Der VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe, ab 1986 VEB Gaskombinat „Fritz Selbmann“ Schwarze Pumpe (abgekürzt GKSP, später GSP), war ein Kombinat zur kombinierten Verwertung und Veredelung von Braunkohle in unmittelbarer Nähe der Ortschaft Schwarze Pumpe bei Spremberg zur Zeit der DDR. Die Anlage bestand aus mehreren miteinander vernetzten Gaswerken, Kokereien, Heizkraftwerken und Brikettfabriken mit den dazugehörigen Hilfs- und Nebenanlagen.
In einer ersten Studie, die 1953 begonnen und im II. Quartal 1955 fertiggestellt war, sahen Planungen vor, ein „Kokskombinat Trattendorf“ in unmittelbarer Nachbarschaft des sich im Bau befindlichen Kraftwerks Trattendorf zu errichten.
Eine zweite Studie, die von 1954 bis 1955 erarbeitet wurde, befasste sich mit dem Aufbau eines „Kokskombinat Schwarze Pumpe“ auf dem jetzigen Standort, einschließlich der Aufschlüsse der Tagebaue Burghammer, Welzow–Süd und Nochten sowie der Errichtung einer notwendigen Wohnstatt für deren Beschäftigte (Hoyerswerda-Neustadt).
Am 3. Mai 1955 erfolgte die erste Begehung der zukünftigen Baustelle des Kombinates Schwarze Pumpe, das auf ca. 900 ha, in einer Ausdehnung von 3,5 km × 2,5 km errichtet werden sollte. Am 23. Juni 1955 wurde auf Beschluss (Registernummer 13/2 a) des Ministerrates der DDR über den Aufbau des Kombinats Schwarze Pumpe entschieden. Bereits am 28. Juni 1955 nahm der Aufbaustab in der Gaststätte „Zur Schwarzen Pumpe“ in Schwarze Pumpe seine Arbeit auf. Die Projektierung wurde an das Projektierungs- und Konstruktionsbüro Berlin (PKB) vergeben. Das PKB begann am 1. Juli 1955 mit den Arbeiten für das Vorprojekt Bau KSP. Bis zu 350 Betriebe waren dabei in die Projektierung eingebunden, eine weit größere Zahl dann am Bau und der Montage des Kombinates.
Besonderen Anteil hatten dabei der:
VEB Projektierungs-, Konstruktions- und Montagebüro Kohleverarbeitung Leipzig
VEB Industrieprojektierung Dresden und Berlin I und II
Die Vorplanung des PKP war so ausgerichtet, dass durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Prozesse auf „engstem“ Raum ein größtmöglicher Nutzen entstand:
2 Großraumkohlebunker mit je 28.000 t Fassungsvermögen; dazugehörige Aufbereitungsanlagen für Brikett- und Kesselkohle
3 Großkraftwerke (West, Mitte, Ost) mit insgesamt 20 Hochleistungsstrahlungskesseln
3 Brikettfabriken, bestehend aus 3 Trockenhäusern mit 3×16 Großröhrentrocknern und 3 Trockenhäusern mit 3×20 Vierstrangpressen
Im Süden:
Drei, den jeweiligen Brikettfabriken zugeordnete Kokereien mit je 10 Ofeneinheiten zu je 8 Öfen, in denen Braunkohlenhochtemperaturkoks (BHT-Koks) erzeugt wurde.
Wasserwirtschaftliche Anlagenteile für die Ver- und Entsorgung
Für den Aufbau des Kombinates wurden durch das PKB im Wesentlichen 3 Baustufen vorgesehen. Mit diesen sollte es möglich sein, alle Produktions- und sonstigen Anlagen in einem Zeitraum von nur 8 Jahren zu errichten, völlig neue Techniken zu erproben und für den Dauerbetrieb tauglich zu machen. Planungen für das Kombinat gingen von bis zu 16.000 Beschäftigten aus. In der Produktion sollten bis zu 2,5 Millionen Tonnen BHT-Koks, 3 Milliarden Kubikmeter Stadtgas und 900 Millionen kWh Elektroenergie jährlich erzeugt werden.
