In den 1880er Jahren war er Schauspieler am Berliner Stadttheater.[1] Er trat hervor als Pionier der modernen technischen Medien, besonders der noch jungen „Phonographischen“ Industrie: er nahm nicht nur ab etwa 1895[2] für Berliner Firmen als „Spezial-Humorist für die Sprechmaschine“ heitere und ernste Texte auf Wachszylinder und Schallplatten auf, sondern war auch unternehmerisch aktiv. Er wurde Aufnahmeleiter bei den „Mephisto“ Phonographen-Werken[3] und gehörte 1904 neben den Herren Heinrich Bumb und Carl König zu den Begründern der Schallplattenfirma BEKA.[4] Auch dem neuen Medium der Kinematographie war er von Anfang an verbunden. Er war 1896 Geschäftsführer in Berlins erstem ortsfesten Kino in den „Wilhelmshallen“, Unter den Linden 21.[5] Zwischen 1905 und 1917 betätigte er sich als Filmregisseur für diverse Produktionsgesellschaften[6] in Berlin. Er führte 1916 Regie bei der Lichtspiel-Oper „Martha“.[7]
Schönwald bildete in seinem Repertoire das Deutschland der Kaiserzeit um die Jahrhundertwende ab. Seine humoristischen Szenen spielten in Markthallen, auf der Eisenbahn[8], am Stammtisch, beim Radrennen[9], auf dem Jahrmarkt und bei Gericht[10]. Besonders angetan hatten es ihm technische Neuheiten wie Kino, Telefon und Zeppelin.[11] Seine Couplets stammten aus dem Milieu der Tanzkomiker und Soubretten[12] und wiesen ihn auch als versierten Sänger und Vortragskünstler aus. Er trug nicht nur eigene Texte vor, sondern auch Werke anderer zeitgenössischer Künstler, etwa von Robert Steidl und Otto Reutter[13].
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Schönwald, der schwer nervenleidend war, im Sanatorium von James Fraenkel[14] in Berlin-Lankwitz. Dort ist er am 25. August 1919 gestorben.
Tondokumente (Auswahl)
Auf Edison Zylindern
No.15 009 Auf dem Kasernenhofe
No.15 023 Das unruhige Haus
No.15 061 Eine lustige Eisenbahnfahrt
No.15 068 Auf dem Jahrmarkt
No.15 184 Mensch, hast du ‘ne Weste an. Couplet
No.15 217 Der stumme Musikant vor Gericht
No.15 250 Der Rixdorfer
No.15 306 Die Kameruner Wachtparade (Winterling)
No.15 316 Auf der Radrennbahn
No.15 365 Das Sumpfhuhn. Couplet (Böhme)
No.15 412 Das Bett. Couplet (Spahn)
No.15 449 Kinder, seht bloß den Zylinder! 15.01.1906
No.15 553 Die Welt ist wie ein Hühnerstall (Musik: Bretschneider)
No.15 676 Wenn ich ein Cannibale wär’ (Meinhold), Couplet
No.15 939 Das Rübenschwein (Winterlé), Couplet
No.15 946 Mit Zeppelin im Luftballon
No.15 961 Der Gardeleutnant
No.4-15 045 Der träumende Michel (O.Reutter)
No.4-15 068 Im Berliner Zoo
No.4-15 058 Im Gesangverein
No.4-15 094 In der Manege
Auf Schallplatten
Eine lustige Eisenbahnfahrt (mit Ida Mayer): Gramophone 41 252 (mx. 3968) [7' Gr&T]
Lehmanns Hochzeit in der Mulackstraße: Grammophon 21 071 (mx. 1326 z)
Im Berliner Zoo (mit Else Güde): Zonophone x5-21 017 (mx. 1568 ab)
Onkel Fritz aus Neuruppin (O. Reutter): Favorite 1-17 094 (mx. 339 -m-) ohne namentliche Nennung von Schönwald auch auf: Mill Opera Record No.1284 Serie 1228
Die Sintflut. Couplet: Favorite 1-17 155 (mx. ? )
Wenn meine Frau sich auszieht: Couplet Favorite 1-17 156 (mx. 336 -m- )[Melodie: La Maxixe, 1906]
Die Polizei. Couplet: Favorite 1-17 892 (mx. 12 993 -o-)
Der galante Zahnarzt: Favorite 1-17 893 (mx. 12 995 -o-)
Der musikalische Clown (Musik: Kollo): Odeon O-1242 (mx. Be 127)
Der stumme Musikant vor Gericht: Odeon O-1243 (mx. Be 128)
Paradekritik: Odeon O-1341 (mx. Be 129)
Na nu tun’se man nich so! (O. Reutter) Odeon Nr.34 331 (mx. Bx 728) [ 27cm ]
Mit dem Zippel, mit dem Zappel, mit dem Zeppelin (O. Reutter): Sport Record 3205 (mx. 11 617)
Der Hirschfeld kommt!: Couplet (O. Reutter) Alpha Record No. 3204 B [1908]
Block-Couplet (O. Reutter): Mill Opera Record No. 11 921
Hauswirt Klaucke treibt die Miete ein: Mill-Opera Record No. 11 923
Hirsch in der Tanzstunde (Dalatkiewicz): Homocord B.1479 (mx. M 1624)
Der liebe Onkel: Beka Grand Record No.15 541
Klein Elschens Weihnachtswunsch: Beka B.3755-II (mx. 14 594), auch auf Parlophon P.1365 (mx. 1365) [1913]
Weihnachtsbescherung: Polyphon Record Bestell-Nr.2651
Wer will unter das Theater: Pathé # 15 819 (mx. 66 780 R.A.)
