Nach seinem Abitur (1967) in Münster begann Bulla sein Studium an der dortigen Universität, das er an der Universität Konstanz fortsetzte und 1973 mit dem Staatsexamen (Linguistik/Anglistik, Erziehungswissenschaften und Germanistik) abschloss. Danach arbeitete er an der Universität in der Bildungsforschung und promovierte 1981 in Sozialwissenschaften.
Ab Mitte der 60er Jahre war Bulla in der literarischen „Alternativen Szene“ aktiv, veröffentlichte erste Gedichte und gehörte dann zu den Gründern der Konstanzer LiteraturzeitschriftUnivers. 1975 veröffentlichte der holländische Pressendrucker und Kleinverleger Eric van der Wal seinen bibliophilen Debütband „Kleinigkeiten“, dem zahlreiche weitere Veröffentlichungen (so zum Beispiel beim Suhrkamp-Verlag) folgten. Johann P. Tammen kennzeichnet in der Literaturzeitschrift die horen den Lyriker Bulla so: „[Sein] Augen-Maß für die kleinen Alltagsdinge ist präzis wägend und bergend. Er stapelt nicht hoch, sondern sorgt für größtmögliche Anschauung.“[1]
Seit Anfang der 80er Jahre ist Bulla Lektor und Herausgeber der deutschsprachigen Editionen des niederländischen Verlegers Eric van der Wal und hat seither mehr als 120 Titel, darunter zahlreiche Debüts, betreut (zum Beispiel von Maria Beig, Sabine Küchler, Hugo Dittberner, Walter Helmut Fritz und Hermann Kinder). Als Literaturkritiker und Kulturjournalist hat er u. a. für die NZZ und den Südwestfunk gearbeitet.
Bulla war in zahlreichen literarischen Jurys und Projekten aktiv, z. B. mehr als anderthalb Jahrzehnte lang im Literarischen Beirat des LüneburgerHeinrich-Heine-Hauses. Gegenwärtig ist er u. a. im Redaktionsbeirat des Literaturzeitschrift Ort der Augen (Sachsen-Anhalt) tätig. Daneben gibt er die bibliophilen Erstveröffentlichungen der San-Marco-Handpresse (Neustadt) heraus.
Märzwinter. Ein Hörstück. Mit 16 Grafiken von Peter Marggraf. San Marco Handpresse, Neustadt 2013
Zitat
„Der tote Nachbar“ „Redete mit den Vögeln, / den Blumen im Garten. / Ging langsam auf dem Kiesweg / dem hellen Enkelkind nach. / Ließ mir den Vortritt im Laden, / ich hatte es immer eilig.“[3]
Literatur/Quellen
Thomas Binder: Beschatteter Alltag und andere Welten. Gedichte von Agathe Keller und Hans Georg Bulla. In: Neue Zürcher Zeitung vom 2. Juni 1978
Jens Jessen: Gehört Mut zur Friedlichkeit? Gedichte und ‚friedliche Geschichten‘ von Hans Georg Bulla. In: FAZ vom 6. November 1978
Wolfgang Minaty: Wenn die Angst Fallen stellt. Hans Georg Bulla schreibt keine friedlichen Geschichten. In: Stuttgarter Zeitung vom 26. Januar 1980
Eva Bauer, Hans Georg Bulla: elbufer, notiz. In: Poesia tedesca contemporanea. Interpretazioni. A. Chiarloni, R. Morello (Hrsg.), Edizioni Dell’Orso. Turin 1996, S. 214
Barbara Servetti: L'opera di Hans Georg Bulla. Tesi di Laurea. Universitá degli Studi di Torino, Facoltá di Lettere e Filosofia. Turin 2000
Martina Sulner: Gute Verbindungen zur Presse – Lyriker, Lehrer und Lektor: Hans Georg Bulla fördert Dichter aus Niedersachsen. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 28. Dezember 2004
Peter Piontek: Das Lesen mit dem Bleistift. Seit 20 Jahren ist Hans Georg Bulla der Lektor Eric van der Wals. In: die horen, Nr. 216. Bremerhaven 2006. ISSN0018-4942
Chiara Sandrin, Hans Georg Bulla: Geometria del cosmo. In: Poesia, N. 140, 6 (2000)
Anna Chiarloni: Io mi scaglio fuori,omaggio a Hölderlin di Hans Georg Bulla. In: La musa commentata, L'Indice, 5 (2020), Jahr XXXVII, S. 15
↑Johan P. Tammen: Bilder vor dem Abschied oder: Was geschieht, ist aufgezeichnet. Laudatio auf Hans Georg Bulla. In: die horen. Nr. 186. S. 131. Bremerhaven 1997. ISSN0018-4942