Hans Backoffen – auch Hans Backoff, Hans Backoffenn, Hans Backoiffen oder Hans Backofen – (* um 1470 in Sulzbach; † 21. September1519 in Mainz) war ein deutscher Bildhauer. Er war Bürger von Mainz und stand in Diensten der Erzbischöfe als Hofbildhauer. Seine Werkstatt ist ab 1505 bis 1519 in Mainz nachweisbar.
Der Geburtsort des Hans Backoffen ist nicht genau lokalisierbar, da verschiedene Orte namens Sulzbach in Frage kommen. Wahrscheinlich handelt es sich um Sulzbach am Main, welches damals zu Kurmainz gehörte, oder um das nicht weit von Mainz gelegene Reichsdorf Sulzbach bei Höchst. Im Jahr 1516 erwarb er vom Kloster Eberbach eine Altersrente von 18 Gulden jährlich für sich und seine Frau. Backoffen zahlte hierfür einmalig 200 Gulden an das Kloster[1]. Er gehörte zum Kirchenvorstand von St. Ignaz in Mainz und wurde gemeinsam mit seiner Frau in dieser Kirche beigesetzt.
Stil
Hans Backoffen gilt zusammen mit dem zeitlich etwas früheren Adalbertmeister als einer der bedeutendsten Vertreter der mittelrheinischen Bildhauerkunst in Mainz[2]. Beide stehen am Übergang der Spätgotik in die Renaissance. Hans Backoffen ist der Hauptvertreter des sogenannten „spätgotischen Barock“, der Periode ab 1500, in der erste Elemente der (Italienischen) Renaissance europaweit zu finden sind[3] und die straffere, fast noch schematische Darstellungsform und strengere Gestik der Gotik ablösen[4].
Werke (Auswahl)
Zu den Werken des Hans Backoffen zählen vornehmlich Grabmäler und Kreuzigungsgruppen u. a.
Der Taufstein der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Eltville am Rhein (datiert auf 1517). Die Kreuzigungsgruppe (um 1505) in der Schmidtburg-Kapelle auf dem Kirchhof sowie die Ölberggruppe außen an der Kirche (um 1520) werden ebenfalls dem Umkreis Backoffens zugeordnet
Literatur
Georg Dehio: Der Meister des Gemmingen-Denkmals im Dom zu Mainz. In: Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen 30/1909, S. 139–152.
Paul Kautzsch: Der Mainzer Bildhauer Hans Backoffen und seine Schule. Leipzig 1911.
Wilhelm Jung: Der Holzcruzifixus auf dem Friedhof von St. Ignaz zu Mainz, ein verloren geglaubtes Werk des Hans Backoffen. In: Mainzer Almanach 1934, S. 133 ff.
Wilhelm Jung: Die Wiederaufrichtung der Kreuzigungsgruppe des Hans Backoffen bei St. Ignaz in Mainz. In: Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz 12/13, 1957/58, S. 172 ff.
Irnfriede Lühmann-Schmid: Peter Schro, ein Mainzer Bildhauer und Backoffenschüler. 2 Teile. In: Mainzer Zeitschrift 70 (1975), S. 1–62 und 71/72 (1976/77), S. 57–100.
Barbara Riederer: Anmerkungen zur Kreuzigungsgruppe Hans Backoffens in Bad Wimpfen. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg, Bd. 8, Stuttgart 1983, S. 453–465.
Wolf Goeltzer: Der 'Fall Hans Backoffen'. Studien zur Bildnerei in Mainz und am Mittelrhein am Ausgang des Spätmittelalters. 2 Teile. In: Mainzer Zeitschrift 84/85 (1989/90), S. 1–78 und 86 (1991), S. 1–62.
Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4, S. 26, Nr. 141.
Winfried Wilhelmy: Ein Künstler ohne Werk, ein Werk ohne Künstler. Hans Backoffen und der heilige Abt des Frankfurter Liebieghauses. In: Valentina Torri (Hrsg.): Der heilige Abt. Eine spätgotische Holzskulptur im Liebieghaus. Berlin 2001, S. 103–111.
Winfried Wilhelmy: Die Kreuzigungsgruppen des "Hans Backoffen". Zur Stiftungspolitik des Mainzer Domkapitels im unteren Erzstift am Vorabend der Reformation. In: Festschrift Pfarrkirche St. Peter und Paul Eltville 1353–2003. Eltville 2003, S. 230–241.
Yves Hoffmann: Franz Maidburg in Köln, Mainz und Fürstenwalde? Zu den Zuschreibungen zweier Sakramentshäuser in Köln und Fürstenwalde sowie der Epitaphe des Dietrich von Bülow in Fürstenwalde und des Uriel von Gemmingen in Mainz. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 101/2008, S. 29–50.
↑Einsingbach, Wolfgang; Riedel, Wolfgang: Kloster Eberbach im Rheingau. 17. Auflage. Deutscher Kunstverlag München 2007. ISBN 978-3-422-02166-2. Seite 82
↑Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln: eine Reise durch das romantische Rheintal. Dumont Kunst-Reiseführer DuMont Reiseverlag 1999, S. 375
↑zum Begriff "Gotischer Barock" vgl. z. B. Georg Lill: Deutsche Plastik. Volksverband der Bücherfreunde, Berlin 1925
↑vgl. dazu den (umstrittenen) Begriff im französischen "gothique flamboyante" für die Spätgotik