Germershausen
Germershausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Rollshausen im Landkreis Göttingen in Niedersachsen. Das Dorf ist vor allem als Marienwallfahrtsort bekannt. GeographieGermershausen gehört zum Untereichsfeld. Der Ort liegt in der Goldenen Mark etwa 16 km östlich von Göttingen und 7 km nordwestlich von Duderstadt. Germershausen und der etwa 2 km entfernt liegende Nachbarort Rollshausen bilden zusammen die Gemeinde Rollshausen. Weitere Nachbarorte sind Bernshausen im Westen und Seulingen im Südwesten. Höchste Erhebung in der Gemarkung ist der Rote Berg (206,8 m) südlich des Ortes. Durch Germershausen fließt die Suhle, in welche am nördlichen Ortsrand die Aue mündet. GeschichteGermershausen wurde 1013 erstmals urkundlich erwähnt. Dabei stammt die Erwähnung aus einer Urkunde König Heinrichs II., die sich jedoch als Fälschung herausgestellt hat. Germershausen ist in dieser Urkunde als eine der ältesten Besitzungen des Hildesheimer Michaelisklosters vermerkt. Seinen Namen verdankt Germershausen dem ersten Ansiedler Gerimar (d. h. speerberühmt), wobei auch Nennungen zu finden sind, welche die Bezeichnung Hausung des Gerward/Germar tragen. Neben dem Michaeliskloster hatten noch die Edelherren von Plesse, die Landgrafen von Hessen, die von Hagen, die von Wintzingerode sowie das Kloster Lippoldsberg Landbesitz in Germershausen. Im frühen Mittelalter sollen hier die Engern gewohnt haben. Sie gehörten zu den Sachsen, die östlich der Weser und zu beiden Seiten der Leine siedelten. In der Karolingerzeit bestand hier der große Lisgau (Einzugsbereich: Rhume mit Nebenflüssen). Seit dem 9. Jahrhundert erscheinen die sächsischen Herzöge und Braunschweiger Fürsten als Herren dieser Gegend, 1324 kamen die Goldene Mark um Duderstadt und das Amt Gieboldehausen teilweise und seit 1342 ganz zum Kurfürstentum Mainz. Der Ort gehörte zu den fünf Kespeldörfern der Stadt Duderstadt. Ihr war der Ort zu Abgaben verpflichtet, bevor der Kurfürst Albrecht von Mainz Germershausen 1525 der Gerichtsbarkeit des Amtes Gieboldehausen unterstellte. Dieses geschah durch die Unterstützung des Dorfes im Bauernkrieg. Zwar wurde den Bauern der Zutritt in den Ort versperrt, doch schloss die Bürgerschaft einen „Bund“ mit ihnen und verpflichtete sich damit zu Abgabezahlungen. Auf diese Weise verschafften sich die Einwohner Luft und die Bauern mieden den Ort. Erst nach der Niederlage des Bauernheeres bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 beauftragte der Landesherr Kardinal Albrecht von Mainz den Herzog Heinrich den Jüngeren, Duderstadt für sein Verhalten im Bauernkrieg zu bestrafen. Die Folge war unter anderem der Entzug von fünf Kespeldörfern aus der Hoheit Duderstadts. Dennoch standen Duderstadt noch Abgaben und Dienste aus den Dörfern zu. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Germershausen schwer zu leiden. Die Einwohnerzahl sank bis 1648 auf lediglich 50 bis 60 Personen. Vor dem Krieg wurde auf einer Wiese am Ortsrand eine Marienkapelle errichtet, die eine Muttergottesstatue aus dem 15. Jahrhundert enthielt. Im Zuge der Gegenreformation baute man, auf Initiative des erzbischöflichen Kommissarius Herwig Böning, die Kapelle zu einer Marienwallfahrtsstätte um. Auf sein Bestreben geht auch der Bau einer Wallfahrtskirche 1710 zurück, die jedoch zusammen mit der Gnadenkapelle aufgrund von Überschwemmungsschäden 1887 abgebrochen wurde. Das Gnadenbild Maria in der Wiese der einstigen Kapelle befindet sich in der 1889 neu errichteten Kirche Mariä Verkündigung. Sie ist auch das Ziel mehrerer Wallfahrten im Jahr. Unter dem Hildesheimer Bischof Eduard Jakob Wedekin erfolgte die Gründung des Augustinerklosters Germershausen zur seelsorgerischen Betreuung der Wallfahrer. Die Augustiner betrieben von 1905 bis 1970 vor Ort eine Klosterschule mit Internat, dessen Räume seit 1972 von der katholischen Bildungsstätte St. Martin genutzt wurden. 