Gstättengasse und UrsulinenplatzDie Gstättengasse ist eine Gasse in der linken Altstadt von Salzburg, die vom Bürgerspital und dem dortigen Gstättentor bis zum langgestreckten Ursulinenplatz vor dem Klausentor führt. Bei der Einmündung der Griesgasse am altstadtseitigen Ende der Gstättengasse bildet sich eine platzähnliche Erweiterung, der Anton-Neumayr-Platz. GeschichteZum NamenDer Name Gstätten geht auf ein Erbwort des Deutschen zurück[1] und leitet sich letztlich von mittelhochdeutsch gestat = Gestade, Ufer her. Die Stelle ist erstmals urkundlich 1417 in der Form auf der gestetten erwähnt.[2] Die Salzach war hier vor 1862 nicht reguliert, der Fluss veränderte ständig seinen Lauf und sein Flussbett. Die Straße führte im Mittelalter unmittelbar am Ufer der Salzach entlang und war seit der Barockzeit durch eine schwere Kaimauer geschützt. Die Staden war ein in Süddeutschland weitum bekannter Begriff, der für eine befestigte Uferstraße stand. Die Gstättengasse war eine solche in ausgeprägter Form.[3] Stadtgeschichte und BedeutungZwischen den historischen Wehrbauwerken Gstätten- und Klausentor gelegen, ist „die Gstätten“ die einzige Verbindung zur Vorstadt Mülln. Die dortige Straße von der Linken Altstadt heraus bildete bereits seit dem Frühmittelalter die wichtigste Ausfallstraße nach Norden und Westen. Der Bereich Gstättengasse ist, nach dem Inneren und Äußeren Stein und dem Inneren Nonntal, die wohl älteste Vorstadt der Stadt Salzburg, die sich nach 1480 aus einzelnen Stadeln und kleinen einzelnstehenden und weitgehend hölzernen Häusern rasch zu einer geschlossenen Verbauung entlang des Mönchsberges entwickelte. Die ersten Häuser wurden hier urkundlich nachgewiesen nach 1400 gebaut, aber erst nach 1480 durften größere gemauerte Gebäude errichtet werden. Die Straße wurde dann bis zum Ende des 16. Jahrhunderts bergseitig weitgehend verbaut. Hier wohnten und arbeiteten Handwerker, vor allem Hutmacher, Lodenerzeuger, Bäcker und Schlosser. Heute finden sich zwischen dem salzachseitigen Straßenzug Rudolfskai/Müllner Hauptstraße und der Salzach noch der sogenannte Rotkreuz-Parkplatz sowie der Franz-Josef-Kai, die durch die Salzachregulierungen in den 1860er Jahren gewonnen wurden. Der Felssturz von 1669Die Gstättengasse, unmittelbar an der Felskante des Mönchsberges gelegen, war seit dem Mittelalter immer wieder von Steinschlägen und Felsstürzen bedroht. Am 16. Juli 1669 lösten sich bei einem schweren Felssturz große Teile der Felswand des Mönchsberges und zerstörten die großteils direkt an den Fels angebauten Gebäude; die Markuskirche, das Alte Krankenhaus der Barmherzigen Brüder (Seminarium Alumnorum), die Liebfrauen-Kapelle sowie 13 Häuser in der Gstättengasse. Dabei kamen 230 Menschen ums Leben. Viele dieser Toten waren Salzburger, die bei der Bergung von Verletzten und Toten helfen wollten, aber von einem nachfolgenden Felssturz selbst erschlagen wurden. Seitdem klopfen Bergputzer im Auftrag des Magistrats der Landeshauptstadt zweimal jährlich den steilen Berghang ab, um die Konsistenz des Felsens zu prüfen und loses Gestein zu entfernen.
