Nach einer Kriegsverletzung musste Gyula Kertész seine aktive Laufbahn als Fußballspieler aufgeben. Seine erste bekannte Trainerstelle war 1921 Cercle Athlétique Messin in Lothringen, wo zur selben Zeit Géza Kertész als Spieler mitwirkte.[4] Beide kamen im Sommer desselben Jahres zu Union 03 in Altona.
Dort wurde Gyula Kertész einer der ersten bezahlten Fußballtrainer in Deutschland. Er erlangte außerdem Bekanntheit dadurch, dass er für diesen eher bescheidenen Stadtteilverein unter anderem einige ausländische „Stars“ wie seine Landsleute József Künsztler, Ferenc Hirzer oder den Torhüter Elemér Müller verpflichtete und weil er mehrere, vielbeachtete internationale Freundschaftsspiele mit mehreren Tausend Zuschauern organisierte.[5]
In den 1920er Jahren wirkte er zwischenzeitlich auch in Norwegen als Trainer des Urædds FK.[6] Zwischen 1926 und 1928 war Kertész bei Victoria Hamburg tätig.[7] 1928 wechselte er zum FC Basel in die Schweiz.[8] Anschließend ging Kertész zurück nach Deutschland und übernahm ab Januar 1931 das Traineramt beim Hamburger SV. In den darauffolgenden eineinhalb Saisons konnte er die Mannschaft des HSV erfolgreich verjüngen[9] und zweimal den Norddeutschen Meistertitel erobern.
1932 wechselte Kertész zum VfB Leipzig, wo er am 15. Mai 1933 angeblich aus „finanziellen Gründen, hervorgerufen durch die wirtschaftliche Notlage“ des Vereins[10] entlassen wurde – wie es hieß, im beiderseitigen Einvernehmen. Am 28. Juni 2023 wurde in Leipzig vor dem Eingang des Bruno-Plache-Stadions ein Stolperstein für Kertész verlegt (siehe: Liste der Stolpersteine in Leipzig#Probstheida).[11]
Auf Grund seiner jüdischen Herkunft[3] konnte er fortan in Deutschland nicht mehr als Trainer arbeiten. Dafür übte er diese Funktion 1934/35 beim Teplitzer FK aus.[12][13]
↑Wiener Sporttagblatt vom 29. Januar 1921, Seite 3. Dort wird Géza („Kertész IV“) als ein weiterer Bruder bezeichnet, was andere Quellen nicht so sehen.
↑Helgesen, Carl: Hvit og svart i 100 år, 1980 (zitiert nach no.wikipedia.org/Gyula Kertész)
↑Die Zeitung Börsenhalle / Hamburgischer Correspondent bestätigt am 3. Mai 1926 auf Seite 6 Kertész´ unmittelbaren Wechsel von Union zu Victoria. Andere Quellen bestätigen das. In Skandinavien könnte er zu verschiedenen Zeiten in den Sommermonaten gearbeitet haben.
↑Kleine Volks-Zeitung (Wien) vom 3. August 1934. Seite 12. Im Wiener Sporttagblatt vom 1. Februar 1935, Seite 5, heißt es, der Teplitzer FK habe den Vertrag mit ihm bis zum Jahresende verlängert, doch gab es im Sommer einen neuen Trainer.