Gustav Heinze wurde als Sohn des Häuslers Gottlieb Ernst Heinze (* 1842) und der Johanne Auguste Caroline Rattke (1843–1912) in Benau, heute Bieniów, in der östlichen Niederlausitz geboren. Sein Handwerk als Orgelbauer erlernte er 1889 bis 1892 bei Robert Uibe in Neuzelle. Danach arbeitete er bis 1893 bei Herrmann Stiller in Breslau. Anschließend war er Geselle bei den bedeutendsten mittel- und ostdeutschen Orgelbauern seiner Zeit. Zuerst von 1893 bis 1894 bei Friedrich Ladegast in Weißenfels, danach bis 1895 bei Wilhelm Sauer in Frankfurt an der Oder, wo er 1894 an der großen Orgel der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin mitarbeitete, und anschließend bis 1896 bei Wilhelm Rühlmann in Zörbig. Nach seinem Militärdienst, den er von 1896 bis 1898 leistete, ging er bis 1904 zu Schlag & Söhne nach Schweidnitz in Schlesien. Dort heiratete er 1901 Maria Ida Hedwig Kayser.
1904 gründete er die Gustav Heinze Orgelbau-Anstalt Sorau N.-L in der Auenstraße 36.[1] Eine Filiale entstand in Weißenfels in der heutigen Beuditzstraße 40, noch zu Lebzeiten seines Lehrers Friedrich Ladegast.[2] Eine weitere Zweigstelle gründete er in Kolberg (heute Kołobrzeg) in Pommern, die von seinem Sohn Reinhold geleitet wurde.
Gustav Heinze wurde bald zu einem produktiven Orgelbauer, der auch nach Schlesien und in die Mark Brandenburg lieferte und der bedeutenden Firma Schlag & Söhne Konkurrenz machte. Zeitweise hatte er 30 Mitarbeiter.
Ab etwa 1939 musste er die Werkstätten der Rüstungsfirma Focke-Wulf zur Verfügung stellen. 1945 musste die Familie Sorau verlassen, die Ehefrau war im März getötet worden. Die letzten Monate verlebte Gustav Heinze in Rudolstadt in Thüringen.
Ehe und Nachkommen
Gustav Heinze war mit Maria Ida Hedwig Kayser (1881–1945) seit dem 24. Oktober 1901 verheiratet. Kinder waren[2]:
Reinhold
Hedwig Ida Frieda (* 3. Oktober 1903 in Schweidnitz; † 17. Februar 1974 in Berlin)
Lothar
Günther
Reinhold Heinze
Reinhold Heinze (* 5. Oktober 1902 in Schweidnitz; † 1984 in Braunschweig) war von 1935 bis Herbst 1936 als Orgelbauer in Stralsund, danach in Kolberg bis 1939 tätig, wo er die Zweigstellen des Betriebes seines Vaters leitete. 1945 flüchteten seine Ehefrau und sein Sohn. Firmenunterlagen und persönliche Besitztümer verblieben in Kolberg.[3]
Lothar Heinze
Lothar Heinze (* 22. September 1905 in Sorau; † 28. April 1969 in Stadtilm) ging bei seinem Vater Gustav Heinze zur lehre und legete 1935 seine Meisterprüfung ab. 1946 übernahm er die Werkstatt von Adam Eifert Nachfolger in Stadtilm und führte sie unter seinem Namen bis 1967. In dieser Zeit baute er 19 Orgeln. 1967 übernahm die Familie Schönefeld die Werkstatt.[4][3]
Günther Heinze
Günther Heinze ebenfalls Sohn von Gustav Heinze. Er beabsichtigte die Werkststatt von Oskar Ladegast zu übernehmen, dies schlug fehl aufgrund des hohen Preises. Es ist lediglich bekannt, dass er 1937 die Orgel von 1899, mit 36 Registern, verteilt auf drei Manuale und Pedal, in St. Stephani in Calbe pflegte.[3]
Werke (Auswahl)
Kursivschreibung gibt an, dass die Orgel nicht oder nur noch das historische Gehäuse erhalten ist. In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale und ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand oder zu Besonderheiten.
Gustav Heinze
Gustav Heinze baute etwa 230 Orgeln neu oder um, in Schlesien, der Neumark, der Niederlausitz und Thüringen. Diese hatten Kegelladen mit pneumatischen, später auch elektropneumatischenTrakturen. Heinze baute teilweise in bestehende Gehäuse neue Werke mit Verwendung von bestehenden Teilen und Pfeifen ein. Seine Bauten galten als zuverlässig. Er verwendete die gleichen Pfeifenmensuren wie Silbermann und Casparini.
Gustav Heinze: Zum 25jährigen Bestehen der Orgelbau-Anstalt Gustav Heinze Sorau N/L. (1904–1929). 2. Auflage. Pape Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-921140-41-2 (Erstausgabe: Sorau NL. 1929).
Literatur
Hartmut Haupt: Orgeln in Nord- und Westthüringen. Hrsg.: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege, Landeskonservator Rudolf Zießler. Ausbildung und Wissen GmbH, Bad Homburg und Leipzig 1998, ISBN 3-932366-00-X.
Hartmut Haupt: Orgeln im Bezirk Gera. Rat des Bezirkes Gera, Gera 1989.
↑Polskie Wirtualne Centrum Organowe, Radzimów Górny: Radzimów Górny: Kościół Św. Marii Magdaleny. Informationen zur Orgel in Bellmannsdorf. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Mai 2014; abgerufen am 17. Mai 2014 (polnisch).
↑die Falkenhainer Kirche. In: schnauder-kirche.de. Evang.-Luth. Kirchengemeinde Meuselwitz, abgerufen am 12. Oktober 2022.
↑Hartmut Haupt: Orgeln in Ost- und Südthüringen (= Arbeitshefte des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege. Band7). Ausbildung + Wissen, 1995, ISBN 3-927879-59-2, S.73 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).