Posaunenmüller: Zonophone Record lila 622000 (5062 1/2 L)
Schnadahüpfel, mit verschiedenen Instrumenten: Zonophone Record lila 622001 (3054 1/2 r)
Die Frau im Haus und Beruf (Urgiß): Berolina No. 1668 (mx. 1688)
Wiederveröffentlichungen
Wiederveröffentlichungen sind erschienen auf Edison-Zylinder von der Cylinder Preservation and Digitization Project der Santa Barbara Universität Californien unter der Bezeichnung German Comic Cylinders[15] und auf Schallplatten: Das Bett, Silvesterrummel in Berlin, Im Berliner Zoo, Die Sintflut, Wenn meine Frau sich auszieht, Geburtstagsgruß, Block-Couplet, Onkel Fritz aus Neu-Ruppin, Ach, machen Sie das noch einmal, Du hast Diamanten und Perlen, Im Zoologischen Garten, Klein Elschens Weihnachtswunsch.
Gramofononline.hu nennt drei Aufnahmen von Schönwald mit anderen Künstlern.[16] und bei Trikont kam die CD „Rare Schellacks - Berlin: Großstadtklänge 1908-1953“ (US-0265) heraus.[17]
Deutsche Lichtspiel-Oper, Becksches Singfilm-Patent.
Stefan Gauss: Nadel, Rille, Trichter. Kulturgeschichte des Phonographen und des Grammophons in Deutschland. (1900–1940). Böhlau, Köln u. a. 2009, ISBN 978-3-412-20185-2, S. 224 (Zugleich: Berlin, Universität der Künste, Dissertation, 2007: Nadel, Rille, Trichter und die „ewige Wiederkunft“ des Schalls. Phonograph und Grammophon als Objekte der industriellen Massenkultur in Deutschland zwischen 1900 und 1940.).
Berthold Leimbach (Hrsg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten. 1898–1945. Selbstverlag, Göttingen 1991.
Dominique Nasta, Didier Huvelle (Hrsg.): Le son en perspective. Nouvelles recherches. = New Perspectives in Sound Studies (= Repenser le cinéma = Rethinking Cinema. Bd. 1). Bruxelles u. a. 2004, ISBN 90-5201-208-3.
Andreas Steen: Zwischen Unterhaltung und Revolution. Grammophone, Schallplatten und die Anfänge der Musikindustrie in Shanghai. 1878–1937. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2006, ISBN 3-447-05355-0 (Zugleich: Berlin, Freie Universität, Dissertation, 2003).
Michael Wedel: Der deutsche Musikfilm. Archäologie eines Genres 1914–1945. Edition Text + Kritik, München 2007, ISBN 978-3-88377-835-8 (Zugleich: Amsterdam, Universität, Dissertation, 2005: Der deutsche Musikfilm.).
Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Die Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Mit 890 Abbildungen. Rembrandt-Verlag, Berlin 1956.
Ein Kinoplakat für die Lichtspieloper „Martha“ aus der DELOG-Post Heft 4, Januar 1917 ist bei Wedel S. 96 als Abb. 10 wiedergegeben. Der Spielplan vom Januar 1927 ist als Abb. 9 auf S. 94 zu sehen. Über die Aufführungen, u. a. im Königspavillon am 24. August 1917 zur Eröffnung der Leipziger Messe, vgl. S. 93.
