„Als Komponist wurde er von seinen Zeitgenossen äußerst geschätzt. Seine kirchenmusikalischen Werke, besonders die Orgelkompositionen, waren in Regensburg und München aber auch über die Grenzen der beiden Städte verbreitet. Die weltlichen Kompositionen hingegen fanden nur wenig Beachtung. Renners kompositorisches Schaffen umfasst neben geistlichen Vokal- und Instrumentalwerken, weltliche Chor- und Sololieder sowie größere Kompositionen wie das Singspiel Joseph Haydn aus dem Jahr 1893 oder die Romantische Ouvertüre op. 38 von 1908. Im April 1916 spielte das Münchener Hösl-Quartett sein Streichquartett op. 32 zum ersten Mal in Regensburg. Die Kirchenmusik und die Orgelkompositionen bilden im Schaffen Renners die umfangreichste Gruppe, was sich aus seiner Tätigkeit als Organist erklären lässt. Neben seiner Arbeit als Organist, Pädagoge und Komponist widmete sich Renner auch der theoretischen Musikauseinandersetzung als Rezensent und Musikschriftsteller. Bereits in seiner Bludenzer Zeit entstanden erste Aufsätze, in denen er sich vermehrt für seinen Lehrer Joseph Rheinberger einsetzte.“[1]
Er gab fünf Messen von Rheinberger heraus und besprach diese im Musikalischen Jahrbuch 1909.
Joseph Renner entwickelte seinen Kompositionsstil auf der Grundlage der Kunst Joseph Reinbergers und der Münchner Schule. Wie bei seinem Lehrer war die Orgel der Ausgangspunkt. Mit einer gekonnten kontrapunktischen Arbeit verbindet Renner die satte Farbenpracht romantisch chromatischer Harmonik. Renommierte Künstler wie Max Reger und Karl Straube haben sein Schaffen gewürdigt.
Werke (Auswahl)
Missa in honorem S. Petri Apostoli op. 2, 1887
Zwölf Tonstücke verschiedenen Charakters für Orgel op. 19
I. Requiem für Stimme und Orgel obligat (oder für SAB und Orgel) op. 25
Erste Orgelsonate g-Moll – op. 29, Bludenz 1892, „Herrn Alexander Guilmant in Paris hochachtungsvoll gewidmet“.
16 Tonstücke nach Choralmelodien für Orgel op. 33
Messe in B-Dur op. 37
Zwölf Trios mit Rücksichtnahme auf leichten Pedalsatz für Orgel – op. 39[2]
3. Requiem – op. 40
Fünf Präludien für Orgel oder Harmonium – op. 41
Orgelsonate Nr. 2 c-Moll – op. 45
30 kurze und leichte Präludien für Orgel – op. 48
Erste Suite für Orgel – op. 56
Thema mit Variationen – op. 58 für Orgel
Zweite Suite für Orgel – op. 61
Zwölf Präludien für Orgel oder Harmonium – op. 67
Fest-Messe No.2, Op. 86
Fünf ausgewählte Orgelwerke
Geistliche Musik: Requiem at quatuor voces, 1888; Offertorium Tui sunt coeli, 1887; Te Deum, 1890; Ave Maria, 1896;
Vokalmusik: Lieder der Liebe, 1891; Drei leicht ausführbare Männerchöre, 1885; Drei Waldlieder, 1891
Instrumentalmusik: Ouvertüre a-Moll, 1887; An frohen Tagen, 1890; Serenade für Violine und Pianoforte, 1891; Zwei Stücke für Streichorchester, 1901
Bühnenmusik: Joseph Haydn, Singspiel 1893
Sonstiges
Joseph Renner jun. ist Namensgeber des 1987 gegründeten Renner-Ensembles aus Regensburg. Ebenso ist im Regensburger Stadtteil Galgenberg eine Straße nach ihm benannt.
Literatur
Georg Schwaiger (Hrsg.): Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. Regensburg 1989
Werner Huber: Leben und Werk des Regensburger Domorganisten und Komponisten Joseph Renner Jun (1868–1934): ein Beitrag zum süddeutschen Spät-Cäcilianismus. Tutzing 1991, ISBN 978-3-7952-0669-7.