Die sich teilweise überlappenden Baustufen waren:
1953 – 1955 Vorbereitende Maßnahmen (Ausarbeitung von Studien für den Aufbau des Kombinates)
Baustelleneinrichtung, Infrastruktur usw. III. Quartal 1955 – 31. Dezember 1956
1. Ausbaustufe: 1. Juli 1956 – III. Quartal 1959
2. Ausbaustufe: 1. Januar 1960 – 21. Dezember 1962
3. Ausbaustufe: 1. Januar 1962 – 31. Dezember 1963
Am 31. August 1955 vollzog der Minister für Schwerindustrie, Fritz Selbmann, mit einer Planierraupe, welche er vom Festplatz zum Beginn der zu bauenden 3,7 km langen Betriebsstraße fuhr, den ersten Spatenstich. Am selben Tag wurde in Hoyerswerda der Grundstein für die ersten Arbeiterwohnungen gelegt. Bis 1980 stieg die Einwohnerzahl Hoyerswerdas von etwa 7700 auf 70700 an.
Am 30. November 1955 wurde über eine Ferndampfleitung aus dem etwa 5 km entfernten Kraftwerk Trattendorf erstmals Fremddampf für die Baustelle des Kombinates bezogen. Am 23. April 1956 wurde der VEB Aufbauleitung Schwarze Pumpe gegründet. Als erster Leiter wurde Hasso Grabner berufen, der jedoch nach wenigen Monaten von Willi Kühn abgelöst wurde.[2] Am 27. Juni 1956 wurde der Grundstein für den ersten Industriebau des späteren Kombinats, einer der beiden 28.000 Tonnen Rohbraunkohle fassenden Rohkohlebunker gelegt, der dann am 14. April 1959 fertiggestellt wurde. Am 23. März 1957 wurde mit der symbolischen Schachtholzlegung der Tagebau Burghammer aufgeschlossen. Am 11. April 1957 konnte der erste Kühlturm fertiggestellt werden. Am 19. Juni 1957 wurde mit dem Bau der Brikettfabrik West begonnen. Bereits am 15. Oktober waren alle vier Kühltürme der ersten Ausbaustufe fertiggestellt.
Am 1. April 1958 wurde der VEB Kombinat Schwarze Pumpe (KSP) gegründet; erster Werkdirektor wurde der Leiter des Aufbaustabes Willi Kühn. Am 13. Januar 1959 begann die Montage des ersten 25-MW-Kondensationsturbosatzes im Kraftwerk West. Am 1. März 1959 wurde mit der Förderung von Rohbraunkohle aus dem Tagebau Burghammer, der sich ca. 10 km südlich des Kombinates befand, begonnen. Am 9. April 1959 wurde durch die Schachtholzlegung auch der Aufschluss des Tagebaus Welzow-Süd vorangetrieben. (Andere Angabe 4. September 1959)
Am 18. April 1959 wurden mit Hilfe von Fremddampf aus dem Kraftwerk Trattendorf die ersten Druckproben der Briketttrockner der Brikettfabrik West durchgeführt. Am 21. April 1959 wurde im Kraftwerk West der kontinuierliche Dreischichtsystemdienst aufgenommen und am 30. April 1959 wurde durch Werkdirektor Kühn gegen 2 Uhr der erste Dampfkessel, der Kessel 13, im Kraftwerk West gezündet. Wenig später um 5:38 Uhr nahm die Brikettfabrik West ihre Produktion auf. Die ersten Briketts wurden dabei mit der Aufschrift „Flamme des Sozialismus“ gepresst. Am selben Tag wurde gegen 4 Uhr auch der erste Strom eines 25-MW-Kondensationsturbosatzes in das Verbundnetz eingespeist. Am 4. März bzw. 11. Mai 1960 wurden im Kraftwerk West die ersten beiden Entnahmegegendruckturbinen (EGT) 13 und 14 mit einer Leistung von je 50 MW in Betrieb genommen. Dadurch war es möglich, die angeschlossene Brikettfabrik West am 1. Juli desselben Jahres komplett mit vier Abteilungen in Betrieb zu nehmen. Am 4. Februar 1961 wurde die letzte EGT des Kraftwerkes West in Betrieb genommen. Durch massive Probleme an den Turbinen konnten diese jedoch nicht in Volllast betrieben werden. Erst nach der Beseitigung von Konstruktionsfehlern erreichte am 1. September 1962 die erste 50-MW-Turbine ihre volle Leistung.