↑Vgl. auch Hugo Strötbaums Seite recording pioneers unter http://www.recordingpioneers.com über Heinrich Bumb http://www.recordingpioneers.com/RP_BUMB1.html und Carl König http://www.recordingpioneers.com/RP_KONIG1.html und Art. von Rainer E. Lotz "Phono-Karten, eine industrie-archäologische Entdeckungsreise", Seite 3 : „… meldete Heinrich Bumb ein Gebrauchsmuster für einen „Sprechapparat in Briefform“ an, und Anfang November 1904 schien das Institut Bumb & Koenig auf …“ http://www.lotz-verlag.de/Phonokarten_Schalltrichter_teil1.pdf - Außerdem: Gauss S. 224; Steen S. 63 f. und S. 63 Anm. 107.
Über die Firmengeschichte von Beka-Record vgl. Beka, und Gauss S. 48 f. und S. 51. Die BEKA Record A.G. ging aus dem 1899 mit Schönwald gegründeten „Institut für moderne Erfindungen“ des Heinrich Bumb hervor, vgl. Gauss S. 48, Anm. 42. Zum Aufgehen der Beka im Lindström-Konzern vgl. Gauss S. 82 f.
↑Webloc-Archivlink (Memento vom 27. Dezember 2011 im Internet Archive)
„Oskar Messter (1867–1943) übernimmt im Herbst 1896 das Ende April des Jahres von Baron von Prittwitz eröffnete, seit Pfingsten des Jahres unter der Geschäftsführung von Gustav Schönwald stehende, ‚erste Berliner Kino‘, einen angemieteten Raum des Restaurants Wilhelmshallen, Unter den Linden 21.“ Vgl. auch Zglinicki S. 312.
↑ vgl. Wedel S. 80. Weitere Filmkontakte von Schönwald (Josef Stein, 1876–1937) siehe unter Josef Stein
↑„Martha“, Lichtspieloper nach Friedr. v. Flotow. Mitwirkende: Mizzi Fink, Rose Sebald, Peter Lordmann, Eduard Kandl. Originalmusik von Giuseppe Becce. Vgl. http://www.imdb.de/title/tt1215887/fullcredits#cast
Über das seinerzeit neue Genre der Lichtspiel- oder Filmoper vgl. ausführl. Wedel ab S. 69. Zur Lichtspieloper „Martha“ bes. S. 98.
↑vgl. Edison Goldguß Walze No. 15 061 Eine lustige Eisenbahnfahrt. Die Szene ist 1902 auch auf Schallplatte [einseitige 7' Gr&T ] Gramophone 41 252 (mx. 3968) erschienen.
↑vgl. Edison Goldguß Walze No. 15 316 Auf der Radrennbahn
↑vgl. Schallplatte Odeon O-1243 (mx. Be 128) Der stumme Musikant vor Gericht (1909)
↑vgl. Edison Goldguß Walze # 15 342 Am Telephon. Frl. Vincent and Gustav Schönwald und Edison Goldguss Walze # 15 946 Mit Zeppelin im Luftballon. Gustav Schönwald, sowie Schallplatte Zonophon 17 185 (mx. 14 965 L) Naucke im Kientopp (TuM.: Schön)
↑vgl. Aufnahmen wie Edison No. 15 184 Mensch, hast du ‘ne Weste an. Couplet, No. 15 365 Das Sumpfhuhn. Couplet (Böhme), No. 15 412 Das Bett. Couplet (Spahn), No. 15 553 Die Welt ist wie ein Hühnerstall (Musik: Bretschneider), No. 15 676 Wenn ich ein Cannibale wär’ (Meinhold), Couplet.
↑Von Reutter „coverte“ Schönwald, teils unter Namensnennung teils ohne, verschiedene Erfolgscouplets: Edison Amberol Walze No. 4-15 045 Der träumende Michel (O. Reutter), Schallplatte Favorite 1-17 094 (mx. 339 -m-) Onkel Fritz aus Neuruppin (Otto Reutter), Sport Record 11 617) Mit dem Zippel, mit dem Zappel, mit dem Zeppelin (O. Reutter), Mill Opera Record No. 11 921 Serie 930 Block-Couplet (O. Reutter), Kalliope Nr. 1580 Ach, machen Sie das noch einmal. Couplet von Otto Reutter. Na nu tun’se man nich so! (O. Reutter) Odeon Nr. 34 331 (mx. Bx 728) [ 27cm ]. Auch das berüchtigte „Hirschfeld“-Couplet von Reutter hat er „nachgesungen“, ohne dass sein oder der Name Reutters auf dem Plattenlabel (Alpha Record No. 3204 B) erwähnt wurde. Zu den Reutter-Interpreten vgl. Robert Ostermeyer unter Reutter-Interpreten: Archivlink (Memento vom 4. Februar 2012 im Internet Archive)