2019 wurde das Kloster geschlossen.[2] Zum Ende des Jahres 2020 wurde auf Beschluss des Bistums Hildesheim auch der Betrieb der Bildungsstätte eingestellt.[3] Seit dem 1. Januar 1973 gehört Germershausen als Ortsteil zur Gemeinde Rollshausen und damit auch zur Samtgemeinde Gieboldehausen. Kirche Mariä VerkündigungGeschichteDie Wallfahrtskirche Mariä Verkündigung wurde erbaut, nachdem 1886 ein großes Hochwasser ihren barocken Vorgängerbau aus dem Jahr 1710 und die noch ältere Gnadenkapelle zum Einsturz gebracht hatte. Im August 1887 wurde die Grundsteinlegung gefeiert, und am 27. Juli 1889 erfolgte durch Bischof Daniel Wilhelm Sommerwerck ihre Konsekration. Die Kirche wurde nach Plänen des Hildesheimer Domdechanten Anton Paasch auf einem Wiesengrundstück errichtet. Seit dem 1. November 2014 gehört die Kirche zur Pfarrei St. Johannes der Täufer in Seulingen. ArchitekturDie Kirche ist eine neuromanische dreischiffige, durch Blendbögen und Lisenen gegliederte Basilika aus Buntsandstein. Die Apsis ist in einer halbrunden Form gehalten und der Innenraum der Kirche flachgedeckt. Hier findet man eine eher schlichte Ausstattung vor und einen hellen Anstrich, welcher der Kirche einen nüchternen Eindruck verleiht. Seit 1958 besteht der heutige Freialtar. GnadenbildDas 72 cm hohe Gnadenbild Maria in der Wiese befindet sich in einem Seitenschiff und stellt die thronende Muttergottes mit Kind dar. Es stammt aus dem Jahre 1450 und wurde vermutlich für Wallfahrtszwecke zu einer Pietà umgearbeitet. OrgelDie Orgel wurde 1910 von Louis Krell gebaut und hat folgende Disposition:
WallfahrtDie Große WallfahrtDie Große Wallfahrt findet jährlich am 1. Sonntag im Juli statt. Dann strömen jeweils tausende Wallfahrer aus allen Himmelsrichtungen „in der Wiese“, dem parkähnlichen Platz um die Wallfahrtskirche, an einem Freialtar zusammen. Betreut wurde die Germershäuser Marienwallfahrt lange von den Augustinern, die von 1864 bis 2019 in dem kleinen Ort des Untereichsfeldes mit dem Augustinerkloster Germershausen vertreten waren. Weitere Wallfahrten zu Maria in der Wiese sind die
Das Gnadenbild Maria in der Wiese, eine sitzende Madonna, ist aus Holz geschnitzt. Maria hält das Zepter in der rechten Hand und das Jesuskind im linken Arm. Die Figur kann auf Mitte des 15. Jahrhunderts datiert werden. Sie war wohl zunächst eine Pietà und wurde später in den heutigen Zustand umgearbeitet. Die Statue wurde wohl schon in einer vor 1500 bestehenden Kapelle aufgestellt und verehrt. Bis 1876 war die Statue bekleidet. Von einer Wallfahrt im Mittelalter gibt es kein geschichtliches Zeugnis. Die erste Nachricht datiert aus einer Germershäuser Kirchenrechnung von 1678. Die Germershäuser Wallfahrtssage
– G. Wolpers, Der Gnadenort Germershausen. Geschichtliche Entwicklung der Wallfahrt und des Klosters, Duderstadt 1914 Literatur
WeblinksCommons: Germershausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Germershausen – Reiseführer
Einzelnachweise
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