Erste urkundliche Erwähnung findet der Ort im Jahr 1255 mit der Siedlung Wagenzelle, die im 15. Jahrhundert Kaltenweide zugeordnet wird. Zwischen 1830 und 1833 entsteht durch Zusammenschluss mit den Siedlungen von Wagenzelle, Hainhaus, Maspe, Twenge und Altenhorst die Gemeinde Kaltenweide. Heute schließt der Ortsteil die dörflichen Ortslagen Twenge-Siedlung und Kiebitzkrug ein.
Zur Gemarkung Kaltenweide gehört das gesamte westliche Gemeindegebiet bis zur Ortschaft Resse mit dem Kaltenweider Moor, dem südlichen Teil des Naturschutzgebietes Bissendorfer Moor mit dem Muswillensee und das Landschaftsschutzgebiet Ellernbruch. Dadurch ist Kaltenweide mit 22,33 km² die flächenmäßig größte Ortschaft der Stadt Langenhagen.
Im Norden von Kaltenweide entstand an den dörflichen Teil anschließend ab 1994 das Neubaugebiet Weiherfeld mit Geschosswohnungen, Reihenhäusern und freistehenden Einfamilienhäusern sowie einem Ladenzentrum mit dazugehörigen sozialen Einrichtungen. Durch das größte Neubaugebiet in der Region Hannover hat sich die Einwohnerzahl von Kaltenweide mehr als verdoppelt. Ein Blockheizkraftwerk der Energie-Projekt-Gesellschaft (EPL) versorgt das Gebiet in einem Nahwärmenetz. 2008 entstand nördlich des Weiherfeldes die erste Biogasanlage Langenhagens. Im Sommer 2009 wurde das neu geschaffene Naherholungsgebiet Scherenhorster Berg im Norden des Ortsteils freigegeben.
Wappenbegründung: Kaltenweide ist eine noch heute stark bäuerlicher Ortsteil von Langenhagen mit rein bäuerlicher Geschichte. Spezielle Wappensymbole boten sich nicht an. Man wählte daher zunächst die Ähre als allgemein Bäuerliches Symbol und will mit ihrer Fünfzahl auf die verschiedenen Ortsteile hinweisen. Sie allein hätten zwar ein allgemein bäuerliches, aber noch kein für Kaltenweide typisches Wappen ergeben. So kam man zu einer Schildspaltung und griff im anderen Feld wiederum zu einer Teilung, die ein „K“ entstehen lässt (den Anfangsbuchstaben des Ortsnamens), und belegte dieses mit zwei Windmühlenflügeln. Ist doch die am Ortsrand stehende und bis in die fünfziger Jahre letzten Jahrhunderts mit Wind betriebene, weithin bekannte und sichtbare Bockwindmühle sehr typisch für Kaltenweide. Schließlich aber ist in dem Kreuz der Flügel die Idee des Buchstaben „K“ enthalten, so dass nunmehr aus dem allgemeinen „K“ durch Belegung mit den Flügeln ein für Kaltenweide spezielles „K“ wurde. Da sich keine besonderen typischen Farben anboten, wählte man als Grundfarbe Schwarz (das man auch als Acker- oder Moorboden deuten könnte), für die Ähren das naturgegebene Gelb (Gold). Die Flügel dürften dunkel (schwarz), aber auch natürlich im Holzton dargestellt werden. Das übrige blieb weiß (silberfarben). Es kam somit zu folgender Aussage: Eingebettet in das Schwarz der Erde die Metalle Gold und Silber. Die Mühlenflügel symbolhaft für die Arbeit des Menschen (für „die Technik“ gewissermaßen), die die Gabe der Natur (das Korn) zum „täglichen Brot“ verarbeiten. Ein Urvorgang, der – übersetzt – auf alle Zeiten Gültigkeit behalten dürfte.
