Gustav RatzenhoferGustav Ratzenhofer (* 4. Juli 1842 in Wien; † 8. Oktober 1904 auf dem Atlantik) war ein österreichischer Feldmarschallleutnant, Philosoph und wurde vor allem als Soziologe bekannt. Er schrieb auch unter dem Pseudonym Gustav Renehr. LebenRatzenhofer war gelernter Uhrmacher und trat 1859 nach der Uhrmachermeisterprüfung in die österreichische Armee ein, in der er eine steile Karriere machte: Leutnant (1864), Mitglied des Generalstabs (1872), Direktor des Armee-Archivs (1878), schließlich seit August 1898 Präsident des Militär-Obergerichtes. In dieser Eigenschaft wurde er am 1. November 1898 zum Feldmarschallleutnant ernannt. Mitte Oktober 1901 trat Ratzenhofer in den Ruhestand und widmete sich ganz seinem Selbststudium der Philosophie und Soziologie, wobei er durch rege Kontakte zu Ludwig Gumplowicz von diesem stark beeinflusst war. Er starb 1904 nach einem Studienaufenthalt in den USA auf der Überfahrt von New York nach Bremen. Im Jahr 1959 wurde in Wien-Floridsdorf (21. Bezirk) die Ratzenhofergasse nach ihm benannt. WerkRatzenhofer verstand Soziologie in Anlehnung an Herbert Spencer, Charles Darwin und Auguste Comte als Teil einer umfassenden Philosophie, die er als „positiven Monismus“ bezeichnete. Er vertrat ein evolutionäres Modell der Gesellschaftentwicklung. Antrieb allen sozialen Handelns ist nach Ratzenhofer die „Urkraft“ (angeborene Interessen). „Brotneid“ und „Blutliebe“ dominieren seit Urzeiten das soziale Geschehen. Dabei unterliegt die Urgesellschaft dem „Gesetz der absoluten Feindseligkeit“. Konflikte und Unterwerfungen verändern dann den „Erobererstaat“ zum „Kulturstaat“ und enden in der Zivilisation, in der friedlicher Interessenausgleich ein kreatives und freies Leben ermöglicht. Ratzenhofer versuchte, alle Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Zusammenlebens mit naturwissenschaftlichen Methoden zu erklären, und betonte die Einheit der „Weltgesetzlichkeit“. Sein Werk gilt als bedeutender Beitrag zur soziologischen Interessen- und Evolutionstheorie. Besonders in den USA wurde er als einer der Gründerväter der Politiksoziologie rezipiert. Schriften (Auswahl)
Sekundärliteratur
Weblinks
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