Zu Beginn des 8. Jahrhunderts wird Griefstedt in einem Verzeichnis der Güter des vom Erzbischof Lullus († 786) von Mainz erbauten Klosters Hersfeld urkundlich als Griffestat erwähnt.
1233 schenkte der thüringische Landgrafenbruder Konrad den „Hof Grifstete“ dem Deutschen Orden, der dort eine eigenständige Kommende einrichtete. Die Kommende wurde im Dreißigjährigen Krieg geplündert, das Ordenshaus zerstört. Der Komtur Johann Adam Marschall von Bieberstein, der von 1701 bis 1716 in Griefstedt amtierte, erbaute stattdessen ein Schloss. Die hohen Kosten führten dazu, dass von den geplanten drei Flügeln nur zwei verwirklicht wurden. Das Renaissanceschloss war in Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern, schönen Fenstergewänden und kunstvollen Risaliten errichtet. Der Saalbau mit Stuckdecke und Wänden mit korinthischen Pilastern erstreckte sich über zwei Geschosse. An einer Seite stand der logenartige Komturstuhl, ihm gegenüber die Kirche mit Altar, Kanzel, Orgel, Gemälden aus der Geschichte des Ordens, Wappen seiner Hochmeister und Grabsteine der Komture. Unterhalb des Gutes in Richtung Unstrut befand sich ein „anmutiger Park“.
Während der Ort Griefstedt seit 1407 zum wettinischen Amt Sachsenburg gehörte,[2] war die Kommende Griefstedt wie der Nachbarort Riethgen Teil des wettinischen Amts Weißensee. 1809 wurde der Deutsche Orden aufgelöst, und die Kommende Griefstedt ging als Stiftung 1815 an das Königreich Preußen als Domäne über. Das Hauptgut war lange in den Händen einer Familie Ulrich, die es pachtete und vorbildlich bewirtschaftete. Anderson 1866: „Heute noch ist die Commende ein durch eigene Mittel des Pächters brillant hergestellter, anmutiger Aufenthaltsort …“.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten 66 Arbeitskräfte aus Polen sowie weitere Frauen und Männer aus der Ukraine auf der Commende Griefstedt beim Pächter Wilhelm Fromme Zwangsarbeit verrichten.[5]
Gegen die Einwände des Konsistoriums der Kirchenprovinz und den Protest des Landeskonservators („erheblicher kultureller Wert“) wurden 1948 das intakte Herrenhaus und 1949 die Kapelle abgerissen, auf der Grundlage des berüchtigten SMAD-Befehl Nr. 209. Der Landrat: „Gebäude in typisch junkerlicher Herrensitzweise errichtet, würden neben den schönen Neubauernhöfen die Gegend verschandeln“. Um die wüste, baumbewachsene Abrissstelle mit noch einem Stück Mauer des Schlosses gruppieren sich heute ruinöse, ehemals stattliche Wirtschaftsgebäude. Eine verfallende gewaltige Umfassungsmauer mit Tor ist auch noch vorhanden. Eingelassen in eine Wohnhauswand findet sich ein steinernes Wappen aus der Schlosskirche, das des „Comthur Philipp v. Bicken“ (1553–1556).
Die teilweise aus dem Abrissmaterial entstandenen Neubauerngehöfte bilden die Thomas-Müntzer-Siedlung. Die Siedlung und das dahinter befindliche Gelände der früheren Deutschordenskommende liegen zwischen Griefstedt und Riethgen (zu dem sie jetzt verwaltungsmäßig gehören), von Griefstedt aus gesehen hinter der Unstrut-Brücke links der Straße.
Die alte, nach St. Martin benannte Dorfkirche brannte 1939 aus und verlor ihren Turm. 1955 konnte sie nach Neuaufbau turmlos wieder geweiht werden.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl:
1994: 327
1995: 332
1996: 334
1997: 332
1998: 331
1999: 329
2000: 325
2001: 337
2002: 328
2003: 327
2004: 317
2005: 309
2006: 315
2007: 310
2008: 309
2009: 305
2010: 289
2011: 290
2012: 287
2013: 282
2014: 277
2015: 277
2016: 268
2017: 259
2018: 261
2019: 259
2020: 252
2021: 242
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat aus Griefstedt setzt sich aus 6 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.
Der ehrenamtliche Bürgermeister Norbert Mücke wurde am 27. Juni 2004 gewählt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Das Kriegerdenkmal vor der Kirche enthält gegenüber den meisten seiner Gattung ein Alleinstellungsmerkmal: Als Sinngebung des Todes dieser Soldaten wird nicht ausschließlich ihre Ehre, sondern an erster Stelle ihre Mahnung zu Frieden und Völkerfreundschaft genannt.
Die Kirche wurde 1695–97 neu errichtet, nachdem die mittelalterliche Kirche abgebrannt war.
Die Aufgabe der Wasserversorgung hat die Gemeinde auf den Trinkwasserzweckverband „Thüringer Becken“ übertragen.[6] Die Abwasserbeseitigung erledigt die Gemeinde Griefstedt eigenständig mit Hilfe der Verwaltungsgemeinschaft Kindelbrück.[7]
↑Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 269.