Keramikfunde deuten schon auf eine Besiedlung des Dorfes Gadenstedt in vorrömischer Eisenzeit (700 v. Chr.) hin.
Urkundlich erwähnt wurde Gadenstedt erstmals im Jahr 822.[2] Bei dem Dokument handelt es sich um eine Schenkungsurkunde, mittels derer das Junkersdorf „Gudianstede“ vom Edelhofbesitzer Osdac dem Kloster Corvey übereignet wird.
Das Dorf ist der Stammsitz der Familie von Gadenstedt, eines Adelsgeschlechts aus dem 12. Jahrhundert, durch diese frühe Nennung dem Stand des Uradels angehörend. Der Name leitet sich aus dem althochdeutschen von Goddenstede (= von guter Stätte) ab. Das Rittergut lässt sich ab dem Jahr 1126 nachweisen. Die Besonderheit der Namensgleichheit zwischen Grundbesitzer und Ortsbezeichnung findet sich sonst nur noch einigemale im nordostdeutschen Raum wieder. Erster Gadenstedt war nach historischen Überlieferungen der fundierten Adelsforschung im Jahre 1219 Hermann, ihm folgen Johann und Ritter Bertold von Gadenstedt. Dessen Sohn Dietrich ist Burgmann und herzoglicher Vogt. Er war vermählt mit einer Tochter von Selde (1300). Ab hier geht eine durchführende Genealogie über die nächsten vielen Generationen.[3] Anfang des 16. Jahrhunderts gelten die Gadenstedt als Erbgessene, Junker Dietrich ist sogar gräflich Stolbergischer Hauptmann zu Wernigerode.[4] Wie an vielen Orten im deutschsprachigen Raum fanden auch in Gadenstedt - insbesondere in der ausklingenden Neuzeit zu Beginn des 17. Jahrhunderts - eine Reihe von Hexenprozessen statt.[5] Unbenommen davon bleibt die starke Prägung der Ortshistorie durch die Gutsbesitzerfamilie davon unberührt. Die eigentlich zum hannöverschen Adel und der Ritterschaft des Fürstentums Hildesheim[6] zugehörige Familie ist oftmals verwandtschaftlich verbunden mit dem ostelbischen Landadel. Zeitweilig müssen in Gadenstedt nach amtlichen Publikationen sogar zwei Güter bestanden haben.[7] Nach älteren Quellen zufolge, vermutlich durch Erbteilung oder Verheiratung, bestanden zwischendurch drei kreistagsfähige Rittergüter.[8] Ende des 18. Jahrhunderts entstammt der vielleicht bekannteste Gadenstedter Bürger, der spätere Generalmajor a. D. Wilhelm von Gadenstedt (1788–1862). Er wurde ein Kriegsheld seiner Zeit, studierte vorab Jura. nach dem Ende der militärischen Karriere nahm er seine Aufgaben als Gutsbesitzer zu Hause wahr.[9] Seine Frau Auguste entstammte der Familie der Freiherren von Marenholtz-Schwülper.
19. Jahrhundert
Die Grundherren hatten immer einige weitere landesherrliche Ehrenämter inne, so und anderem der Enkel des genannten Generals, Albrecht von Gadenstedt (1850–1889) auf Gadenstedt Ende des 19. Jahrhunderts als herzoglich-braunschweigischer Hofstallmeister.[10] Albrecht war mit einer Frau aus ursprünglich hugenottischen Adel, mit Liesette Digeon von Monteton, verheiratet. Das Ehepaar hatte eine Tochter und zwei Söhne.[11] Der Nachwuchs der Gutsherrschaft geht, wie heute teilweise auch noch üblich, auf besondere Internate, wobei zu diesem Zeitpunkt noch eine strenge preußische und vor allem spartanische Erziehung im Vordergrund steht. Albrecht jun. von Gadenstedt[12] besucht das Alumnat der Ritterakademie Brandenburg auf der Dominsel von Brandenburg an der Havel.[13] Burghard von Gadenstedt (1899–1944) betreute neben Gadenstedt die Güter in Volkersheim, Bockenem, Immensen und Groß Ilsede.
20. Jahrhundert
Bis 1961 führt die Familie von Gadenstedt ihre Besitzungen im Ort und geht dieser Tradition weiter in Volkersheim nach.[14]
Am 1. Februar 1971 wurde Gadenstedt gemeinsam mit den bis dahin selbstständigen Gemeinden Adenstedt, Groß Lafferde, Münstedt und Oberg zur Gemeinde Lahstedt zusammengefasst.[15]
21. Jahrhundert
Am 10. Juli 2014 beschloss Rat den Zusammenschluss der Gemeinden Lahstedt und Ilsede. Die Fusion der Gemeinden wurde zum 1. Januar 2015 umgesetzt.[16]
Ortsbürgermeister von Gadenstedt ist seit 2021 Dirk Hornemann (CDU).[18]
Wappen
Blasonierung: „In Gold ein schwarzer Pfahl belegt mit einem sechsspeichigen goldenen Rad.“[19]
Wappenbegründung: Der Schild mit Pfahl war das Wappen des Ministerialengeschlechts von Gadenstedt, das seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar ist und 1399 vom Kloster Fulda das Dorf als Erblehen erhielt. Ihm ist ein Jahresrad mit sechs Speichen aufgelegt, das man als altes Symbol bäuerlicher Volkskunst an den geschnitzten Türholmen mehrerer hiesiger Bauernhäuser findet.
