Buttgereit ist durch seine Filme Nekromantik und Schramm im deutschen Horrorfilm- und Splattergenre bekannt geworden. Diese Filme sind auch in Japan, Großbritannien und in den USA erschienen. Als Regisseur war er für Langfilme tätig, die man dem Horrorfilm und dem Kunstfilm zurechnen kann. In den frühen 1980er Jahren führte er in der Künstlerkneipe Risiko in seiner Heimatstadt Berlin, in der Blixa Bargeld hinter dem Tresen arbeitete und die nicht mehr existiert, erste selbstgedrehte Kurzfilme auf seinem mitgebrachten Super-8-Projektor vor. Im Risiko feierte Buttgereit 1981 die Uraufführung seines Kurzfilms „Blutige Exzesse im Führerbunker“. Außerdem zeigte Buttgereit sein filmisches Frühwerk im Punk-Rock-Musikclub SO36.[1]
Im Mai 2005 inszenierte er das Ramones-Musical Gabba Gabba Hey im Berliner Columbiaclub.[1] 2006 gab er ein Buch über das japanische „Riesen-Monster-Kino“ heraus, in dem sich Autoren mit Godzilla und ähnlichen Monstern auseinandersetzen. „Godzilla“ ist eines von Buttgereits Lieblingsthemen, mit dem er sich bereits in zwei Hörfunk-Arbeiten, einem Dokumentarfilm und zwei Büchern beschäftigt hat.
Im November 2007 hatte das Theaterstück Captain Berlin vs. Hitler Premiere im Hebbel-Theater „(HAU1)“ in Berlin. Das Stück basiert auf Buttgereits eigenem Hörspiel Captain Berlin vs. Dracula, das 2006 für den Westdeutschen Rundfunk entstand. Buttgereit bearbeitete und inszenierte das Stück für die Bühne und hatte einen Auftritt als aus Leichenteilen deutscher Soldaten zusammengeflicktes Monster Germanikus. Die Figur des deutschen Superhelden Captain Berlin wurde von Buttgereit 1982 für einen Kurzfilm erdacht. Seit 2013 erscheint im Weissblech Verlag die Comicserie Captain Berlin, für die Buttgereit als Autor und Redakteur verantwortlich zeichnet.
Von März 2009 bis März 2010 inszenierte Buttgereit im Hebbel-Theater eine fünfteilige Reihe Buttgereits Filmlektionen[2] unter dem Titel RoughCuts, in der er zu verschiedenen Filmgenres Vorträge, Performances und Filmgespräche auf die Bühne brachte.
Im Film Making of Süße Stuten 7 – Die Porno-Comedy (2009) spielt Buttgereit die Rolle eines Porno-Regisseurs.
2011 inszenierte Buttgereit im Studio des Schauspiel Dortmund eine Bühnenfassung seiner Hörspiele Sexmonster und Green Frankenstein. 2012 folgte die Inszenierung einer Bühnenfassung seines Hörspiels Ed Gein Superstar unter dem Titel Kannibale und Liebe im Studio des Schauspiel Dortmund. Im Jahr darauf inszenierte Buttgereit im Studio des Schauspiel Dortmund eine Bühnenfassung von Bernard Pomerances Broadwaystück The Elephant Man, die den Fall des Joseph Merrick thematisierte. 2014 inszenierte er sein Theaterstück Nosferatu lebt! und 2015 Besessen erneut im Studio des Schauspiel Dortmund.
In seiner Jugend machte Jörg Buttgereit 1980 eine Ausbildung zum Schauwerbegestalter im Kaufhaus Wertheim in Berlin. In der Berufsschule lernte er Dirk Felsenheimer kennen, der ebenfalls eine Berufsausbildung zum Schauwerbegestalter bei einem Herrenausstatter machte und später unter dem PseudonymBela B Schlagzeuger der Punk-Rock-Band Die Ärzte wurde.[3] Felsenheimer trug damals einen Aufnäher mit dem Konterfei des Frankenstein-Schauspielers Boris Karloff auf seiner Kleidung, der Buttgereits Aufmerksamkeit erregte, weshalb er Felsenheimer auf den Aufnäher in der Schule ansprach. Über ihre gemeinsame Vorliebe für die Rockband Kiss wurden die beiden schließlich Freunde. 1982 wirkte Dirk Felsenheimer in Jörg Buttgereits Kurzfilm Captain Berlin – Retter der Welt mit, in diesem Film trägt Dirk „Bela B.“ Felsenheimer eine Hulk-Maske.[4] Darüber hinaus spielt Bela B in den Buttgereit-Kurzfilmen Manne – the Muwi von 1981, in dem Bela B den Vater von Buttgereit verkörpert, und Der Gollob, in dem Felsenheimer einen Wissenschaftler darstellt, von 1983 mit.[1] In den 1980er Jahren arbeitete Jörg Buttgereit als Roadie für die Berliner Konzertagentur Loft Concerts GmbH, die Konzerte von Bands wie den Ramones, Beastie Boys und Einstürzende Neubauten veranstaltete.[1][5]
In Bezug auf sein Kunstverständnis und seine Arbeit als Filmkritiker erklärte Jörg Buttgereit im Podcast „Der Soundtrack meines Lebens“ des Musikmagazins Visions im Juli 2022: „Ich bin ein großer Verfechter der Trivialkultur. Ich schreibe lieber Sachen über Filmemacher wie Ed Wood oder Doris Wishman, die Sexploitation-Queen, als über Godard. Ich bin doch eher Fachmann für das Grobe. Dieses Kunstlabel musste ich damals mir auf die Stirn schreiben, weil meine Filme verboten waren und die nur wiederveröffentlicht werden konnten, wenn sie per Gericht zur Kunst erklärt werden, völlig bizarr.“[1]
Filmografie (Regie)
1977: Interview with Frankenstein (3 min.)