Im Ortsteil Wagenzelle steht eine funktionsfähige Bockwindmühle, die ursprünglich 1602 zwischen Bissendorf und Wennebostel errichtet wurde. Sie gilt als die älteste Windmühle in Norddeutschland. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Mühle einige Modernisierungen bei Verschleißteilen, die nicht mehr in Holz, sondern in Eisen ausgeführt wurden. 1878 wurde sie im Zuge einer Verheiratung des Eigentümers nach Wagenzelle an ihren heutigen Standort umgesetzt. Nach einem Wechsel des Müllers 1920 erhöhte der neue Müller die Mühle mit einem Sockelgebäude, das für Bockwindmühlen ungewöhnlich ist. 1963 wurde der gewerbliche Betrieb eingestellt, der zu dieser Zeit bereits nicht mehr mit Windkraft erfolgte. 1972 erfolgten erste Restaurierungsarbeiten an der Mühle, bei denen das Mühlenhaus neue Bretter erhielt. Seit 1983 steht die Mühle, die sich in Privatbesitz befindet, der Öffentlichkeit zum Besichtigen offen.[11]
Ebenfalls an der Kananoher Straße im Ortszentrum findet sich der Ortglockenturm, ein Baudenkmal aus dem Jahr 1900. Der Turm war der an einem Nebengebäude der Dorfschule angebrachter Glockenträger für die Ortglocke.[12]
Granitfindling
An der Kananoher Straße in der Ortsmitte liegt ein Granitfindling, der Ortsstein, mit ca. 2,8 m Länge, 2,1 m Breite und 1,6 m Höhe sowie einem Gewicht von etwa 12 Tonnen. Er wurde bei Erdarbeiten zur Verlängerung des Flughafens im Juni 1990 gefunden und an diese Stelle verbracht. Die sonst übliche Einordnung als Naturdenkmal unterbleibt, weil der Stein mit einer Inschrift versehen wurde.[13]
Anlässlich der Expo 2000 wurde die S-Bahn vom Hauptbahnhof Hannover in Richtung Flughafen Hannover und in das nördliche Siedlungsgebiet nach Kaltenweide bis in die Wedemark gebaut. Dadurch erhielt Kaltenweide einen eigenen S-Bahn-Haltepunkt.
Über drei Buslinien wird die Verbindung zum Zentrum Langenhagens sichergestellt. Somit ist Kaltenweide gut an Langenhagen und Hannover angeschlossen. Die Ortsentwicklung erfolgt im Weiherfeld um den S-Bahn-Haltepunkt herum. Mittelpunkt des Ortsteils ist der Kaltenweider Platz mit der leuchtend-roten SkulpturAugenhand von Ren Rong. Hier befinden sich auch die recht umfangreichen Einkaufsmöglichkeiten mit Supermärkten, Apotheke, Bäckerei und weiteren Geschäften.
In Kaltenweide befinden sich eine Grundschule sowie vier Kindertagesstätten.
Persönlichkeiten
Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen
Elisabeth Granier (1870–1951), Lehrerin und Schulleiterin, nach ihr wurde die Kaltenweider Elisabeth-Granier-Passage benannt
Helene Weber (1881–1962), Politikerin (Zentrum, CDU), der Helene-Weber-Weg in Kaltenweide wurde nach ihr benannt
Rudolf Diels (1900–1957), Jurist, erster Chef der Gestapo, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Köln, lebte nach Kriegsende auf seinem Gutshof in Kaltenweide-Twenge, den er 1955 verkaufte
Friedhelm Fischer (* 1955), Politiker (SPD), ehemaliger Bürgermeister von Langenhagen, wohnte in Kaltenweide
Susanne Schott-Lemmer (* 1965), Politikerin (CDU), ab dem Jahr 1992 war sie Fraktionssprecherin im Ortsrat von Kaltenweide, wurde dort 1996 Ortsbürgermeisterin und zog in den Rat der Stadt Langenhagen ein
Literatur
Wilfried Münkel, Christa Mayer-Höhne: Vom Leben in einem hannoverschen Dorf: die Geschichte des Dorfes Kaltenweide in Bildern. Selbstverlag, Langenhagen 1986 (vergriffen).
↑Michael Rademacher: Landkreis Hannover. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900 (Siehe unter: Nr. 38).
↑Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland – Ausgabe 1957 (Bevölkerungs- und Gebietsstand 25. September 1956, für das Saarland 31. Dezember 1956). W. Kohlhammer, Stuttgart 1958, S.159 (Digitalisat).
↑
Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindeverzeichnis für Niedersachsen. Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete. Eigenverlag, Hannover 1. Januar 1973, S.23, Landkreis Hannover (Digitalisat [PDF; 21,3MB; abgerufen am 18. Februar 2020]).