Gstättentor und Klausentor – zwei alte Salzburger StadttoreDas Gstättentor am inneren Ende der Gstättengasse bestand als Stadtbegrenzung nach Nordwesten seit der Zeit um 1000 n. Chr. und war neben dem Nonntaltor (Erentrudistor) und dem Ostertor in der Linzer Gasse eines der drei wichtigsten Salzburger Stadttore. Seit 1367 nennt es sich Inneres Gstättentor oder Innere Klause. Nachdem die Wehranlage bei einem Brand schwer beschädigt worden war, wurde sie von Markus Sittikus von Hohenems 1618 in repräsentativer Form neu aufgebaut. Seit dieser Zeit heißt das Tor wegen der ehemaligen nahen Poliermühle auch Schleifertor. Das Klausentor am äußeren Ende des Ursulinenplatzes bestand als einfaches befestigtes Tor vor dem Gstättentor schon seit der Zeit um 1250. Markus Sittikus baute auf Kosten der Stadtverwaltung dieses Tor 1612 aus. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) war dieses Tor unter dem Humboldt-Kavalier (Humboldt-Terrasse) gelegen und gehörte, da von der Wehranlage der Müllner Schanze bewacht, zu den besonders gut gesicherten Toren der Stadt. Am 13. August 2020 fuhr ein 2-achsiger Lkw mit Wechselkoffer in das in 2 Stockwerken bewohnte Klausentor, streifte die Oberleitung für den Obus und blieb stehen. Koffer und Ladung fingen oben durch den Kurzschluss gezündet Feuer und wurden von der Feuerwehr gelöscht; die Leitung zerriss.[4] Verkehrstafeln vor dem rechtwinkeligen Klausentor beschränken Fahrzeugmaße auf 3,70 m Höhe und 2,55 m Breite.[5]
Ursulinenplatz und Anton-Neumayr-PlatzDie beiden Enden der Gstättengasse sind stadtseitig der Anton-Neumayr-Platz und stadtauswärtig der Ursulinenplatz. Der Anton-Neumayr-Platz ist mit einem historischen Brunnen samt einer Mariensäule geschmückt. Auf diesem Platz wurde der dort unterirdisch fließende städtische Arm des Almkanals 2004 von Architekt Will Lankmayr durch einen beleuchteten Sehschlitz freigelegt. Der Ursulinenplatz kann – umgeben von Ursulinenkirche, Häuserzeile am Mönchsberg, Klausentor und einem kleinen Park zur Salzach hin – für durchaus reizvoll gehalten werden, als Platz selbst dient er in seiner beengten Lage aber nur dem Verkehr. Vor der Ursulinenkirche steht seit 2005 das Kunstwerk „Mozart – Eine Hommage“ des deutschen Künstlers Markus Lüpertz. Bekannte Häuser von Gstättengasse und UrsulinenplatzDie Häuser von Gstättengasse und Ursulinenplatz gehen mönchsbergseitig nahtlos ineinander über. Der Ursulinenplatz war vor 1961 selbst noch Teil der Gstättengasse. (Zur Ursulinen- oder Markuskirche samt Kloster und zum Haus der Natur siehe dort.)
Der MarienbrunnenJohann Ernst von Thun veranlasste gut zwei Jahrzehnte nach dem großen Felssturz von 1669, dass das anstelle des Brunnenplatzes stehende Haus nicht wieder aufgebaut wurde, sondern der Raum als Platz umgestaltet wird. Daher kaufte er das dortige „Grainerische Gärtl“ samt den zugehörigen Hausresten. Dort entstand der neue Platz und der neue Wasserspender. Der Brunnen mit seinem sechsseitigen Becken ähnelt dem vereinfachten Plan eines Marktbrunnens. Wie beim Florianibrunnen am Alten Markt schließt ein Spiralgitter den oberen Brunnenrand ab. Hans Schwäbel erhielt 1692 den Auftrag zur Gestaltung der marmornen Marienfigur. Die Marienfigur mit dem Kind im Arm blickt dabei schützend zur Felswand, die zwei Jahrzehnte nach dem Felssturz noch immer sehr bedrohlich und unberechenbar wirkte. Die toskanische Brunnensäule ist mit zwei Löwenmasken versehen. Darunter befindet sich auf der östlichen Seite eine Weinrebe als Symbol für die christliche Eucharistie. Auf der zum Berg zeigenden westlichen Seite befindet sich unter dem Löwenkopf ein Kürbis mit Blatt. Aufgrund der Ähnlichkeit des von den vielen Samenkörnern ausgehöhlten Kürbis mit einer Gebärmutter ist er auch eine Symbol für die Fruchtbarkeit und Auferstehung. Daneben hängt eine Walnuss. Nach Augustinus (354–430 n. Chr.) wird die Nuss sowohl als Sinnbild des Menschen, wie auch als Christus-Symbol gesehen. Im Volksglauben steht auch Walnuss für Fruchtbarkeit. Das Wappen des Fürsterzbischofs schmückt den Brunnenrand. Literatur
WeblinksCommons: Gstättengasse (Salzburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Ursulinenplatz (Salzburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 47° 48′ 7,9″ N, 13° 2′ 18″ O |