Griesinger begab sich 1432 als Pilger nach Rom und trat 1441 nach einer Zeit als Landsknecht und Hausverwalter in Italien als Laienbruder in das Dominikanerkloster in Bologna ein, wo er bis zu seinem Tod künstlerisch tätig war.
Dass der Familienname des Bruders Griesinger war, sagt der Ulmer Dominikaner Felix Fabri in seiner Schrift Sionspilgerin bei der Beschreibung Bolognas. Der Laienbruder sei 80 Jahre alt geworden und habe tugendhaft gelebt. Er sei mit anderen Brüdern begraben worden, man habe aber aufgrund des großen Zulaufs zu seinem Grab, an dem auch Wunder geschehen würden, ihn in der Kirche beisetzen müssen.[1]
Papst Leo XII. erlaubte 1825 dem Erzbistum Bologna und dem Dominikanerorden seine Erwähnung im Offizium und in der Messe zum 11. Oktober.[2] Seine Reliquien befinden sich in der Dominikanerkirche in Bologna.[3][4]
Er gilt als Patron der Glasmaler.
Werke
Erhalten ist nur das Glasfenster der Kapelle der Notare (bzw. des Heiligen Kreuzes) in der Basilika San Petronio, das er 1464/66 nach einem Entwurf von Michele di Matteo schuf.[5] Seine Planung und Ausführung ist detailliert durch ein Ausgabenbuch belegt. In seinem Stil mische sich deutscher und italienischer Realismus, befand Jacob Burckhardt in seinem Cicerone (Erstausgabe 1855[6]).
Legende
1501 wurde eine von seinem Schüler Ambrosino da Soncino in Bologna auf Italienisch verfasste Lebensbeschreibung veröffentlicht.[7] Sie wurde in lateinischer Übersetzung in den Acta Sanctorum des Oktobers Band 5 wiedergegeben.[8]
Ein umfangreiches erbauliches Lebensbild in deutscher Sprache legte der Dominikaner Hieronymus Wilms 1922 vor.
Ikonographie
Als Darstellungen des Seligen sind bekannt (nach dem Alter geordnet):[9]
Bildnis des Giacinto Bellini (1612–1660) in der Basilika S. Domenico in Bologna, Cappella del Sacro Cuore[10]
Bild in einer Reihe von Dominikanerbildnissen im Dominikanerkloster Retz Anfang 18. Jahrhundert[14]
Kupferstich in dem von den Gebrüdern Klauber (diverse Auflagen ab 1737) in Augsburg herausgegebenen Annus Dierum Sanctorum[15]
Kupferstich in Manuel Amado: Compendio histórico [...]. Madrid 1829[16]
Ölgemälde von 1837/41 aus einer Serie zu Dominikanerheiligen im Museo Histórico Dominico in Santiago de Chile[17]
Holzschnitt in: Marianischer Festkalender für das katholische Volk Bd. 2 (1866).[18]
Ölgemälde von Nathaniel Westlake im Rotherham-Museum[19] und Entwurf für ein Mosaik (jeweils ca. 1868) im Victoria and Albert Museum[20] sowie Mosaik ebenda[21]
Frontispiz von Hieronymus Wilms: Der selige Jakob Griesinger aus Ulm, Laienbruder des Dominikanerordens. Dülmen 1922[23]
Bild (1927?) auf einem Relief in der Schwabenkapelle (gewidmet der Verehrung von Schwabenheiligen/Schwabenseligen) des Oblatenklosters Schemmerhofen[24]
Pedro de Ribadeneira und andere: Die Triumphirende Tugend […]. Band. 2. Augsburg/Dillingen 1712, S. 554–556 Google Books
Giovambattista Melloni: Atti o memorie degli uomini illustri in santità nati o morti in Bologna. Bd. 3, Bologna 1780, S. 224–272 Google Books.
[Johann Nepomuk] Sepp: Jakob Griesinger von Ulm, Patron der Glasmaler. Erfindung und Ausbreitung der Glasmalerkunst. In: Münster-Blätter 5 (1888), S. 37–51 PDF, Commons.
Eberhard Kasten: Griesinger Jakob. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 52, Saur, München u. a. 2006, ISBN 3-598-22792-2, S. 70.
M. Lechner: Jakob Griesinger von Ulm (Jacobus Alemannus). In: Lexikon der christlichen Ikonographie 7 (1968), Sp. 42
P. Venturino Alce OP: Jakob Griesinger. In: Kirchen und Klöster in Ulm. Ulm 1979, S. 216–225.
Innocentius Venchi OP: Catalogus Hagiographicus Ordinis Praedicatorum. Rom 2001, S. 207f. (PDF).
Thomas Beddies: Der Glasmaler Jakob Griesinger von Ulm (1407-1491) in Italien. In: Franz J. Felten (Hrsg.): Ein gefüllter Willkomm. Festschrift für Knut Schulz zum 65. Geburtstag. Shaker, Aachen 2002, ISBN 3-8322-0600-0, S. 287–301.
Werner Groß: Jakob Griesinger († 1491). In: Werner Groß, Wolfgang Urban: Suevia sancta. Schwäbische Glaubenszeugen. Schwabenverlag, Ostfildern 2004, ISBN 3-7966-1110-9, S. 229–234.
Knut Schulz: Wanderungen von Handwerkern, Künstlern und Spezialisten im spätmittelalterlichen Europa (14.-16. Jahrhundert). In: Almut Bues (Hrsg.): Martin Gruneweg (1562 – nach 1615). Ein europäischer Lebensweg. Wiesbaden 2009, S. 111–135, hier S. 120ff. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
↑Lechner Sp. 42. Ein in der Kirche befindliches Gemälde ist ohne nähere Angaben abgebildet auf historia-800years. Laut arteantica.eu (Memento vom 23. Januar 2016 im Internet Archive) handelt es sich um das Bild von Bellini.
↑Abbildung: Fra Giacomo da Ulma (1407–1491). In: bbc.co.uk. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 9. Januar 2015.