Auch die Brikettproduktion verlief nicht so reibungslos wie geplant und erhofft. Im Herbst 1959 wurden von den geplanten 700.000 Tonnen Briketts gerade einmal 64.000 Tonnen abgerechnet.
Am 1. Januar 1961 wurde Heinz Lesinski vom Minister für Kohle und Energie zum Werkdirektor des KSP berufen; Willi Kühn, schied aus Altersgründen aus. Im Februar 1961 wurde mit der Stahlbaumontage am Generatorhaus des Druckgaswerkes begonnen. Am 6. März 1961 nahm die EGT 15 ihren Dauerbetrieb im Kraftwerk West auf. Am 20. Oktober 1962 begann der Probebetrieb des ersten 420-t/h-Dampferzeugers, dem Kessel 21 im Kraftwerk Mitte. Am 1. Juli begann der Probebetrieb der Luftverdichteranlage des Druckgaswerkes. Hermann Stollberg wurde neuer Werkdirektor des KSP. Am 13. September 1963 beschloss der Ministerrat der DDR das endgültige Produktionsprofil und den Endausbau des KSP.
Trotz aller Anstrengungen war es nicht möglich, den errechneten Kosten-Nutzen-Rahmen annähernd einzuhalten. 1965 betrug der Verlust des KSP bereits 20,3 Millionen DDR-Mark. Dies war den unterschiedlichsten Problemen geschuldet: einerseits der schwachen materiellen Basis, andererseits vor allem den vielen technischen Neuentwicklungen, die in Schwarze Pumpe erprobt und erst hier in den Dauerbetrieb übernommen wurden. Durch weitreichende Maßnahmen, die ab 1966 durchgeführt wurden und die unterschiedlichsten Bereiche betrafen, wurde dieser Trend radikal umgekehrt. Im Jahr 1970 betrug der Gewinn des KSP bereits 34,2 Millionen DDR-Mark. Bis zum Jahr 1989 erhöhte sich dieser Gewinn auf 789,3 Millionen DDR-Mark.[3]
Am 6. Oktober 1963 gingen in der Brikettfabrik Mitte die ersten Trockenabteilungen in Betrieb. Die erste EGT (EGT 21) des Kraftwerks Mitte hatte bereits am 31. Juli 1963 den Probebetrieb aufgenommen. Am 6. April 1964 um 23:50 Uhr nahm mit der Zündung des ersten Druckgaserzeugers das KSP die Gaserzeugung auf, welches am 15. April erstmals in das Fernleitungsnetz eingespeist wurde. In dieser Zeit wechselten ständig Inbetriebnahmen und Baubeginn von Anlagenteilen ab; so erfolgte am 1. Juni 1964 der erste Spatenstich für die BHT-Kokerei Mitte. Am 1. August 1964 wird mit dem Probebetrieb der Abteilung 4 die Brikettfabrik Mitte mit allen verfügbaren Abteilungen in Betrieb genommen.
Am 30. April 1965 erreichten die Kraftwerke West und Mitte die installierte Leistung von 450 MW. Drei Monate später, am 30. Juni 1965, war das Gaswerk mit allen verfügbaren Generatorengruppen in Betrieb und damit voll verfügbar. Am 1. April 1966 nahmen die ersten Abteilungen der Brikettfabrik Ost den Probebetrieb auf.
