Johann Saathoff

Johann Saathoff (2021)

Johann Saathoff (* 9. Dezember 1967 in Emden) ist ein deutscher Politiker (SPD). Seit 2013 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. Er ist seit 2021 Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat und seit 2024 zusätzlich Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz.

Familie und Ausbildung

Johann Saathoff wurde am 9. Dezember 1967 als Kind eines Hafenarbeiters und einer Netzstrickerin in Emden geboren.[1][2] Nach dem Abitur 1987 am Johannes-Althusius-Gymnasium in seiner Heimatstadt Emden begann er eine Verwaltungslaufbahn bei der Bezirksregierung Lüneburg, die er 1990 als Diplom-Verwaltungswirt (FH) abschloss. Saathoff war anschließend drei Jahre lang bei der Außenstelle Aurich der Bezirksregierung Weser-Ems tätig und danach zehn Jahre bis 2003 in der Verwaltung der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven zuletzt als Regierungsoberamtsrat (Leiter der Personalabteilung). Johann Saathoff ist verheiratet mit der Familientherapeutin Sonja Saathoff und hat fünf Kinder. Die Familie wohnt in Pewsum.[1]

Politische Laufbahn

Johann Saathoff ist seit 1989 Mitglied der SPD.[3] Saathoff wurde im Februar 2003 zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Krummhörn gewählt und in der Wahl im September 2011 in seinem Amt bestätigt. Im August 2013 wurde er zudem zum Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Aurich, der den Landkreis Aurich umfasst, gewählt.[4] Am 14. September 2019 wurde er mit 95 Prozent erneut im Amt bestätigt.[5]

Abgeordneter

Johann Saathoff im Deutschen Bundestag, 2019

Weil der Sozialdemokrat Garrelt Duin, der in den Bundestagswahlen im September 2005 und im September 2009 als direkt gewählter Abgeordneter nach Berlin gegangen war, am 21. Juni 2012 sein Bundestagsmandat niederlegte, um Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen zu werden, wurde ein neuer SPD-Kandidat für die Bundestagswahl 2013 gesucht. Duins Mandat hatte Gabriele Groneberg aus Cloppenburg übernommen,[6] der Wahlkreis war also zwischenzeitlich nicht durch einen direkt gewählten Abgeordneten vertreten. Saathoff galt bereits frühzeitig als potenzieller Nachfolger Duins.[7]

Saathoff wurde am 22. September 2013 mit 50,3 Prozent der Erststimmen (Zweitstimmenergebnis der SPD im Wahlkreis: 43,8 Prozent) als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Aurich – Emden in den Bundestag gewählt. Auf der Landesliste der SPD war er auf Platz 23 positioniert und damit nicht abgesichert.[8] Bei der Wiederwahl am 24. September 2017 erzielte er mit 49,6 Prozent der Erststimmen (Zweitstimmenergebnis der SPD im Wahlkreis: 37,8 Prozent) mit großem Abstand das bundesweit beste Erst- und Zweitstimmenergebnis der SPD.[9] Saathoff wurde bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 mit 52,8 % wiedergewählt.[10] Er erhielt hiermit bundesweit das beste Erststimmenergebnis.[11]

Saathoff ist nach Georg Peters, Carl Ewen, Jann-Peter Janssen und Garrelt Duin (alle SPD) der fünfte Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises seit 1949.

Im 19. Deutschen Bundestag war er ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Energie und seit Januar 2021 war er Mitglied im Auswärtigen Ausschuss[12] sowie stellvertretendes Mitglied im Unterausschuss Regionale Wirtschaftspolitik und ERP Wirtschaftspläne. Er war von 2013 bis 2015 Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft und bis 2015 stellvertretender agrarpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Ab 2015 bis zum Ende der 19. Wahlperiode war Johann Saathoff stellvertretender wirtschaftspolitischer Sprecher sowie energiepolitischer Koordinator seiner Fraktion und außerdem Lotse (Vorsitzender) der SPD-Küstengang. Seit Februar 2018 führt er die Landesgruppe der SPD Abgeordneten aus Niedersachsen und Bremen an. Außerdem gehört er zum erweiterten Fraktionsvorstand der SPD-Bundestagsfraktion. Seit August 2020 bis Dezember 2021 war er außerdem Koordinator für die zwischengesellschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Ländern der östlichen Partnerschaft.[13]

