Jörg Lücke war das einzige Kind des Verwalters der Staatsdomäne Beberbeck Georg Lücke und der Offizierstochter Gertrud Lücke (geborene Schütze). Er ging in Beberbeck zur Grundschule und später in Göttingen auf das Felix-Klein-Gymnasium.
Nach Erlangung der Hochschulreife im Jahr 1964 studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Göttingen und Heidelberg. 1969 bestand er in Celle die erste juristische Staatsprüfung. Anfang 1970 erfolgte die Aufnahme in den juristischen Vorbereitungsdienst des Landes Niedersachsen am Oberlandesgericht Celle. Während des Vorbereitungsdienstes verfasste er als Assistent an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen seine DissertationDie (Un-)Zumutbarkeit als allgemeine Grenze öffentlich-rechtlicher Pflichten des Bürgers und wurde 1972 zum Doktor der Rechtepromoviert. Die Arbeit wurde von Professor Dr. Hans Hugo Klein betreut. 1974 bestand er die zweite juristische Staatsprüfung.
Im akademischen Jahr 1974/1975 studierte er als DAAD-Stipendiat an der Boalt Hall School of Law der University of California, Berkeley (USA) und erwarb dort den akademischen Grad eines Master of Laws (LL. M.).
Werdegang und Ämter
Nach Rückkehr aus den USA erfolgte im Jahr 1975 zunächst eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Genf. Ab 1976 war er Persönlicher Referent des Präsidenten der Eberhard Karls Universität Tübingen. Im September 1976 erfolgte die Einstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und schließlich im Jahr 1977 mit der Ernennung zum Regierungsrat die Übernahme in den höheren Dienst des Bundes. 1979 erfolgte eine viermonatige Abordnung an die UNESCO in Paris zur Fortbildung von Angehörigen des höheren Dienstes für internationale Aufgaben. Ab Ende 1979 erfolgte eine Abordnung an das Bundesministerium der Justiz. Während seiner Tätigkeit in den Bundesministerien veröffentlichte er mehrere Monographien und zahlreiche Aufsätze. 1984 erfolgte die Abordnung an die Universität Hamburg zur Verwaltung des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Staatslehre und schließlich im Wege der kumulativen Habilitation die Ernennung zum Universitätsprofessor.
Seine Forschungsschwerpunkte waren das inländische und ausländische Verfassungsrecht, hier insbesondere die Herleitung von Begrenzungen des Staats („Schranken-Schranken“) hinsichtlich (neuer) staatlicher Handlungsformen und Verhaltensweisen gegenüber dem Bürger unmittelbar aus dem Grundgesetz, weiterhin Gesetzgebungslehre sowie das öffentlich-rechtliche Umwelt- und Rundfunkrecht.
Jörg Lücke war als Professor bei den Studenten wegen der Auflockerung der Lehrveranstaltungen durch Einladung von Persönlichkeiten aus Politik, Rechtsprechung und Wirtschaft, strukturierte Wiederholungen, grafische Aufbereitung des Stoffes, Frage-&-Antwort-„Gewinnspiele“, Fahrten zu mündlichen Verhandlungen des Bundesverfassungsgerichts, Organisation von Erstsemester-Partys und seine stets zugängliche und freundliche Art sehr beliebt.