Am 1. Juli 1966 wurde Herbert Richter zum neuen Werkdirektor des KSP berufen. Am 14. November 1966 verließ der erste Zug Rohbraunkohle den neu aufgeschlossenen Tagebau Welzow-Süd. Am 28. Februar 1966 nahm die EGT 26 im Kraftwerk Mitte ihren Dauerbetrieb auf. Im Dezember 1968 begann der Probebetrieb im Kraftwerk Ost. Am 29. Januar 1969 ging das Kraftwerk Mitte mit allen sechs installierten Blöcken in den Dauerbetrieb. Am 20. September 1969 ging die BHT-Kokerei Mitte in Betrieb. Im November 1969 erfolgte Inbetriebnahme der Abteilungen I und II der Brikettfabrik Ost.
Das Kraftwerk Ost, das intern in das Kraftwerk III und IV (Kondensationskraftwerk) unterteilt war, nahm am 6. Dezember 1968 mit dem Block 31 seinen Probebetrieb auf. Bereits am 1. Dezember 1968 wurde der Block 31 dem Verbundnetz zugeschaltet. Am 28. April 1970 stand das Kraftwerk Ost III nach Inbetriebnahme von Block 32 zur vollen Verfügung. Am 15. Oktober 1970 wurde mit dem Aufbau des Dampferzeugers 41 im Kraftwerk Ost IV begonnen.
In der Endausbaustufe wurden folgende Baumaßnahmen (ohne soziale und sonstige Bauten), abweichend zum ursprünglichen Plan des PKB verwirklicht: 3 Brikettfabriken, 3 Kraftwerke, 1 Kokerei (BHT-Kokerei Mitte), 1 Gaswerk, 1 Wasserwerk (Ver- und Entsorgung), Werkstätten, Werkbahn.
Auswirkungen auf die Sorben der Region
In Anbetracht der Lage des Stammbetriebs mitten im damals noch intakten Kern des Siedlungsgebietes der Sorben und des erwarteten Zuzugs Tausender Arbeiter sowie der geplanten Ortsinanspruchnahme entstand unter den Sorben der geflügelte Spruch „Čorna pumpa je row Serbstwa“ („Schwarze Pumpe ist das Grab des Sorbentums“). Tatsächlich hatten die ökonomischen Verschiebungen in diesem Teil der Lausitz zwar den Effekt, dass viele vormalige sorbische Kleinbauern nun einen wesentlich lukrativeren Arbeitsplatz in und um Schwarze Pumpe erhielten; gleichzeitig zeigten jedoch die Versuche, sorbische Sprache und Brauchtum auch im industriellen Umfeld weiterzupflegen, nicht die erwünschte Wirkung. Dem Wunsch der Domowina und sorbischer Mitglieder der Belegschaft nach der Einrichtung sorbischsprachiger Brigaden wurde nicht entsprochen.
Binnen weniger Jahre war das sorbische Ethnikum in der Region um das Kombinat, vor allem rund um Hoyerswerda und Spremberg, empfindlich geschwächt und viele Orte weitgehend germanisiert.[4]
Umorganisationen
Am 1. Januar 1963 wurde das Braunkohlenwerk Spreetal in das KSP eingegliedert. Tagebaue, Werkstätten, Brikettfabriken, das Kulturhaus und das Ferienobjekt in Rennersdorf wurden den Betriebseinheiten des KSP zugeordnet. Am 1. Januar 1966 wurde der Tagebau Nochten aus dem KSP herausgelöst und dem BKK Glückauf zugeordnet. Am 1. Januar 1970 wurde der Ministerratsbeschluss vom 26. Oktober 1969 wirksam. Aus dem VEB Kombinat Schwarze Pumpe wurde der VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe – Stammbetrieb (GSP). Dem VEB GSP wurden mehrere bis dahin selbstständige VEB zugeordnet. Dies waren:
Mit der politischen Wende 1989 kam es im GSP zu zahlreiche Umstrukturierungen. Der Stammbetrieb des GSP wurde zum 1. Juli 1990 in eine selbstständige Kapitalgesellschaft, die Energiewerke Schwarze Pumpe AG (ESPAG), umgewandelt. Ebenfalls am 1. Juli 1990 wurden folgende Betriebe aus dem Verbund der ESPAG herausgelöst und in selbstständige Kapitalgesellschaften überführt:
VEB Braunkohlenveredlung Espenhain
VEB Braunkohlenveredlung Lauchhammer
VEB Steinkohlenkokerei „August Bebel“ Zwickau, Betriebsteil Großgaserei Magdeburg
VEB Verbundnetz Gas
VEB PKM Anlagenbau Leipzig
Brennstoffinstitut Freiberg
Diese wurden zum 1. Juni 1990 der Treuhandanstalt bzw. der neu gebildeten Brennstoff-AG „Schwarze Pumpe“ unterstellt. Zum 1. Januar 1993 verschmolz die ESPAG zur Lausitzer Braunkohle AG (LAUBAG).
