Harbach liegt am Rande des vorderen Vogelsbergs, etwa auf halbem Weg zwischen Reiskirchen und der Stadt Grünberg. Mit den Flüsschen Josseler und Äschersbach durchfließen zwei Nebenflüsse der Wetter seine Gemarkung, weswegen es auch der nördlichsten Wetterau zugerechnet werden kann. Harbach ist der westlichste Stadtteil von Grünberg.
Nachbarorte
Im Norden grenzt Harbach an die Orte Saasen und Lindenstruth, im Westen an Hattenrod und im Süden an Ettingshausen (alle Gemeinde Reiskirchen); die östlichen Nachbarn sind mit Queckborn und Göbelnrod zwei Grünberger Stadtteile.
Ortsgliederung
Neben dem Kernort liegen mit zwei ehemaligen Mühlen in den Tälern von Äschersbach und Josseler im Süden sowie einem Aussiedlerhof drei weitere bewohnte Siedlungen in der Gemarkung. Eine der beiden Mühlen ist die sogenannte Sommersmühle, die zwischen Queckborn und Harbach liegt.
Ortsgeschichte
Mittelalter
Die Ersterwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1243. In der Urkunde wird nicht nur der Ort, sondern auch ein dort ansässiger Adliger „Arnoldus de Horbach“ genannt.[2] 1290 heißt es in einem Kopiar: „Henricus de Hoerbach“, der ein weiterer Vertreter des Ortsadels ist.[3]
Den 1. November 1375 bekundete der Ritter Thiele von Beltershain, dass ihm der LandgrafHermann II. von Hessen für eine Schuld von 250 Gulden das Dorf „Horbach“ verpfändet habe.[4] Vielleicht derselbe Hof erscheint urkundlich 1383: „des hobis zu hoyrbach“.[5] 1390 wird in einer Urkunde die Lageangabe „gelegin zu Harbach“ angeführt.[6]
In der Namensforschung wird der Ortsname als „Siedlung am schmutzigen Bach“ gedeutet.[7] Diese Deutung bezieht sich auch auf den Ort Haarhausen.[8]
Die heutige Harbacher Kirche wurde um 1250 erbaut: „parochiales nostri de Harebach“ (unsere Pfarrkirche zu Harbach).[9]
Neuzeit
Aus Harbach stammte der Räuber Johannes Reitz, genannt „Haarbacher Hannes“, der Anfang des 19. Jahrhunderts zur Vogelsberger Bande gehörte.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Harbach:
„Harbach (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt 1 St. von Grünberg, hat 77 Häuser und 381 Einwohner, die alle evangelisch sind, und unter welchen 55 Bauern, 7 Handwerker und 10 Taglöhner sich befinden. Der Ort hat 1 Kirche und 4 Mühlen. – Im Jahr 1250 willigt Probst Werner zu Wirberg in die Erbauung einer Kapelle zu Harbach, der Mutterkirche zu Saasen unbeschadet.“[10]
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Harbach das „Amt Grünberg“ zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Harbach zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[25] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Harbach wurde dem Amtsgericht Gießen zugelegt.[26]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Harbach 687 Einwohner. Darunter waren 18 (2,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 117 Einwohner unter 18 Jahren, 303 zwischen 18 und 49, 135 zwischen 50 und 64 und 135 Einwohner waren älter.[27] Die Einwohner lebten in 279 Haushalten. Davon waren 69 Singlehaushalte, 87 Paare ohne Kinder und 96 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 54 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 180 Haushaltungen lebten keine Senioren.[27]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[14]; Ab 1970: Stadt Grünberg:[30][31]; Zensus 2011[27]
Erwerbspersonen: 154 Land- und Forstwirtschaft, 136 Prod. Gewerbe, 24 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 29 Dienstleistungen und Sonstige.[14]
Politik
Für den Stadtteil Harbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Harbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[13]
Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 61,12 %. Alle Kandidaten gehörten der „Bürgerliste Harbach“ an.[32] Der Ortsbeirat wählte Oliver Schäfer zum Ortsvorsteher.[33]
Naturdenkmal
Die Jägereiche bei Harbach mit einem Brusthöhenumfang von 6,40 m (2014).[34]
Literatur
S. Schepp: Harbach – Über das Dorf, seine Einwohner und ihre Spuren im Wandel der Jahrhunderte, Harbach 1998;
S. Schepp: Wiederse'n war uns're Hoffnung – Harbacher im Ersten Weltkrieg 1914–1918, Kirchengeschichtliche Hefte aus Ettingshausen in Oberhessen, Heft 12, Hartmut Miethe, Werner Viehl (Hrsg.), Grünberg 2014
S. Schepp: In fremder Erde ruh'n – Die Harbacher im Zweiten Weltkrieg, Beiträge zur Geschichte der Stadt Grünberg und ihrer Stadtteile, Band 2, Freundeskreis Museum Grünberg in Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde Harbach (Hrsg.), Neustadt an der Aisch 2017
↑Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.6, S.248, Abs. 16 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2MB]).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.294.
↑ abHauptsatzung. (PDF; 43 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen im März 2022.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.13ff., § 26 Punkt d) III. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.419 (online bei Google Books).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
↑Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8MB]).)
↑Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.10 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Haushaltsplan 2015. (PDF; 1,9 MB) In: Webauftritt. Stadt Grünberg, S. 13, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
↑Einwohnerzahlen 2020. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. April 2020; abgerufen im Januar 2022.