1980: Der explodierende Turnschuh (2 min.)
1981: Manne – the Muwi (10 min.), Mein Papi (Originalfassung) (8 min.), Ogar der Häßliche (6 Min)
1982: Der Trend – Punkrocker erzählen aus ihrem Leben (25 min.), Captain Berlin – Retter der Welt (15 min.), Blutige Exzesse im Führerbunker (6 min.)
1983: Der Gollob (25 min.), ohne Titel (45 s, Kurzfilmbeitrag Nr. 12 in Über Nacht berühmt, Prod. Stiletto, Unternehmen von der Hand in den Mund)[6]
1997: Rise up (Musik-Clip für Die Krupps), Ein subversiver Romantiker im deutschen Horrorfilm (TV-Dokumentation von Alexander Kluge, dctp), Die gläsernen Sarkophage (TV-Dokumentation für dctp)
2006: Suche Kontakt (Musik-Video der Band Cockbirds, Buch und Regie, Download-Möglichkeit auf der Website (Memento vom 14. Dezember 2007 im Internet Archive) der Band)
Die lebenden Toten oder: Monsters of Reality, Premiere am 4. März 2017 im Schauspiel Essen
Jörg Buttgereit`s Nackt und Zerfleischt, Gesprächsreihe im Theater Dortmund. Uraufführung am 13. Januar 2018
Im Studio hört Dich niemand schreien, Uraufführung am 16. September 2018 im Theater Dortmund
Nackt & Mutiert, Gesprächsreihe mit Jörg Buttgereit und Christian Fuchs im Volkstheater Wien. Uraufführung im September 2021.
Bibliografie
1998: Sex Murder Art – The Films of Jörg Buttgereit (Autor: David Kerekes)
1998: Monster aus Japan greifen an. Godzilla, Gamera und Co
2000: „It’s only a movie“. In: Heide Baumann und Clemens Schwender (Hrsg.): Kursbuch Neue Medien. Ein Reality-Check. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, München, S. 198–204
2001: Nightmares in Plastic (Co-Autoren: Thomas Ecke, und Rainer F. Engel)
2004: Alternative Europe – Eurotrash and Exploitation Cinema (Autoren: Ernest Mathijs und Xavier Mendik)
2006: Japan – Die Monsterinsel. Godzilla, Gamera, Frankenstein und Co.
2007: Nekromantik (Herausgeber)
2013: Captain Berlin #1 (Comic, Autor)
2014: Captain Berlin 2: Hitlers Homunkulus greift an! (Comic, Autor)
↑Musikmagazin Rock Hard, Nr. 423, September 2022, 40. Jahrgang: „Streiflichter Metal und Horror: Der Todesking packt aus“ Vierseitiges Interview mit Filmemacher Jörg Buttgereit von Autor Matthias Mader. Rock Hard Verlags- und Handels-GmbH, Dortmund. S. 48–51
↑Podcast „Der Soundtrack meines Lebens“: Folge 29 mit Jörg Buttgereit Interview mit Jörg Buttgereit (Folge 29, Staffel 3) von Redakteur Jan Schwarzkamp auf www.visions.de (Visions), 20. Juli 2022. Ab Minute 57:03 erzählt Buttgereit über seine Freundschaft und künstlerische Zusammenarbeit mit Dirk „Bela B.“ Felsenheimer.
↑Musikmagazin Rock Hard, Nr. 423, September 2022, 40. Jahrgang: „Streiflichter Metal und Horror: Der Todesking packt aus“ Vierseitiges Interview mit Filmemacher Jörg Buttgereit von Autor Matthias Mader. Rock Hard Verlags- und Handels-GmbH, Dortmund. S. 48–51