Das Kombinat unterstand zuletzt dem Ministerium für Kohle und Energie, das zum Jahresbeginn 1990 in das Ministerium für Schwerindustrie und im Verlauf des Jahres in das neu gebildete Wirtschaftsministerium der DDR einging. Weitere zentralgeleitete Kombinate der Energiewirtschaft können in der Liste von Kombinaten der DDR eingesehen werden.
Leiter Aufbaustab
Hasso Grabner (Direktor des VEB Kohleanlagen Leipzig, Leiter des ersten Aufbaustabes)
Willi Kühn
Werkdirektoren
1958–1960: Willi Kühn
28. September 1961–1963: Heinz Lesinski
1963–1966: Hermann Stollberg
1966–1972: Herbert Richter
April 1972–August 1973: Hans Waldmann (Kommissarisch)
01. Juli 1990,00000014439 Arbeitnehmer (9739 Gewerbliche Mitarbeiter, 4700 Angestellte)
31. Dezember 1990, 12640 Arbeitnehmer (8563 Gewerbliche Mitarbeiter, 4077 Angestellte)
31. Dezember 1991, 09694 Arbeitnehmer (6603 Gewerbliche Mitarbeiter, 3889 Angestellte)
31. Dezember 1992, 06591 Arbeitnehmer (4198 Gewerbliche Mitarbeiter, 2393 Angestellte)
Störungen
März 1960: Schaufelschäden im HD-Teil während des Probebetriebes der ersten 50-MW-Turbine nach 1300 Betriebsstunden
12. Januar 1965: Am Generatorhaus des Druckgaswerkes kam es zu einer schweren Havarie, die die Stadtgaslieferung bis zum 20. Januar 1965 vollständig unterbrach. Ab dem 20. Januar speisten die Generatoren 2, 3, 4, 11 und 12 wieder Gas ins öffentliche Netz.
15. Februar 1966: Entspannung des Generators 3 mit anschließendem Großbrand in der ersten und zweiten Vierergruppe des Generatorenhauses
17. August 1970 kam es zu einer schweren Verpuffung in der Brikettfabrik Ost auf Grund von sicherheitstechnischen Mängeln in der Auslegung der Schlote.
21. April 1971: Ein technischer Fehler verursachte eine schwere Havarie an einem Sauerstoff-Turboverdichter.
22. Februar 1982: Um 10:30 Uhr kam es zu einer schweren Havarie in der Gasreinigungsanlage. Der Strang 4 der Gasreinigung wurde dabei völlig zerstört. Als Ursache wurde die Bildung einer Sauerstoffblase ermittelt, durch die sich ein explosives Gemisch gebildet hatte. Die Brandfläche erstreckte sich auf über 5000 m². Es gab etwa 30 Verletzte und ein Todesopfer. Der Sachschaden belief sich auf ca. 150 Millionen DDR-Mark. Die Produktionsanlagen für Stadtgas wurde nach sechs Monaten wieder voll in Betrieb genommen.[5]
3. Juni 1983: Explosion in der Schleuse und Dampfgaskühlung im Gaswerk (technische Ursache)
Sonstiges
1. Juni 1955: Baubeginn des Wohnlagers I
25. Oktober 1955: Bildung der Abteilung Werkbahn mit einer Dampflok der Baureihe 52
November 1955: Baubeginn Wohnlager II (für ca. 2000 Beschäftigte)
1. Dezember 1955: Übergabe der ersten Wohnbaracken für die Beschäftigten des Kombinates (dem sogenannten 1000-Mann-Lager) in der Altstadt von Hoyerswerda
6. Oktober 1986: „Träger eines verpflichtenden Ehrennamens“, Verleihung des Namens: Fritz Selbmann, Beschluss des Sekretariats des ZK der SED
29. Juni 1990: Gründung der Energiewerke Schwarze Pumpe AG (ESPAG)
Rückbau
1992–1998 Rückbau der Kokerei einschließlich Sanierung der freiwerdenden Flächen.
