Als Künstler widmete er sich zunächst der architekturgebundenen Glasmalerei und wurde mit Aufträgen vor allem aus dem kirchlichen Bereich betraut. 1968 wurde er Leiter einer Klasse für allgemeine künstlerische Ausbildung eben an dieser Akademie. Zum 1. Oktober 1971 berief ihn das Kultusministerium Baden-Württemberg auf Vorschlag des Akademiesenats an den bisher von Rudolf Yelin bekleideten Lehrstuhl für Glasmalerei und Mosaik.[2] Mehrere Jahre wirkte er als Prorektor der Hochschule.
Der Beitrag, den Stockhausen als Künstler und akademischer Lehrer zur zeitgenössischen Glasmalerei leistete, wurde seit den späten 1970er Jahren über Deutschland hinaus mit Aufmerksamkeit registriert. Das von ihm ab 1964 entwickelte freie Glasbild stellte er in den Mittelpunkt seines Hochschulunterrichts, über den er erstmals im Sommer 1974 mit einer Ausstellung an der Akademie Rechenschaft ablegte. An der Ausstellung, die „den Wandel in Auffassung und Ausbildungsabsicht offen[legte], der sich in jüngster Zeit vollzogen hat“ (Wolfgang Kermer), beteiligten sich zehn Studierende. Das farbige Glas wurde zum Thema, nicht allein als gegebenes Material, sondern in der Verwandlung zu einer meditativen Hintergründigkeit. Stockhausen hat nie die figürliche Darstellung, die Gegenständlichkeit verlassen oder geleugnet. Seine Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitte und Pastelle zeigen es. Inhaltlich nehmen seine Bilder häufig biblische Geschichten und Motive aus der antiken Mythologie auf. Seine Bilder möchten für ihn wichtige Inhalte in eine allgemein verständliche Sprache umsetzen.
Er hat nicht nur alte handwerkliche Techniken zur Bearbeitung von Flachgläsern wiederbelebt, sondern auch neue, bisher unübliche Techniken bei Glasbildern entwickelt. Mit der Einrichtung eines Studioglasofens gegen Ende seiner Tätigkeit an der Stuttgarter Akademie ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Unter seinem Einfluss ist „Stuttgarter Glas“ zu einem international anerkannten Begriff geworden. Nach seiner Emeritierung 1986 übernahm er 1986 und 1990 Lehraufträge an der Pilchuck Glass School in Pilchuck/Washington (USA), 1987 einen Lehrauftrag in Edinburgh/Schottland.
Sein Atelier unterhielt von Stockhausen auf Schloss Waldenburg, wo er des Öfteren Ausstellungen seiner Werke für die Öffentlichkeit zeigte.[3]
Hans Gottfried von Stockhausen hatte in erster Ehe mit der Malerin Margarethe Lahusen einen Sohn und eine Tochter, in zweiter Ehe mit der Malerin Ada Isensee zwei Söhne.[4]
Evangelisch-lutherische Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz in Hannover-Mittelfeld (1962 geweiht): die große Christusrosette in der Ostwand über dem Altar, in den Obergaden 12 Fenster mit den Toren zum himmlischen Jerusalem und zwei Engelsfenster, im südlichen Teil der Vierung das große Fenster der Wolke der Zeugen
Evangelische Stadtkirche St. Reinoldi in Dortmund: sämtliche 22 Glasfenster (1967/68).[11] Das große Fenster im nördlichen Querhaus trägt in der Mitte neben der Künstlersignatur und Datierung auch die Widmung an den Theologen Karl Barth.
St.-Nikolai-Kirche, Dortmund: 1963 Einbau der Neuverglasung als Ersatz der im Krieg zerstörten Fenster von Elisabeth Coester.
Evangelische Kirche St. Maria zur Wiese (Wiesenkirche) in Soest: 16 Glasfenster (2001–2003) sowie Ergänzung von 3 alten Fenstern (1965, 1970, Datierung nicht angegeben)[12]
Hessen
Evangelische Stadtkirche in Bad Hersfeld: fünf Chorfenster und Magnificatfenster über der Südempore (2006)
Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Friedewald
Kanzelfenster in der Dreifaltigkeitskirche in Musberg, Stadt Leinfelden-Echterdingen, Die Auferstehung Christi: Weltenrichter/Pietà, Auferstehung der Gebeine (Ez 37 EU), 1963
Evangelische Stiftskirche in Stuttgart: Drei Glasfenster in der Vaterunser- bzw. Wochentagskapelle (Vaterunser-Fenster, Fenster der Hoffnung und Stuttgart-Fenster, 2001) und das Osterfenster in der Orgelstube (1958)[20]
Ulmer Münster: Freiheitsfenster (1958) im südlichen Seitenschiff; drei Chorfenster (Taufe, Barmherzigkeit, Die Kirche im Neuen Testament, 1956); Ergänzung der mittelalterlichen Fenster über dem Westportal (1963)[23]; Israelfenster (1986) Westseite, Vorhalle Südschiff[24]
Evangelische St.-Gallus-Kirche in Welzheim: Fenster der Versuchung, Tauffenster, Abendmahlsfenster und Fenster der Verheißung (1989 und 1992)[25]
Evangelische Stiftskirche in Beutelsbach: Große Chorfenster Sehnsucht nach Gerechtigkeit (2000), Geborgenheit in Gott (1999), Geheimnis des Glaubens (2001)
Evangelische Kirchen in den Ortsteilen von Wendlingen am Neckar: insgesamt acht Fenster aus den 1950er bis 1990er Jahren:
Katholische Kirche St. James Cathedral: drei Glasfenster in Chor (1994)
Sonstige Kirchenausstattung
Gemälde
Christianskirche in Hamburg-Ottensen: Altarbild Die Anbetung der Erlösten oder Das Loblied der Erlösten (1968 in den barocken Hochaltar eingefügt)[29]
Evangelische Stadtkirche in Leonberg: Meditationsbilder auf den Orgeltüren der Chororgel (1965): Die drei Männer im Feuerofen und Das Lamm inmitten von Dornen bzw. Das Lamm im brennenden Dornbusch[30]
Evangelische Pfarrkirche St. Peter in Oberholzheim: Deckengemälde (1953/54)[31]
Das Glasbild in der Architektur. Hirmer, München 2002, ISBN 3-7774-8860-7.
