Kitzler-Studienbuch (Bruckner)Das Kitzler-Studienbuch ist ein autographes Arbeitsheft von Anton Bruckner, das er bei dem Dirigenten und Cellisten Otto Kitzler in Linz verfasste. Bruckner versuchte, im Kitzler seine Kenntnisse in musikalischer Form und Instrumentierung nach dem Ende seines Studiums bei Simon Sechter zu vervollständigen. BeschreibungDas Arbeitsheft besteht aus 163 Seiten unterschiedlicher Größe im Querformat (326 nummerierte Seiten) in chronologischer Reihenfolge, teilweise datiert, von H[eilige] Nacht anno [1]861 auf S. 30, bis 10. Juli 1863 auf S. 325.[1][2] Das Arbeitsheft enthält autographe Skizzen, Kommentare, vollständige und teilweise Kompositionen, die einen strengen Unterricht in musikalischer Formatting und Instrumentierung aufweisen.[1] Die ersten Einträge (S. 1-18) sind Übungen in musikalischer Form: Kadenzen und Perioden. Es folgen (S. 18-57) Lieder in binärer und ternärer ternär Form, und (S. 58–218) Stücke für Klavier und Streichquartett: Walzer, Polka, Mazurka, Etüden, Thema und Variationen, Rondos, Sonatenform usw., und das Streichquartett in c-Moll und sein zusätzliches Rondo in c-Moll. Nach diesen Formübungen gibt es (S. 218–250) Instrumentalübungen, u. a. die Orchestrierung des ersten Satzes der Beethovens Sonate pathétique (Einleitung und Exposition, Reprise und Coda). Danach kommen (S. 251–326) Bruckners erste Kompositionen für Orchester: die Vier Orchesterstücke (Marsch in d-Moll und Drei Orchesterstücke), und Skizzen für die Ouvertüre in g-Moll und die Sinfonie in f-Moll.[1][2]
Vollständige und partielle KompositionenEine nicht erschöpfende Liste:
Auflage und AufführungenBis 2015 wurden nur wenige Kompositionen des Kitzler-Studienbuches veröffentlicht: das Streichquartett WAB 111 und das zusätzliche Rondo in c-Moll, WAB 208 (Transkription erlaubt an Leopold Nowak),[5][6] die Sonatensatz, WAB 243 (Transkription erlaubt an Walburga Litschauer),[7] und die Vier Orchesterstücke, WAB 96-97 (nach einer eigenen Transkription von Bruckner an Cyrill Hynais).[8] Das Kitzler-Studienbuch, das sich zuerst im Besitz von Bruckners Schüler Ferdinand Löwe,[2] befand, ging später in den Privatbesitz von Margarethe Mugrauer – der Enkelin von Joseph Schalk – über in Bamberg,[6] die es ihrer Tochter Traudl Kress in München vermachte.[5] Im Jahr 2013 die Österreichische Nationalbibliothek konnte die wertvolle Originalhandschrift erwerben. Im Jahr 2015 hat der MWV (Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft) ein farbiges Faksimile der Handschrift herausgegeben und konnte so Interessierten diese wichtige Quelle für Studium und Wissenschaft zur Verfügung stellen.[9] Am 30. April 2016 hat die Orchestergemeinschaft Nürnberg e.V. Bruckners Orchestrierung des ersten Satzes von Beethovens Sonate pathétique, WAB 266.[10] Weitere Aufführungen fanden am 6. und 7. Oktober 2017 in Austin, Texas, von Colin Mawby mit dem Austin Symphonic Orchestra und am 14. August 2021, im Rahmen der Brucknertage 2021, im Marmorsaal des Stifts St. Florian von Jan Latham König mit dem Altomonte Orchestra statt.[11] Am 28. Mai 2016 wurde eine Transkription des Scherzos in g-Moll für Streichquartett für Streichorchester von Benjamin-Gunnar Cohrs mit dem Göttinger Barockorchester aufgeführt.[12] Die Originalfassung der beiden Scherzos in F-Dur und g-Moll für Streichquartett, WAB 209 wurde am 8. März 2019 vom Ensemble Bruckners Kammermusik in Tokio uraufgeführt.[13] Im Jahr 2018 wurde eine Uraufführung von dreizehn Klavierwerken aus dem Kitzler-Studienbuch von Ana-Marija Markovina aufgenommen.[14] Im Jahr 2019 hat Francesco Pasqualotto 21 Klavierwerke aus dem Kitzler-Studienbuch eingespielt, davon 10 Uraufführungen. Im Jahr 2021 hat Todor Petrov 39 Klavierwerke aus dem Kitzler-Studienbuch eingespielt, darunter eine Uraufführung des Marsches in F-Dur, WAB 217/3, der Rondos in c-Moll und in d-Moll, WAB 222/2 und 22/3, und das erste der fünf Stücke, WAB 216. Im Jahr 2022 hat Christoph Eggner 24 Klavierwerke aus dem Kitzler-Studienbuch– darunter eine Uraufführung des Rondo in G-Dur, WAB 222/5 – auf einem restaurierten Bösendorfer-Hammerflügel, der Bruckner gehört hat, eingespielt. Im Jahre 2024 hat Mari Kodama 10 Klavierwerke aus dem the Kitzler-Studienbuch eingespield. Am 5. Oktober 2019 wurden während der Lesung Böck ist Bruckner II zwei Lieder aus dem Kitzler-Studienbuch (O habt die Thräne gern, WAB 205, und Vor der schlummernden Mutter, WAB 206) uraufgenommen. Am 2. Juli 2022 dirigierte Ricardo Alejandro Luna das Bolton Symphony Orchestra bei der Uraufführung der 20 Skizzen für den 1. Satz einer Symphonie in d-Moll, WAB add 244. Diese wurden ebenfalls von ihm transkribiert, harmonisiert, ergänzt und orchestriert. Am 13. August 2023, im Rahmen des Eröffnungskonzerts der St. Florianer Brucknertage 2023, brachte Matthias Giesen mit den Streichern des Altomonte-Orchesters St. Florian das Thema mit Variationen in Es-Dur für Streichquartett, WAB 210, zur Uraufführung.[15] Ein Jahr später erschien eine Aufnahme des Diotima Quartetts. Am 1. Oktober 2024 spielte das Quatuor Danel im Brucknerhaus Linz die komplette Sammlung von Kompositionen für Streichquartett, die Bruckner während des Kitzler Unterrichts komponierte, darunter eine Uraufführung der Nr. 1-4 der Sechs Scherzi für Streichquartett, WAB 209.[16] DiskografieOrchestrierung des ersten Satzes von Beethovens Sonate pathétique
Klavierwerke aus dem-Studienbuch
Lieder aus dem-Studienbuch
Thema und Variationen in Es-Dur für Streichquartett, WAB 210
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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