1994–1997 Rückbau der Brikettfabrik Ost.
1993–1997 Schrittweise Stillsetzung des Kraftwerks Mitte, mit gleichzeitig beginnendem Rückbau.
1999 Sprengung der Schornsteine des Kraftwerks West, wobei der östlichste der gesprengten Schornsteine nicht – wie vorgesehen – in sich zusammenfiel, sondern das noch vorhandene Kesselgebäude des Kraftwerks West beschädigte (im Bild links). Dabei wurden auch die Dampfleitungen beschädigt, die das neuerbaute Kraftwerk Schwarze Pumpe mit der Brikettfabrik Mitte verbanden.[6]
Der Bereich Gewinnung (Abraum/Braunkohle) wurde am 1. Januar 1976 aus dem Kombinat herausgelöst und der VEB Braunkohlenwerk Welzow gebildet.
(Quelle: illustrierte historische hefte 54, Schwarze Pumpe – Kohle und Energie für die DDR – Stand: 1988, ISBN 3-326-00539-3)
Heute
Die Dauerausstellung Unsere Geschichte. Deutschland seit 1945 im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn würdigte 2011 die Aufbauleistungen für das Kombinat Schwarze Pumpe und die Neustadt von Hoyerswerda auf einer rund 15 m² großen Ausstellungsfläche. Der Traditionsverein Glückauf Schwarze Pumpe aus Hoyerswerda bemüht sich um die Pflege und Bewahrung der Traditionen sowie der Erfahrungen bei der Entwicklung des Industriestandortes Schwarze Pumpe einschließlich der Städte Hoyerswerda und Spremberg als Bergbaustandorte.
Literatur
Siegfried Pitschmann, Erzählungen aus Schwarze Pumpe, Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kristina Stella, Aisthesis, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8498-1166-2.
„Traditionsverein Schwarze Pumpe“ Glückauf e. V. (Hrsg.): 50 Jahre Industriestandort Schwarze Pumpe, Rückblicke, Einblicke, Ausblicke.ISBN 3-00-016449-9.
„Traditionsverein Schwarze Pumpe“ Glückauf e. V. (Hrsg.): Industriestandort Schwarze Pumpe. Heft 1 und 3.
Betriebssektion der KDT Kammer der Technik des ORGREB-Institutes für Kraftwerke Vetschau – Arbeitskreis „Geschichte der Elektroenergieerzeugung“ (Hrsg.): Studien zu einem Abriss der Geschichte der Elektroenergieerzeugung auf dem Gebiet der DDR seit 1945. 1984.
Schwarze Pumpe – Kohle und Energie für die DDR, illustrierte historische hefte, Nummer 54 – Peter Hübner, Monika Rank, ISBN 3-326-00539-3. Herausgeber: Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR – 1988
Chronik – VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe – Stammbetrieb – 1955–1970. Herausgeber: Industriekreisleitung Schwarze Pumpe der SED, Kommission Betriebsgeschichte
↑„Die Wirtschaft – Unabhängige Wochenzeitung für Wirtschaft, Handel und Finanzen“ (Hrsg.): Kombinate: Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern. Verlag Die Wirtschaft, München 1993, ISBN 3-349-01041-5, S. 377–381. (Anhang: Zentralgeleitete Kombinate der Industrie und des Bauwesens nach Ministerien, Stand 30. Juni 1990, basierend auf Zahlen des statistischen Betriebsregisters der DDR)