Veröffentlichungen (chronologische Auswahl)
Die (Un-)Zumutbarkeit als allgemeine Grenze öffentlich-rechtlicher Pflichten des Bürgers, Schriften zum öffentlichen Recht, Band 227, Duncker & Humblot, Berlin 1973
Amerikanische Enteignungsrechtsprechung und deutsche Parallelen, Verwaltungsarchiv, Band 67, Carl Heymanns Verlag, Köln u. a. 1976
Freiheit des Rundfunks und Informationsrecht des Bürgers, Die Verwaltung, Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1977
Bundesfreundliches und bürgerfreundliches Verhalten, Der Staat, Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1978
Rechtsstaatsprinzip und Staatshaftungsreform, Archiv des öffentlichen Rechts, Band 104, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1979
Ein internationales „Recht auf Kommunikation“ – zu den Bemühungen der UNESCO um ein individuelles, staatliches, kollektives und institutionelles Recht auf Kommunikation -, Recht und Staat, Band 494/495, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1979
Das Gebot der Rücksichtnahme in der länderüberschreitenden Raumordnung, Verwaltungsarchiv, Band 70, Carl Heymanns Verlag, Köln u. a. 1979
Das Baugebot – ein wirksames Instrument des Bodenrechts?, Studien zum öffentlichen Recht und zur Lehre, Band 25, Verlag Vahlen, München 1980
Staatszielbestimmungen und Gesetzgebungsaufträge, Archiv des öffentlichen Rechts, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1982
Die stattgebende Entscheidung im verfassungsgerichtlichen Organstreitverfahren und ihre Konsequenzen, Juristenzeitung, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1983
Begründungszwang und Verfassung, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1987
Umweltschutz und Verfassung in der DDR, Gedächtnisschrift für Wolfgang Martens, Walter de Gruyter, Berlin 1987
Das Umweltschutzrecht der DDR, Schriften zum Umweltrecht, Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1988
AIDS im amerikanischen und deutschen Recht, Schriftenreihe Medizinrecht, Springer-Verlag, Berlin u. a. 1989
Vorläufige Staatsakte, Jus Publicum, Band 2, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1991
Grundrechte in einer neuen südafrikanischen Verfassung, Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Band 52, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1992
Notkompetenzen im Lichte der Verfassung, Festschrift für Werner Thieme, Carl Heymanns Verlag, Köln u. a. 1993
Die Berufsfreiheit – eine Rückbesinnung auf den Text des Art. 12 Abs. 1 GG, Schriften zum Wirtschaftsverfassungs- und Wirtschaftsverwaltungsrecht, Band 32, C.F. Müller, Heidelberg 1994
Zur Dogmatik der kollektiven Glaubensfreiheit – eine Neubestimmung des Verhältnisses von Kirche und Staat am Beispiel des staatlichen Rechtsschutzes gegenüber Maßnahmen der Religionsgesellschaften, Europäische Grundrechte Zeitschrift, N. P. Engel Verlag, Straßburg u. a. 1995
Universales Verfassungsrecht, Völkerrecht und Schutz der Umwelt, Archiv des Völkerrechts, Band 35, Mohr Siebeck, Tübingen 1997
Die „allgemeinen“ Gesetze (Art. 5 Abs. 2 GG) – Versuch einer Neuinterpretation, Heidelberger Forum, Band 103, C.F. Müller, Heidelberg 1998
Die Weimarer Kirchengutsgarantie als Bestandteil des Grundgesetzes, Juristen Zeitung, Mohr Siebeck, Tübingen 1998
Entstehung der neuen südafrikanischen Verfassung, Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart, Band 47, Mohr Siebeck, Tübingen 1999
Die Drittwirkung der Grundrechte anhand des Art. 19 Abs. 3 GG, Juristen Zeitung, Mohr Siebeck, Tübingen 1999
Legaldefinition und Verfassung, Völkerrecht und deutsches Recht, Festschrift für Walter Rudolf, Verlag C.H. Beck, München 2001
Zur Europarechtskonformität der Deutschen-Grundrechte, Europarecht, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2001
Die allgemeine Gesetzgebungsordnung, Zeitschrift für Gesetzgebung, C.F. Müller, Heidelberg 2001
Der additive Grundrechtseingriff sowie das Verbot der übermäßigen Gesamtbelastung des Bürgers, Deutsches Verwaltungsblatt, Carl Heymanns Verlag, Köln u. a. 2001
Die spezifischen Schranken des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und ihre Geltung für die vorbehaltlosen Grundrechte, Die öffentliche Verwaltung, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2002
Das universale Verfassungsrecht als Quelle eines Weltgemeinschaftsrechts zur Lösung globaler rechtspolitischer Probleme – Eine Darstellung am Beispiel des Schutzes menschlicher Embryonen, Medizinrecht, Verlag C.H. Beck, München 2002
Fälle mit Lösungen für Anfänger im öffentlichen Recht – Staatsrecht mit Methodik (mit Prof. Dr. Dieter Kugelmann), Luchterhand, Verlagsgruppe Wolters Kluwer, 1. Auflage, München 2004.
Daneben kommentierte er Art. 76–82 sowie 119 GG der ersten bis dritten Auflage des Grundgesetzkommentars von Michael Sachs (Hrsg.) sowie Art. 8–16 der Landesverfassung Rheinland-Pfalz im Kommentar zu dieser von Christoph Grimm/Peter Caesar (Hrsg.).