Herrlingen
Herrlingen ist ein Stadtteil der Stadt Blaustein in Baden-Württemberg nahe Ulm. GeographieHerrlingen liegt an der Mündung der Lauter in die Blau, rund acht Kilometer westlich von Ulm. GeschichteDas heutige Herrlingen geht auf den Bau der Burg Horningen (später: Schloss Oberherrlingen) im 11. oder 12. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1588 wurde durch die Herren von Bernhausen, die im Blautal mehrere Besitztümer hatten, die Burg Oberherrlingen zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Es wurde daraufhin zu deren ständigen Residenz. Das Schloss befindet sich heute in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Durch die Mediatisierung fiel Herrlingen 1806 an das Königreich Bayern und gemäß dem Grenzvertrag zwischen Bayern und Württemberg 1810 an das Königreich Württemberg. Herrlingen wurde dem Oberamt Blaubeuren unterstellt. Mit der Eröffnung des ersten Abschnitts der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen erhielt Herrlingen 1868 Anschluss an das Schienennetz der Württembergischen Eisenbahn. 1938 kam der Ort zum Landkreis Ulm. Herrlingen war bis Ende 1974 eine eigenständige Gemeinde, im Zuge der Gemeindereform wurde Herrlingen mit Weidach am 1. Januar 1975 nach erbittertem Widerstand und verlorener Normenkontrollklage in die erst 1968 gegründete Gemeinde Blaustein eingemeindet.[3] EinwohnerentwicklungEinwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze). Die Einwohnerzahlen bis 1970 sind inkl. des damals zu Herrlingen gehörenden Ortes Weidach. Hier fehlt eine Grafik, die leider im Moment aus technischen Gründen nicht angezeigt werden kann. Wir arbeiten daran! Wappen
Kultur und SehenswürdigkeitenMit der Theaterei unter der Leitung von Edith Ehrhardt besitzt Herrlingen eine erfolgreiche und bekannte Schauspielbühne mit 120 Plätzen. Seit 2010 gibt es in Ehrenstein während der Sommermonate die „Zelt-Theaterei“ zwischen „Bad Blau“ und dem Lixstadion. 2016 richtete das Theater das 12. Festival Baden-Württembergischer Privattheater aus. Der Lindenhof wurde als Landsitz für die Ulmer Industriellenfamilie Wieland 1905 vom Münchner Architekten Richard Riemerschmid im Jugendstil erbaut. Das Herzstück bildet die Villa Lindenhof. Inzwischen stehen im Lindenhof zusätzlich die Herrlinger Grund- und Hauptschule (Lindenhofschule) und die Sporthalle. Heute werden die Villa und das Sommerhaus von mehreren Vereinen als Vereinsheim genutzt. In der Villa ist zusätzlich das Museum Lebenslinien untergebracht, das bis 2018 ausschließlich dem Leben Erwin Rommels gewidmet war, inzwischen aber auch das Andenken an andere Persönlichkeiten mit Bezug zu Herrlingen (darunter mehrere Personen jüdischen Glaubens) wachhalten soll. Daneben erfüllt die Villa auch die Funktion eines Kulturzentrums.
Am 8. und 9. November 1947 fand im Haus Waldfrieden in Herrlingen das zweite Treffen der Gruppe 47 statt, an welchem etwa zwanzig Schriftsteller teilnahmen, darunter Alfred Andersch und Walter Kolbenhoff. Eingeladen worden war die Gruppe von dem Ehepaar Hanns Arens und Odette Arens.[7][8] Die dem Apostel Andreas gewidmete Kirche in Herrlingen wurde erstmals 1275 genannt. Wegen Einsturzgefahr wurde sie jedoch in den Jahren 1813/14 abgetragen. Von dieser ehemaligen Kirche gibt es lediglich noch eine vage Zeichnung. Die heutige katholische St.-Andreas-Kirche wurde 1815 geplant und ist wesentlich größer als ihre Vorgängerin und steht etwas weiter von der Lauter entfernt als diese. Am 14. Oktober 1818 wurde die neue Kirche von Bischof Johann Baptist von Keller geweiht. Die evangelische Auferstehungskirche, 1965 vom Stuttgarter Architekten Paul Heim jun. (Bauleitung Architekt Folker Mayer, Ulm) auf achteckigem Grundriss in Beton-Skelettbauweise, Ausmauerung mit behauenen Gauinger Süßwasserkalksteinen und mit Holz-Zeltdach errichtet,[9] wurde damals mit künstlerisch und theologisch sehr ausgereiften Arbeiten des Blaubeurener Bildhauers Otto Müller (1905 Stuttgart bis 1967 Blaubeuren) ausgestattet: außen am Eingang fünfzehn Beton-Tiefrelief-Platten mit Szenen aus dem Leben Jesu (je 3 von oben nach unten: Geburt, Anbetung, Flucht; Taufe, Versuchung, Bergpredigt; Heimkehr des Sohnes, Heilung des Gelähmten, Auferweckung des Lazarus; Fußwaschung, Abendmahl, Gethsemane; Kreuztragung, Tod, Kreuzabnahme) und innen drei Betonglas-Chorfenster mit dem Gesamtthema Auferstehung (links: Simson, der in apokrypher, nichtbiblischer Literatur das verschlossene Stadttor von Gaza aufbricht, deutet voraus auf Christus, der aufersteht und das Tor der Hölle zerbricht; Mitte: Christi Auferstehung; rechts: Nikodemus mit der ehernen Schlange nach Joh 3,14 LUTf: der Gläubige erfährt Heilung und ewiges Leben, wenn er auf den Gekreuzigten und Auferstandenen blickt wie die Israeliten auf die Schlange nach Num 21,6–9 LUT). Wirtschaft und InfrastrukturHerrlingen ist geprägt durch den Abbau von Kalkstein. Ein großer Steinbruch (Betrieb der Märker-Gruppe) nebst den erforderlichen Hochöfen zum Brennen von Baukalk befindet sich am östlichen Ortsrand. Die Anlagen an der B28 wurden zwischenzeitlich vollständig zurückgebaut. Die Hermann-Holbein-Fahrzeugbau baute in Herrlingen von 1946 bis 1950 unter der Marke HH Rennfahrzeuge der Formel 2 mit BMW-Motoren und nahm an verschiedenen Rennen teil. Es wurden auch fast 300 Kleinwagen Champion gebaut.[10] VerkehrHerrlingen liegt direkt an der Bundesstraße 28 zwischen Ulm und Blaubeuren sowie an der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen. Es halten im Halbstundentakt (wochenends stündlich) Züge der Regio-S-Bahn Donau-Iller. Mehrere Buslinien der DING (Donau-Iller-Nahverkehrsverbund) verbinden Herrlingen mit weiteren Stadtteilen der Stadt Blaustein sowie Ulm, Laichingen und anderen Orten in der Umgebung. BildungIn Herrlingen gibt es eine Grundschule (Lindenhofschule), die seit 2008 Ganztagsschule ist, und zwei Kindergärten. Weiterführende Schulen gibt es in Blaustein (Realschule) und Ulm bzw. Blaubeuren (Gymnasien). Persönlichkeiten
Einzelnachweise
Literatur
WeblinksCommons: Herrlingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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