Hadelner Kanalschleuse

Hadelner Kanalschleuse
Hadelner Kanalschleuse (Niedersachsen)
Hadelner Kanalschleuse (Niedersachsen)
Koordinaten 53° 49′ 27″ N, 8° 54′ 0″ OKoordinaten: 53° 49′ 27″ N, 8° 54′ 0″ O
Land: Niedersachsen Niedersachsen
Ort: Otterndorf
Gewässer: Hadelner Kanal
Gewässerkilometer: km 0,8
Daten
Eigentümer: Land Niedersachsen
Betreiber: NLWKN
Planungsbeginn: 2018
Bauzeit: 2019–2022
Betriebsbeginn: 2022
Schleuse
Typ: Seeschleuse
Nutzlänge: Normalbetrieb 24,0 m
verlängert 41,1 m
Nutzbreite: 8,5 m
Durchschnittliche
Fallhöhe:
tidenabhängig m
Obertor: Hubtor
Untertor: doppeltes Hubtor (zur Elbe)
Sonstiges
Stand: Daten des Neubaus (Januar 2022)

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Die Hadelner Kanalschleuse oder Schleuse Otterndorf ist eine Schleuse mit Sielfunktion nördlich von Otterndorf. Sie verbindet den Hadelner Kanal mit der Unterelbe und ist bezüglich ihrer Abmessungen auf kleine Küstenmotorschiffe ausgelegt. Um den Küstenschutz in diesem Bereich zu verbessern, wurde die alte Anlage aus dem Jahr 1853 von 2019 bis 2022 vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz durch einen Neubau ersetzt.

Eine weitere Sportbootschleuse befindet sich 500 Meter weiter westlich an der Medem am Schöpfwerk Otterndorf. Die Medemschleuse liegt verborgen im Deichkörper auf der westlichen Seite des Schöpfwerks.

Lage

Die Kanalschleuse liegt in der Hauptdeichlinie an der Elbe rund zwei Kilometer nördlich vom Ortszentrum Otterndorf. Sie besitzt gemäß Generalplan Küstenschutz die aktuell erforderliche Bestickhöhe für die Elbdeiche der Region.

Außendeichs führt der Medemkanal zur Mündung der Medem und erreicht nach einem Kilometer die Elbe. Der Hadelner Kanal stößt von Osten kommend an die Schleuse. Sein Wasser kann zusätzlich über den nicht schiffbaren Durchstich weiter fließen zum Schöpfwerk Otterndorf, wodurch die Sielleistung gesichert und erhöht wird. Im Vorland der Schleuse steht weithin sichtbar das Leuchtfeuer Otterndorf, das als Oberfeuer zusammen mit dem Unterfeuer Belum eine Richtfeuerlinie bildet.

Geschichte

Der zwischen 1852 bis 1855 gegrabene Hadelner Kanal war zur Entwässerung des Sietlands bestimmt und erforderte am Nordende den Bau eines Sielauslasses in die Elbe. Wie seinerzeit üblich wurde dafür im Deich ein aus Backstein gemauertes Gewölbesiel errichtet, das auf einer Pfahlgründung ruhte.[1] An beiden Enden des 6,1 m breiten Tunnels waren hölzerne Stemmtore eingebaut worden, die sich bei Ebbe öffneten, damit das Wasser im freien Gefälle aus dem Kanal in die Elbe fließen konnte. Bei Flut schlossen die Tore und das Hinterland war vor Eindringen von Hochwasser aus der Elbe geschützt. Im Fall von Sturmflut konnte zur Sicherheit noch ein weiteres Tor im Siel als Schutzmaßnahme geschlossen werden. Über diese 1853 fertiggestellte Gewölbetunnelschleuse konnten kleinere Schiffe bis zu einer Länge von 18,5 m geschleust werden. Wegen des Rundbogengewölbes war dies aber immer von den Gezeiten abhängig, da der Tunnel die Durchfahrtshöhe begrenzte. Fünf Jahre nach Fertigstellung des Hadelner Kanals erfolgte 1860 eine Verlängerung bis nach Bremerhaven, wodurch die Schiffe direkt von der Elbe bis zur Weser fahren konnten, ohne den gefährlichen Umweg über die Nordsee benutzen zu müssen.

