neuen Straßen, die teilweise gepflastert waren, eine bessere Verkehrsanbindung an Gleiwitz und Rybnik. 1908 fand Knurow Anschluss an die Eisenbahnlinie nach Gieraltowitz. Wegen der raschen Bevölkerungszunahme wurden von 1904 bis 1910 insgesamt 821 neue Wohnungen errichtet. Diese befanden sich zum Teil in den vier neu angelegten Arbeiterkolonien. Die Infrastruktur wurde auch durch ein Knappschafts-Krankenhaus, ein Hotel und viele Geschäfte erweitert. Der größte Betrieb auf dem heutigen Stadtgebiet war die Chemiefabrik in Kriewald. Sie wurde bereits 1875 als Schwarzpulverfabrik von der in Köln ansässigen Vereinigte Rheinisch-Westfälische Pulverfabriken AG angelegt. Das Schwarzpulver war für die Kohlebergwerke als Sprengmittel unentbehrlich. Im Ersten Weltkrieg war die Fabrik ein kriegswichtiger Betrieb.

Während des dritten schlesischen Aufstands fand die Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 statt, bei der etwa 37 % der gültigen Stimmen in Knurow für Deutschland abgegeben wurden.

Am 26. Juli 1921 explodierten in Kriewald zwei Güterwaggons mit Ammonsalpeter. Wegen des Hartwerdens des Materials war es zur Gewohnheit geworden, es mittels kleiner Sprengungen zu zerkleinern. Hierbei kam es zur Explosion, bei der 19 Menschen starben.[6] Bei der Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes nur zwei Monate später war die Ursache identisch, allerdings wurde dort eine Mischung mit 50 % Ammonsulfat hergestellt und gelagert, die als nicht mehr explosiv galt.[7][8]

Seit 1922 gehörten Knurow und seine heutigen Stadtteile zu Polen. Die Grenze zu Deutschland verlief direkt nördlich der Ortsgrenze. Mit der Zeit nahm Knurów immer mehr das Aussehen einer Stadt an. Es wurden neue Betriebe und Wohnbauten errichtet und schließlich auch ein neues Rathaus (1928–1929). Im Jahr 1935 verlor Knurów mit der Laurentiuskirche sein wichtigstes Baudenkmal, sie wurde nach Königshütte transloziert, wo sie bis heute erhalten ist. Zwei Jahre später wurde mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen, dieser moderne Bau wurde den Heiligen Method und Kyrill geweiht. Beim Überfall auf Polen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt und wieder Knurow genannt; es bestanden aber Pläne, den Ort in Knauersdorf umzubenennen.

Am 26. Januar 1945 um 15:00 Uhr erreichte die Rote Armee den Ort. Knurów war zu Kriegsende nicht zerstört, so dass sich das Wirtschaftsleben nach der Wiedereröffnung der Betriebe bald wieder normalisierte. Am 1. Dezember 1945 wurden auf einen Beschluss des Woiwoden vom 27. November 1945 die Gemeinde Szczygłowice und ihr Ortsteil Krywałd nach Knurów eingemeindet, das nun über 10.000 Einwohner zählte. Dies war auch ein erster Schritt in Richtung Stadterhebung, die am 1. Januar 1951 vollzogen wurde. In der neuen Stadt Knurów wurden die bestehenden Industriebetriebe ausgebaut, und ab 1957 entstand ein neues Steinkohlebergwerk im Stadtteil Szczygłowice, das am 1. Juli 1961 eröffnet wurde. In den 1970er Jahren zählte die Stadt etwa 29.000 Einwohner. 1987 wurde ein Bergbaugesundheitszentrum errichtet. Im Zuge des Strukturwandels nach der politischen Wende in Polen 1989 mussten in der Stadt einige unrentable Betriebe geschlossen werden. Andere, wie die örtlichen Kohlebergwerke, wurden modernisiert, und es entstanden neue Betriebe außerhalb der Schwerindustrie, die der steigenden Arbeitslosenzahl entgegenwirkten.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen von Knurów nach dem jeweiligen Gebietsstand (inkl. Gutsbezirk):[9]

Jahr Einwohner
1845 675
1855 698
1861 776
1871 849
1885 821
1905 1.137
Jahr Einwohner
1910 4.339
1931 8.774
1995 44.124
2000 40.907
2005 39.844

Partnerstädte

Die Stadt Knurów unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche St. Method und Kyrill
  • Mit dem Bau der katholischen Pfarrkirche St. Method und Kyrill wurde 1937 begonnen. Er zog sich jedoch, vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen, zehn Jahre hin, so dass das Bauwerk erst 1947 geweiht werden konnte.[3]
  • Auch wenn die Stadt Knurów über kein denkmalgeschütztes Gebäude verfügt, verdienen die von 1900 bis 1921 erbauten Knurower Arbeiterkolonien Beachtung. Sie entstanden in Umgebung der Von-Velsen-Schächte, für die auch ein großes Gasthaus (1905), ein Knappschaftslazarett sowie das Verwaltungsgebäude der Bergwerksdirektion (beide von 1912) gebaut wurden. Der Stadtplaner Karl Henrici entwarf die Kolonien nach dem Schema einer Gartenstadt mit Arbeiter- und Beamtenwohnhäusern. Die historisch wertvolle Bausubstanz steht nicht unter Denkmalschutz und ist mehr und mehr dem Verfall preisgegeben. So wurde der Abriss der Hälfte der Beamtenwohnhäuser an der ul. Dworcowa für den Bau einer Autobahnauffahrt vom Woiwodschaftsdenkmalamt nicht gestoppt.[10]

Söhne und Töchter der Stadt

Commons: Knurów – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Vgl. http://www.markuskrzoska.de/knurow.htm
  3. a b Vgl. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cyryl-metody.katowice.opoka.org.pl
  4. a b Vgl. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845
  5. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865
  6. Explosion of 30 t of ammonium nitrate. N° 17974 - 26/07/1921 - POLOGNE - 00 - KNUROW (KRIEWALD). In: ARIA No. 17974. BARPI - Bureau d’Analyse des Risques et Pollutions Industriels, abgerufen am 11. August 2020 (englisch).
  7. Oppau – [Rhénanie] Germany. (PDF) Explosion in a nitrogenous fertiliser plant 21 September 1921. In: ARIA No. 14373. French Ministry of Environment – DPPR / SEI / BARPI, März 2008, abgerufen am 11. August 2020 (englisch).
  8. Tor E. Kristensen: A factual clarification and chemical-technical reassessment of the 1921 Oppau explosion disaster. (PDF; 1,5 MB) the unforeseen explosivity of porous ammonium sulfate nitrate fertilizer. In: FFI-RAPPORT 16/01508. Norwegian Defence Research Establishment(FFI), 4. Oktober 2016, S. 37f, abgerufen am 12. August 2020 (englisch).
  9. Quellen der Einwohnerzahlen:
    1845: [1] - 1855, 1861: [2] - 1885, 1905: Archivierte Kopie (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) - 1910: [3] - 1995, 2000, 2005: [4]
  10. http://katowice.wyborcza.pl/katowice/1,73757,4013734.html