Das Wappen wurde von Dr. Rudolf Dehnke gestaltet und am 28. Mai 1952 durch das Niedersächsische Ministerium des Innern genehmigt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Auf dem Gelände des Rittergutes Gadenstedt errichtete Wilhelm von Gadenstedt 1838 das Herrenhaus als rechtwinklige Fachwerkanlage.[20]
Die St.-Andreas-Kirche wurde vermutlich Ende des 12. Jahrhunderts erbaut. Der Turm mit den 1,30 m-starken Wänden könnte als Wehr- und Fluchtturm gedient haben.[21]
↑A. H. Lüntzel: Geschichte der Diöcese und Stadt Hildesheim. In: Herausgegeben aus dem Nachlass des Autors. Erster Abschnitt. Urgeschichte bis auf Bernward, 992. Gerstenbergsche Buchhandlung, Hildesheim 1858, S.83 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
↑Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter 1879. In: Genealogien. Vierter Jahrgang Auflage. Burschak & Irrgang, Brünn 1879, S.151–153 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
↑Im Namen des Vereins von dessen erstem Schriftführer Dr. Ed. Jacobs. Harzverein für Geschichte und Altertumskunde (Hrsg.): Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde. Erster Jahrgang. Zweites Heft Auflage. Band1. Selbstverlag des Vereins. In Commission bei H. C. Huch in Quedlinburg, Wernigerode 1868, S.85 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2021]).
↑Joachim Lehrmann: ''Hexen- und Dämonenglaube im Lande Braunschweig. Die Geschichte einer Verfolgung unter regionalem Aspekt''. 2. Auflage (432 S.). Lehrte 2009, ISBN 978-3-9803642-8-7, S. 184–188
↑Ad. M. Hildebrandt: J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch. Zweites Band. Neunte Abtheilung: Der Hannöverische Adel, II. Alter Adel, eingeborne und eingewanderte Ritterschaft. Bauer & Raspe. Besitzer Ludwig Korn, Nürnberg 1870, S.7 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
↑F. W. Harstein, C. Schlüter: Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover. Hrsg.: Nach amtlichen Quellen bearbeitet und mit Genehmigung des Königlichen Ministerii des Innern. Druck der Schlüter`schen Hofbuchdruckerei, Hannover 1848, S.74 (google.de [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
↑Adam Christian Gaspari: Vollständiges Handbuch der neuesten Erdbeschreibung. Zweiter Band. Erste Abtheilung enthaltend den Ober=und Niedersächsischen Kreis, Nieder-Sächsische Kreis. Im Verlage des Industrie=Comptoirs, Weimar 1799, S.459.
↑Hof-und Staats-Handbuch für das Königreich Hannover auf das Jahr 1862. 25. 1862. Februar. Druck und Verlag der Berenberg`schen Buchdruckerei, Hannover 1862, S.XII Nekrolog (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2021]).
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser (Uradel) 1900. In: Stammbaumkunde. Erster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. Justus Perthes, Gotha Januar 1900, S.531 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
↑Genealogisches Taschenbuch des Uradels 1891. 1. Band. Druck und Verlag von Friedrich Irrgang, Brünn, Rudolstadt (Redaktion) 1891, S.215–216 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
↑Walter v. Hueck, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel / vor 1400 nobilitiert) 1969. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014. BandIX, Nr.43. C. A. Starke, 1969, ISSN0435-2408, S.156–157 (d-nb.info [abgerufen am 23. Oktober 2021]).
↑Ritter=Akademie zu Brandenburg. Zu der am 22. März 1870 Vormittags 11½ im Festsaale der Ritter-Akademie stattfindenden Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Königs ladet ehrerbietigst und ergebenst ein der Director Dr. Ernst Köpke. Domherr des Evangelischen Hochstifts zu Brandenburg. XIV. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1869 bis Ostern 1870. Druck von Adolph Müller, Brandenburg a. H. 1870, S.46f. (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
↑Gottfried Graf Finck v. Finckenstein, Christoph Franke: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 2007. In: Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. BandXXIX, Nr.142. C. A. Starke, 2007, ISBN 978-3-7980-0842-7, ISSN0435-2408, S.129–131 (d-nb.info [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.216.
↑Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Die Wappen der Gemeinden und Ortsteile in den Stadt- und Landkreisen Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel, Wolfsburg. Hrsg.: Braunschweiger Zeitung, Salzgitter Zeitung und Wolfsburger Nachrichten. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 2003, S.144.