Fenster der Stuttgarter Stiftskirche. Markstein, Filderstadt 2004, ISBN 3-935129-19-X.
Licht und Sinnraum. In: Erik Hornung, Andreas Schweizer (Hrsg.): Die Weisheit der Schlange. Beiträge der Eranos-Tagungen 2003 und 2004. Schwabe, Basel 2005, ISBN 3-7965-2151-7.
Die Stiftskirche zu Wetter und ihre Glasmalereien. Hirmer, München 2007, ISBN 978-3-7774-3875-7.
2004: Ehrensenator der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
2005: Silberne Brenz-Medaille der Evangelischen Landeskirche Württemberg
Literatur
Stuttgarter Begegnungen: die Schenkung Wolfgang Kermer. Städtische Galerie Neunkirchen, 18. Mai – 24. Juni 2005. [Hrsg.: Neunkircher Kulturgesellschaft gGmbH; Nicole Nix-Hauck. Katalog: Wolfgang Kermer]
Birgit Hahn-Woernle: Das Frauenfenster von Hans Gottfried von Stockhausen in der Esslinger Frauenkirche. Bechtle, Esslingen am Neckar 2004, ISBN 3-7628-0574-1.
Frank Hofmann: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Die Botschaft der Bibel in den Stockhausen-Fenstern der Stiftskirche Wetter. Evangelischer Medienverband, Kassel 2004, ISBN 3-89477-908-X.
Wolfgang Kermer: Ausstellungen von Studierenden [Ausstellung der Glaswerkstätte an der Akademie]. In: Akademie-Mitteilungen 6 / Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart / Für die Zeit vom 1. April 1974 bis 31. März 1975 / Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Stuttgart Mai 1975, S. 56.
Wolfgang Kermer (Hrsg.): Arbeiten der Glaswerkstätte. Mit einem Text des Herausgebers. Staatliche Akademie der bildenden Künste, Stuttgart 1974 (lose Blätter in Mappe)
Oskar Beyer: Kirchenfenster des Malers Hans Gottfried von Stockhausen. 2. erw. Aufl. Friedrich Lometsch, Kassel 1960.
↑Berufungen beziehungsweise Einstellungen. In: Akademie-Mitteilungen 1. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. Oktober 1971 bis 31. März 1972. Hrsg. von Wolfgang Kermer. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, April 1972, S. 4.
↑Biographische Daten. In: Wolfgang Kermer (Hrsg.): Hans Gottfried von Stockhausen – Licht und Raum: Aufsätze, Vorträge, Interviews. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 2004, S. 95–96.
↑Der Artikel Gymnasium Allee gibt an: Lebensbaum (2006), die folgende Quelle hingegen Ein Baum für die Allee (2005): Kunst für öffentliche Gebäude – insbesondere Schulen. In: kulturkarte.de. Schirmer Medienservice, 2014; abgerufen am 12. Juli 2020 (mit Abbildung auf derselben Seite).
↑Johannes Habich, Christoph Timm, Lutz Wilde u. a. (Bearbeiter): Hamburg – Schleswig-Holstein (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). 3. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2009, ISBN 978-3-422-03120-3, S.22.
↑St.-Reinoldi-Kirche. In: reinoldi-do.de. Evangelische Kirchengemeinde St. Reinoldi, Dortmund; abgerufen am 10. Juli 2020 (mit Abbildungen, u. a. von Signatur und Widmung). – Dortmund, Evang. Stadtkirche St. Reinoldi. In: glasmalerei-ev.net. Forschungsstelle für Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e. V.; abgerufen am 10. Juli 2020 (mit Abbildungen).
↑Soest, Evang. St.-Maria-zur-Wiese-Kirche. In: glasmalerei-ev.net. Forschungsstelle für Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e. V.; abgerufen am 10. Juli 2020 (mit Abbildungen).
↑Dagmar Zimdars u. a. (Bearbeiter): Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1993, ISBN 3-422-03024-7, S.253.
↑Dagmar Zimdars u. a. (Bearbeiter): Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1993, ISBN 3-422-03024-7, S.626.
↑Dagmar Zimdars u. a. (Bearbeiter): Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1997, ISBN 3-422-03030-1, S.760, 762, 766.
↑Erhard John: Die Glasmalereien im Ulmer Münster. Armin Vaas Verlag, Langenau/Ulm 2007, ISBN 3-88360-067-9, S.3 bis 5.
↑Heilig Kreuz – Unser Gotteshaus in Schaftlach. In: erzbistum-muenchen.de. Erzdiözese München und Freising, Pfarrverband Waakirchen-Schaftlach, 2020; abgerufen am 12. Juli 2020 (mit Link zu einer Abbildung).