Josef „Jupp“ Gesing besuchte von 1928 bis 1936 die Volksschule. Von 1935 bis 1936 war er Mitglied in der Hitlerjugend und von 1941 bis 1942 im Reichsarbeitsdienst.[2] Nach der Schule absolvierte er von 1936 bis 1941 eine Lehre als Werbegraphiker und Schaufenstergestalter bei der Firma Leitner&Co. / Firma Lewecke Herne mit dem Lehrabschluss 1939. Gleichzeitig besuchte er Abendkurse an der Kunstgewerbeschule Dortmund in den Fächern Freihandzeichnen, Modezeichnen und Schriftgestaltung. Gesing war dreieinhalb Jahre Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF).[3] Er wurde 1941 zum Kriegsdienst eingezogen und geriet 1943 in Kriegsgefangenschaft.[4]
Nach seiner Rückkehr wurde er 1946 mit seinem Bruder Hermann Gesing Gründungsmitglied der 1. Herner Künstlergruppe. Von 1946 bis 1950 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf[5] die Fächer Bühnenbild, Glasmalerei, Malerei und Zeichnen. 1950 wurde er dort Meisterschüler von Walter von Wecus. Gesing gründete 1951 sein eigenes Atelier in Herne und war seitdem als freischaffender Künstler in den Bereichen Malerei, Glasmalerei, Grafik, Mosaik und Sgraffito tätig. Ab 1990 war er Gründungsmitglied des Herner Künstlerbundes „90“ und von 1993 bis 1995 dessen Vorsitzender.[4]
1998 starb Gesing in Herne. Die von ihm gegründete Werkstatt existiert noch immer unter seinem Namen und wird von seinem Sohn Christoph weitergeführt. Der deutsche Unternehmensberater und Buchautor Rei Gesing ist ein Großneffe Jupp Gesings.
Werk
Neben Blei-, Farbstift- und Kreidezeichnungen fertigte Gesing in den 1950er Jahren zunehmend gegenständliche Ölbilder. Ab den 1960/1970er Jahren entwickelte sich sein Arbeit zu post-impressionistischer Öl- und Temperamalerei und schließlich zu abstrakt-bewegten Formen, die sich ab den 1990er Jahren als blockartige Farbkompositionen in seinen Bildern finden.[4]
Zwischen 1953 und 1990 waren Glasmalereien Gesings zweites Arbeitsfeld. 1953 gestaltete er für den Herner Bahnhof ein großes, halbrundes Fenster und 1956 für die katholische Kirche in Trondheim, Norwegen. In Folge schuf er über 200 Fenster für Profan- und neue und historische Sakralbauten in Deutschland. Nach 1987 wandte er sich wieder verstärkt der Malerei zu.[4]
Stadt Herne, Emschertal-Museum (Hrsg.), Michael Kade, Alexander von Knorre, Karl Josef Schmitz: Jupp Gesing. Retrospektive. Malerei und Glasmalerei. Herne 1992, ISBN 3-922987-29-X.
↑Stadtarchiv Herne: Fragebogen des Military Government of Germany, Bestand 317 Entnazifizierung A9.7(G), Signatur 4/317-A9.71, hier: Fragebogen vom 23. Januar 1946 mit der Signatur: Boch/SK/HRN/ECON 7/839 C-R
↑ abcdAlexander von Knorre: Jupp Gesing. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 52, Saur, München u. a. 2006, S. 357.
↑ abStadt Herne (Hrsg.): Zeichnungen und Arbeiten auf Papier: Bestandskatalog 2. 1995–2003 (= Das Emschertal-Museum. Band 77). S. 36.
↑Der Dom, Jahrgang 1987, Nr. 16 (vom 19. April 1987), S. 1. (Abbildung des Auferstehungsfensters in Arnsberg-Neheim)
↑Unser Erzbistum Paderborn 1986 (Kalender), 5b (St. Lambertus in Castrop-Rauxel)
↑Katholische Kirchengemeinde St. Lambertus Castrop (Hrsg.): Pfarrkirche St. Lambertus Castrop. Castrop-Rauxel 1984, S. 12.
↑U. Falke in: Alte und neue Kunst im Erzbistum Paderborn, Band 31/32 (1983/1984), S. 144 (Gütersloh)
↑Unser Erzbistum Paderborn 1980 (Kalender), 10a (St. Regina in Hamm-Rhynern)
↑ abAlexander von Knorre (Red.): Herne-Architekturführer. Architektur im Ruhrgebiet. Emschertalmuseum, Herne 1987, S. 74.
↑Der Dom, Jahrgang 1987, Nr. 49 (vom 6. Dezember 1987), S. 23. (Abbildung des Engelfensters in Olsberg-Assinghausen)
↑H. Stiegemann in: Alte und neue Kunst im Erzbistum Paderborn, Band 31/32 (1983/1984), S. 78. (Kapitelsaal in Paderborn)
↑Der Dom, Jahrgang 1988, Nr. 14 (vom 3. April 1988), S. 5. (Abbildung „Der Auferstandene mit der erlösten Menschheit“ in St. Johannes Enthauptung, Warburg-Ossendorf)