Garbenheim ist ein Stadtteil der mittelhessischen Kreisstadt Wetzlar mit ca. 2200 Einwohnern. Der Stadtteil liegt nahe der Wetzlarer Kernstadt südlich der Lahn.
Südwestlich der Ortschaft befindet sich der Wetzlarer Bismarckturm, der bis zu seinem Umbau Garbenheimer Warte genannt wurde.
Erstmals wurde der Ort im Jahr 776 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch erwähnt.
Die Ritter von Garbenheim, ein niederadliges Geschlecht, stellten die Burgmannen der Reichsburg Burg Kalsmunt. Das Dorf bildete zusammen mit Atzbach und Dorlar einen Gerichtsbezirk, der zu den Besitztümern der Grafen von Nassau-Weilburg gehörte.[3]
Als Wetzlar im 18. Jahrhundert Sitz des Reichskammergerichts war, fand die ländliche Idylle Garbenheims bei Goethe Anerkennung, der hier gerne ausgedehnte Spaziergänge machte. Er verewigte das Dorf unter dem literarischen Namen Wahlheim in seinem Werk Die Leiden des jungen Werthers.
Infolge des Wiener Kongresses wurde die Bürgermeisterei Atzbach, zu der Garbenheim zählte, im Jahr 1816 preußisch.[3] 1866 zerstörte ein Großbrand weite Teile des Dorfes. Die Kirche, das Pfarrhaus, 40 Wohnhäuser, mehrere Scheunen und Ställe brannten völlig aus. Doch bereits im Jahr 1883 wurde in Garbenheim eine neue Kirche fertiggestellt.
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Zum 1. Januar 1977 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde im Zuge der hessischen Gebietsreform kraft Landesgesetz in die neugegründeten Stadt Lahneingegliedert.[4] Dort wurde sie ein Teil des Stadtbezirks Wetzlar. Seit der Auflösung von Lahn am 1. August 1979 gehört Garbenheim als Stadtteil zur Stadt Wetzlar.[5] Für Garbenheim wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung gebildet.[6]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Garbenheim angehört(e):[7][8]
ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Stadt Lahn
ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis, Stadt Wetzlar
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Lahn-Dill-Kreis, Stadt Wetzlar
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Garbenheim 2043 Einwohner. Darunter waren 129 (6,3 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 375 Einwohner unter 18 Jahren, 840 zwischen 18 und 49, 405 zwischen 50 und 64 und 223 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 930 Haushalten. Davon waren 315 Singlehaushalte, 258 Paare ohne Kinder und 261 Paare mit Kindern, sowie 72 Alleinerziehende und 24 Wohngemeinschaften. In 210 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 627 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]
Einwohnerentwicklung
Garbenheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr
Einwohner
1834
391
1840
440
1846
468
1852
507
1858
490
1864
516
1871
563
1875
587
1885
636
1895
717
1905
846
1910
952
1925
1.101
1939
1.400
1946
1.792
1950
1.889
1956
1.939
1961
1.972
1967
2.080
1970
2.054
1990
2.193
1998
2.259
2005
2.198
2009
2.157
2011
2.043
2015
2.113
2020
2.241
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: ;[7] nach 1977: Einwohnerzahlen Stadt Wetzlar[10]
Historische Religionszugehörigkeit
• 1961:
1494 evangelische (= 75,76 %) und 419 katholische (= 21,25 %) Einwohner
Ortsvorsteherin ist Ingeborg Koster (SPD). Seine Stellvertreter ist Timo Kleinhans (FW).[13]
Wappen
Blasonierung: „In Rot eine goldene Garbe, in der Mitte belegt mit drei schmalen schwarzen Balken.“[14]
Das am 19. Juni 1953 amtlich genehmigte[15] Wappen nimmt „redend“ auf den Ortsnamen Bezug, zugleich aber auf den alten eingesessenen Ortsadel, die längst ausgestorbenen Herren von Garbenheim, die im 14. Jahrhundert einen von drei Balken geteilten Schild mit Garben geführt haben. Der Ort, der bis 1585 in gemeinschaftlich hessisch-nassauischem Besitz und dann ganz nassauisch war, hat keine Bildsiegel geführt.
Garbenheim hat eine Anschlussstelle an die vierstreifige Bundesstraße 49.
Der Stadtteil wird durch die Stadtbuslinie 17 der Wetzlarer Verkehrsbetriebe angefahren. Der ehemalige Bahnhof befindet sich im Westen des Ortes. Er wurde mit der Stilllegung der Bahnstrecke Lollar–Wetzlar für den Personenverkehr geschlossen; DB Cargo stellt dort seit Februar 2007 Güterzüge für Mittelhessen zusammen.
↑Genehmigung zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Garbenheim im Landkreis Wetzlar, Reg.-Bez. Wiesbaden vom 19. Juni 1953. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1953 Nr.27, S.591, Punkt 740 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,2MB]).