Am 2. März 2018 hielt er im Bundestag eine Rede zum Thema Landessprache, die teilweise in niederdeutscher Sprache abgefasst war.[14][15] Zur Forderung der AfD, Deutsch als Landessprache im Grundgesetz festzuschreiben, sagte er: „Düütschland word neet armer dör anner Spraken, Düütschland word rieker, un doarup motten wi stolt ween.“ (Johann Saathoff: Rede ‚Deutsch als Landessprache‘ im Deutschen Bundestag, deutsch: „Deutschland wird nicht ärmer durch andere Sprachen, Deutschland wird reicher, und darauf müssen wir stolz sein.“)[16] Im Januar 2021 gründete er mit anderen Abgeordneten eine Parlamentsgruppe Plattdeutsch.[17]

Ehrenamtlich engagiert er sich unter anderem als Deichrichter bei der Deichacht Krummhörn,[18] in der Ostfriesischen Landschaft und seit November 2020 ist er Mitglied des Kreistages im Landkreis Aurich.[19]

Seit dem 8. Dezember 2021 ist er Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser.[20] Nach dem Bruch der Ampelkoalition in Deutschland 2024 wurde Saathoff im November 2024 zudem von Bundesminister Volker Wissing zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz ernannt.[21]

Ehrungen

2022 wurde Saathoff mit dem Keerlke-Preis ausgezeichnet.[22]

Commons: Johann Saathoff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b johann-saathoff.de: Lebenslauf. Abgerufen am 19. September 2013.
  2. Oliver Das Gupta: So rot, so schwarz. In: Süddeutsche Zeitung. 23. August 2013, abgerufen am 19. September 2013.
  3. Deutscher Bundestag – Abgeordnete. Abgerufen am 3. Dezember 2020.
  4. Johann Saathoff zum Vorsitzenden der SPD im Unterbezirk Aurich gewählt (Memento vom 24. Januar 2016 im Internet Archive), auf johann-saathoff.de/, abgerufen am 19. September 2013.
  5. Johann Saathoff mit 95 Prozent erneut zum UB Vorsitzenden gewählt, auf spd-unterbezirk-aurich.de
  6. Ausgeschiedene Abgeordnete und deren Nachfolger. (Memento vom 31. Dezember 2013 im Internet Archive) Abgerufen am 19. September 2013.
  7. Fritz Harders: SPD-Spitzen für Johann Saathoff. In: Ostfriesen-Zeitung, 29. August 2012, abgerufen am 19. September 2013.
  8. Marco Hadem: Gabriel führt Landes-SPD in Wahlkampf. In: Nordwest-Zeitung. 17. Juni 2013, abgerufen am 19. September 2013.
  9. Marlene Grunert, Constantin van Lijnden: Sieger und Besiegte. Wer sein Mandat direkt erringt, zieht mit besonderem Stolz in den Bundestag ein. Ein Blick auf außergewöhnliche Wahlkreisergebnisse. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. September 2017, S. 16.
  10. Gewählte in Landeslisten der Parteien in Niedersachsen – Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 27. September 2021.
  11. Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Bundestagswahl 2021 in Aurich-Emden: SPD-Mann holt bestes Erststimmen-Ergebnis. Abgerufen am 27. September 2021.
  12. Deutscher Bundestag – Johann Saathoff. Abgerufen am 2. Februar 2021.
  13. Auswärtiges Amt: Der Koordinator für die zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Ländern der Östlichen Partnerschaft. Abgerufen am 2. Februar 2021.
  14. Deutscher Bundestag: Mediathek: Deutsch als Landessprache, Stand: 2. März 2018, Abruf: 2. März 2018, 14:09 Uhr MEZ.
  15. Birte Mühlhoff: „Dat is stuur natovolltrekken, wat de AfD drieven deit“. In: Zeit Online. 2. März 2018, abgerufen am 2. März 2018 (Interview mit Johann Saathoff).
  16. Sätze des Jahres. In: Der Spiegel Nr. 49a/2018, 5. Dezember 2018, S. 202 (Chronik 2018).
  17. Neue Parlamentsgruppe Plattdeutsch gegründet, auf länderzentrum-für-niederdeutsch.de
  18. Organisation. Deichacht Krummhörn, abgerufen am 18. September 2024.
  19. Saathoff lässt alle hinter sich. NWZOnline.de, 13. September 2021, abgerufen am 18. September 2024.
  20. Ein Gespräch, das die SPD in Erklärungsnot bringt. Süddeutsche Zeitung, 10. Februar 2022, abgerufen am 18. September 2024.
  21. Parlamentarischer Staatssekretär Johann Saathoff. In: bmj.de. Abgerufen am 29. November 2024.
  22. Ostfriesen-Oscar: Johann Saathoff erhält Keerlke-Preis 2022. In: ndr.de. Abgerufen am 19. November 2022.