Hildegard Nickel studierte 1968 bis 1972 Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin und erhielt dort 1973 ihr Diplom.[1] Sie war im Anschluss, von 1972 bis 1976, dort Forschungsstudentin im Fach Soziologie und zugleich als Vortragende tätig. 1977 promovierte sie zum Dr. phil. Sodann arbeitete sie zehn Jahre als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Soziologie des Bildungswesens an der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, erhielt 1985 die Lehrbefähigung (Facultas docendi) für das Lehrgebiet Bildungssoziologie und promovierte 1986 zum Dr. sc. phil.[2] Im Jahr 1989 war sie Mitbegründerin des Zentrums für interdisziplinäre Frauenforschung (heute: Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien) an der Humboldt-Universität.[3]
Sie wurde 1987 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und übte dort 1990 bis 1993 das Amt der Dekanin des Fachbereiches Sozialwissenschaften aus. 1992 wurde sie als Professorin an das neu gegründete Institut für Sozialwissenschaften für das Lehrgebiet Soziologie von Familie, Jugend und Geschlechterverhältnissen berufen, heute: Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse. 2015 wurde Nickel emeritiert.[4] Ihre Professur übernahm Christine Wimbauer.[2]
Von Februar bis August 2002, während der Amtszeit von Gregor Gysi als Senator, war Nickel parteilose Staatssekretärin für Wirtschaft, Arbeit und Frauen beim Berliner Senat.[5][6] Mit dem Rücktritt Gysis legte sie ebenfalls ihr Amt nieder.[7][8]
Vor dem Hintergrund des grundlegenden Wandels in der Arbeitswelt für Angehörige der Neuen Bundesländer fokussierte sie Anfang der 1990er Jahre zunächst auf gesellschaftliche Transformationsprozesse im Bereich der Arbeitssoziologie mit einem Augenmerk darauf, wie diese Prozesse die Rolle der Frauen aus Ostdeutschland in besonderem Maße betrafen. Die westdeutsche Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik war zu dieser Zeit stark durch das männliche Ernährermodell geprägt, während ostdeutsche Frauen zum Großteil voll erwerbstätig waren und diese Unabhängigkeit schätzten.[10]
mit Hasko Hüning, Michael Frey: Subjektivierung, Verunsicherung, Eigensinn: Auf der Suche nach Gestaltungspotenzialen für eine neue Arbeits- und Geschlechterpolitik. Edition Sigma, Berlin 2008, ISBN 978-3-836086-86-8.
mit Andreas Heilmann, Hasko Hüning, Max Lill: Geschlechterpolitik in Krisenzeiten: Eine Fallstudie im Bankensektor. Edition Sigma, Berlin 2014, ISBN 978-3-836087-69-8.
mit Hasko Hüning, Michael Frey, Max Lill: Reproduktion. Partizipation. Sozialbeziehungen. Fach- und Führungskräfte in der betrieblichen Transformation. Reihe: Arbeitsgesellschaft im Wandel, hrsg. v. Brigitte Aulenbacher, Birgit Riegraf. Beltz Juventa, Weinheim und Basel 2021, ISBN 978-3-779930-56-3.
Herausgeberschaften
mit Jürgen Kühl, Sabine Schenk (Hrsg.): Erwerbsarbeit und Beschäftigung im Umbruch. KSPW:Transformationsprozesse. Schriftenreihe der Kommission für die Erforschung des Sozialen und Politischen in den neuen Bundesländern. Bd. 2. 2. durchgesehene Aufl. Verlag Leske + Budrich, Opladen 1996, ISBN 978-3-810015-78-5.
mit Susanne Völker, Hasko Hüning (Hrsg.): Transformation – Unternehmensreorganisation – Geschlechterforschung. Reihe: Geschlecht und Gesellschaft, Band 22. Leske + Budrich, Opladen 1999, ISBN 978-3-810023-99-5.
mit Eva Kolinsky: Reinventing Gender: Women in Eastern Germany Since Unification. Frank Cass Publishers, London 2003, ISBN 978-0-714683-11-9.
mit Karin Lohr (Hrsg.): Subjektivierung von Arbeit – Riskante Chancen. Reihe: Forum Frauenforschung, Band 18. Westfälisches Dampfboot, Münster 2005, 2. Auflage 2009, ISBN 978-3-896912-18-3.
mit Andreas Heilmann (Hrsg.): Krise, Kritik, Allianzen: Arbeits- und geschlechtersoziologische Perspektiven. Reihe: Arbeitsgesellschaft im Wandel, hrsg. v. Brigitte Aulenbacher, Birgit Riegraf. Beltz Juventa, Weinheim und Basel 2013, ISBN 978-3-779930-41-9.
Literatur
Frauenforschung und Muttipolitik. in: Gerda Szepansky: Die stille Emanzipation. Frauen in der DDR. Fischer-Taschenbuch-Verl., Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-596-12075-6.
↑Hildegard Maria Nickel: Biographische Notiz. In: Ulrike Vogel (Hrsg.): Wege in die Soziologie und die Frauen- und Geschlechterforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-14966-0, S.261–273, doi:10.1007/978-3-531-90078-0_22.
↑Sandra Dassler: Neue Frauen hat das Land. In: tagesspiegel.de. 1. Oktober 2004, abgerufen am 30. Juli 2021.
↑Hildegard Maria Nickel: Mit welchem feministischen Thema haben Sie sich vor 20 Jahren beschäftigt? In: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft. Band26, Nr.1, 2017, ISSN1433-6359, S.174–175, doi:10.3224/feminapolitica.v26i1.24 (ssoar.info [abgerufen am 30. Juli 2021]).
↑Hildegard Maria Nickel. Preisträgerin 1994. In: Universität Siegen (Hrsg.): Helge-Pross-Preis: Preisträgerinnen. S.1 (uni-siegen.de [PDF]).