Die Handwerker- und Kunstgewerbeschule war eine Ausbildungsstätte in Bielefeld (Stadtbezirk Mitte). Sie wurde 1907 eröffnet. Ihr erster Direktor war Wilhelm Thiele, Architekt, Raumausstatter und Mitbegründer des Deutschen Werkbundes.
Heute beherbergt das Gebäude die Musik- und Kunstschule der Stadt Bielefeld.
Architektur
Die dreiflügelige Anlage wurde im Sinne der Reformarchitektur von Wilhelm Thiele entworfen und 1912/13 vom Bielefelder Stadtbaurat Friedrich Schultz errichtet. Die Struktur des Stahlbetonbaus an der zur Sparrenburg gewandten langen Front ist formbestimmend. Die stark profilierten Strebepfeiler und auch der flachbogige Mittelrisalit gliedern die Front. Dem Risalit ist ein weiterer, höherer mit vier schmalen Fensterbahnen eingefügt. Die Flächen zwischen den Pfeilern sind in beiden Geschossen in Fenstern geöffnet. Die geometrisch-dekorativen Details sind aus Beton, die Oberflächen aus Kunststeinputz gefertigt. Das hohe, haubenförmige, gewölbte Walmdach ist mit großen Atelierfenstern ausgestattet. Die untergeordneten Hofseiten sind schlicht gestaltet. Am Südostflügel steht ein polygonaler Atelierbau in Strebenkonstruktion. Die Raumdisposition mit dem Treppenhaus und dem Folgen großer Ateliers ist weitgehend erhalten.
Von 1907 bis 1938 war Gertrud Kleinhempel Leiterin der Textilklasse an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Sie erhielt 1921 als eine der ersten Frauen in dieser Position in Preußen den Professorentitel. Zum 1. April 1938 trat sie in den Ruhestand.
Weitere Personen, die an der Schule lehrten oder lernten:
Ursula Quednau (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Nordrhein-Westfalen II: Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2.
Gerhard Renda: Gestaltung im Zeichen der Burg. Die Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld. In: Andreas Beaugrand (Hrsg.): Stadtbuch Bielefeld 1214-2014. Bielefeld 2013, ISBN 978-3-87073-610-1, S. 746ff.