Medizingeschichtliche Bedeutung erlangte er bereits im Jahr 1927 als Assistenzarzt in Basel gemeinsam mit Heinrich Heusser, als sie im Zusammenhang mit der Versorgung von Schwerbrandverletzten auf Georg Ganters Artikel Ueber die Beseitigung giftiger Stoffe aus dem Blute durch Dialyse (1923)[11] aufmerksam wurden[12] und Patienten mit akutem Nierenversagen als Erste mit einer kontinuierlichen Peritonealdialyse unter Verwendung von zwei Kathetern und einem Dialysat aus einer auf 42 Grad Celsius erwärmten Ringer-Lösung mit zwei- bis fünfprozentigem Glukoselösungszusatz behandelten und eine Senkung des Harnstoffspiegels im Blut nachweisen konnten. Dieser biochemische Erfolg[13] gilt als einer der Grundsteine für die heute weit verbreitete therapeutisch induzierte Peritonealdialyse am Menschen.[14][15] In ihrem auf vertiefenden Experimenten an Hunden basierenden Fachartikel Untersuchungen über Peritonealdialyse (1927), in dem sie das Problem einer zu geringen Flussrate erkannten[16] („Heusser und Werder fanden bei der gleichen Versuchsanordnung, daß die Leistung des Peritoneums als Ausscheidungsfläche für kristalloidgelöste Stoffe es bei ausgiebiger Spülung mit der Leistung der Niere aufnehmen und sie unter Umständen übertreffen kann.“[17]), postulierten sie schliesslich vier Indikationen für das Verfahren am Menschen.[18]
Ab Mai 1965 erschien ein vierteiliger Gastbeitrag Werders zur Geschichte des Roten Kreuzes(Die Zeit muss für eine Idee reif sein) im Liechtensteiner Volksblatt. Im gleichen Jahr leitete er in Buchs einen Lehrgang zur Ausbildung von zwölf neuen Hilfslehrern des Samariterbundes, darunter zwei Liechtensteiner.[23] Die Samariter-Hilfslehrer leiteten in der Schweiz und in Liechtenstein die Kurse und Übungen der Sanitäter des Zivilschutzes und wurden 1966 durch halbprofessionelle Samariterlehrer ersetzt.[24] 1967 setzte sich Werder aus Altersgründen zur Ruhe.
Wegen der Mitversorgung auch liechtensteinischer Patienten in Grabs (Liechtenstein hatte zur Wirkungszeit Werders kein eigenes Spital) richtete die Regierung des Fürstentums zu seinem Ruhestand eine zusätzliche Feier in Liechtenstein aus. Regierungsrat Andreas Vogt betonte: «Tag und Nacht sich selbst nicht schonend, war er auch für die liechtensteinischen Patienten zur Hilfe bereit, und mehr als das: Wie viele Familien aus unserem Lande kannte er, war ihnen Berater in Zeiten der Not, gab ihnen Hoffnung und Zuspruch. So darf ich ihm nicht nur danken für unsere Regierung, sondern für ungezählte Liechtensteiner einen aufrichtigen und wohlverdienten Dank aussprechen.» Der Schweizer Politiker Gottfried Hoby bezeichnete Werder als «grossen Humanisten».[25]
Der Schriftsteller Curt Goetz widmete Werder 1958 drei Einakter für das Theater (Die Rache, Der Herbst und Die Kommode). Goetz betonte in seiner «Zueignung» der zunächst unter dem Titel Alte Möbel uraufgeführten und später als Miniaturen auch in Buchform veröffentlichten Stücke, dass sie ohne Werders «chirurgische Kunst (…) nicht mehr entstanden wären», und setzte hinzu: «Möge die Literatur ihm (Werder) verzeihen.» Herbert Ihering folgend seien allein «diese zwei Sätze (…) der ganze Curt Goetz. Seine Ironie und seine Melancholie.»[27] Die Stücke wurden – oft mit explizitem Verweis auf Werder[28][29] – über die Landesgrenzen hinweg aufgeführt, erschienen bearbeitet auf diversen Tonträgern, wurden in Deutschland, Österreich und der Schweiz für das Radio eingerichtet sowie für das deutsche und österreichische Fernsehen verfilmt.
Who’s who in Switzerland, including the Principality of Liechtenstein 1964-65. A Biographical Dictionary containing about 3300 biographies of prominent people in and of Switzerland (including the Principality of Liechtenstein). Genf 1964, S. 645–646.
Albert Bruckner (Hrsg.): Neue Schweizer Biografie. Basel 1938.
↑Werder, Hermann Heinrich Gustav (1901–1984), Chefarzt und Oberst. In: Bürgerbuch 1990. Ortsbürgergemeinde St. Gallen. Zollikofer, St. Gallen 1990, S. 1173.
↑Index-catalogue of the Library of the Surgeon-General’s Office, United States Army; Authors and Subjects. Third Series, Volume X: Sympathectomy – Zymologica. Johnson Reprint, New York 1972, S. 1223.
↑Georg Ganter: Ueber die Beseitigung giftiger Stoffe aus dem Blute durch Dialyse. In: Münchner Medizinische Wochenschrift, 70. Jahrgang 1923, S. 1478. Quelle: François Reubi: Nierenkrankheiten. Verlag Hans Huber, 1. Auflage, Bern / Stuttgart 1960; 2. Auflage 1970. Dort in der Erstauflage auf Seite 722 im Literaturverzeichnis die Falschschreibung Gantner und der falsche Zeitschriftenname Münchner klinische Wochenschrift. In der Zweitauflage finden sich identische Angaben. In der dritten Auflage fehlen entsprechende Hinweise. – Richtige Quellenangaben in Hans Joachim Sarre: Nierenkrankheiten. 4. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1976, ISBN 3-13-392804-X, S. 759.
↑Markus Teschner, André Klassen, R. Schmidt, G. Kraatz, August Heidland: Georg Ganter – ein Pionier der Peritonealdialysetherapie. In: Beiträge zur Geschichte der Nephrologie. Herausgegeben von Walter Schulz und Horst Brass. Dustri-Verlag, 2017, S. 9 (PDF; 4,7 MB).
↑Egon Wetzels, Aldo Colombi, Peter Dittrich, Hans Jürgen Gurland, Michael Kessel, Horst Klinkmann: Hämodialyse, Peritonealdialyse, Membranplasmapherese. 3. Auflage, Springer Medizin, Berlin / Heidelberg 1986, S. 11.