Die bis in die 1960er Jahre noch nenneswerte Berufsschifffahrt ist aber zum Erliegen gekommen, sodass derzeit die Sportschifffahrt Hauptnutzer der Deichquerung ist. Zur Verbesserung der Entwässerungsleistung erhielt der Kanal 1956 mit dem Durchstichkanal eine kurze Verlängerung nach Westen, um am Schöpfwerk Otterndorf an der Medem zusätzliche Sielleistung zu ermöglichen. Die nicht schiffare Verbindung ist nicht mit der Medem direkt verbunden und zum Sielen muss ein Sperrschütz geöffnet werden. 1968 wurde am Binnenhaupt eine 36 m lange Spundwandkammerschleuse angebaut, um die auf dem Hadelner Kanal zugelassenen Schiffsgrößen zur Elbe durchlassen zu können. Durch die Kammerbreite von 21 m fanden mehrere dieser Schiffe nebeneinander darin Platz. Eine Hubtoranlage verriegelte die Schleuse zur Kanalseite hin.

Die Erkenntnisse aus den Sturmfluten von 1962 und 1976 hatten einen deutlichen Handlungsbedarf beim Ausbau des Küstenschutzes an der Elbe aufgezeigt. Daher erfolgte 1985 eine Grundsanierung der Schleuse. Zur Verbesserung der Deichsicherheit wurde ein 2-teiliges Hubtor mit hydraulischem Antrieb errichtet. Es ersetzte das alte Holztor am Binnenhaupt, wodurch ein 'echter' Schleusenbetrieb unabhängig von der Tide ermöglicht wurde. Jedoch weiterhin mit der bestehenden Höheneinschränkung im anschließenden Tunnel. Im Rahmen der Baumaßname erfolgte die Erhöhung der Hauptdeiche um 1,13 m auf NHN +7,73 m mit der Folge, dass der Deichverteidigungsweg mit einer neuen Betonbrücke über den Tunnel geführen werden musste.

Bei der Bauwerkshauptprüfung 2006 wurden Setzungen im Deichkörper und Rissbildungen im Mauerwerk der Tunnelgewölbeschleuse festgestellt, wodurch die Standsicherheit und Verkehrssicherheit der Anlage in Frage gestellt war. Die Ursache sah man in den letzten Deicherhöhungen, deren Nachwirkungen sich auf die Holzpfahlgründung der Schleuse ausgewirkt hatten. Daher kam eine weitere Erhöhung auf das aktuelle Bestick, das durch den Generalplan Kuestenschutz vorgegeben wird, nicht in Frage.

Wegen des erteilten Denkmalschutzes für die Gewölbeschleuse mit ihrem hölzernen Fluttor musste für einen Neubau ein alternativer Standort gesucht werden. Der Entwurf von 2013 mit Lage westlich neben der vorhandenen Schleuse gelangte wegen der zu erwartenden Baukosten nicht zur Ausführung. Eine wirtschaftliche und sparsame Lösung mit dem geringsten Eingriff in den Bestand wurde nur am vorhandenen Standort gesehen. Mit der Denkmalbehörde des Landkreises Cuxhaven konnte geklärt werden, dass der Küstenschutz eine höhere Priorität besitzt als der Erhalt der Schleuse. Damit war der Weg frei für den Neubau am Standort des vorhandenen Bauwerks. Das Planfeststellungsverfahren wurde 2016 eröffnet.

Die neue Schleuse

Hadelner Kanalschleuse in Otterndorf (2022)

Die neue Schleuse wurde von 2019 bis 2022 gebaut und am 11. Juli 2022 offiziell eröffnet.[2] Die Schleuse ist ein Bauwerk aus Stahlbeton mit drei Schleusentoren: Zwei rund 50 t schwere Hubtore für die doppelte Deichsicherheit und ein rund 30 t schweres Hubtor für die Siel- und Schleusenfunktion.[3] Die Schleuse kann von Fahrzeugen mit einer Länge bis zu 33,50 Meter, einer Breite bis zu 5,00 Meter und einem Tiefgang bis zu 1,50 Meter genutzt werden. Durch die nach oben offene Bauweise ist ein von den Gezeiten unabhängiges Schleusen möglich.

Auch die Deiche und Vorhäfen wurden entsprechend angepasst. Auf der Kanalseite entstand zusätzlich ein Bootsanleger mit Landstromanschluss.[4]

Commons: Hadelner Kanalschleuse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neubau der Hadelner Kanalschleuse in Otterndorf – Antrag auf Planfeststellung. (PDF) In: nlwkn.niedersachsen.de. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, abgerufen am 8. Januar 2025.
  2. Küstenschutz: Hadelner Kanalschleuse geht nach fast vierjähriger Bauzeit in Betrieb. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, 11. Juli 2022, abgerufen am 11. Juli 2022.
  3. Stahlkolosse auf dem Weg nach Otterndorf. NLWKN, 6. Januar 2022, abgerufen am 19. Januar 2022.
  4. Elbe-Weser-Kanal in dieser Saison wieder voll befahrbar. DMYV, 14. Januar 2022, abgerufen am 21. Januar 2022.