1880 heiratete er in Neapel Florence Wolffson (* 22. Juli 1860 in Bradford; † 26. August 1881 in Heidelberg). Der gemeinsame Sohn August Wilhelm (* 24. August 1881 in Heidelberg) fiel am 24. September 1914 bei Douai. 1882 heiratete er in zweiter Ehe Marie Babette Josefine Anna von Boeckmann (* 25. Januar 1857 in Baden-Baden; † 7. Mai 1928 in Heidelberg). Das Paar hatte zwei Söhne und zwei Töchter:[1] Carl-Christian Waldemar (1883–1884), Carl-Hans Waldemar (1885–1951),[2] Clara (1886–1973), die den Kunsthistoriker Fritz Burger heiratete,[3] und die Kunsthistorikerin Maria Elisabeth (1896–1966), Ehefrau von Friedrich Jakob Hepner (1890–1970).[4]
Friedrich von Duhn, der 1902 zum Hofrat, 1905 zum Geheimen Hofrat, 1917 schließlich zum Geheimen Hofrat 2. Klasse ernannt wurde, fand seine letzte Ruhe auf dem Bergfriedhof in Heidelberg in der Abteilung O. Die Grabstätte wird von einem Findling geschmückt. „Ursprünglich stand auf dem Grab eine antikisierende Reliefstele. Die Stele aus Paros-Marmor zeigte die Darstellung eines Mädchens mit zwei Tauben. Diese für die erste Frau Duhns, Florence Wolffson, errichtete Stele (geschaffen von Constantin Daub, einem mit Duhn befreundeten Bildhauer in Rom) war die Kopie eines 1875 auf Paros gefundenen antiken Werks aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr., das man früher für eine Schöpfung des großen griechischen Bildhauers Phidias hielt. Bedauerlicher Weise ist die originale Stele in den 1960er Jahren irrtümlicherweise abgeräumt worden und abhanden gekommen, das vorzufindende Grabmal ist ein von der Friedhofsverwaltung gestellter Ersatzstein.“[5]
Die archäologischen Sammlungen der Heidelberger Universität und hierbei insbesondere die Sammlung antiker Kleinkunst – sowohl bei den Originalen als auch bei den Abgüssen – erfuhren während der vier Jahrzehnte, die Friedrich von Duhn das Archäologische Institut leitete und der Sammlung vorstand (1880–1920) den größten Zuwachs ihrer Geschichte. Er war es, der durch Neuerwerbungen die Heidelberger Sammlung antiker Kleinkunst zu einer der bedeutendsten Lehrsammlungen an deutschen Universitäten ausgebaut hat und von rund 500 auf rund 700 Exemplare erweiterte, darunter Abgüsse des Parthenonfrieses. Um diesen Zuwachs unterzubringen, wurden Nachbarhäuser des Instituts erworben und anlässlich der 500-Jahrfeier der Universität 1885 ein Oberlichtsaal errichtet, um die Platten des Parthenonfrieses angemessen ausstellen zu können. Die Abguss-Sammlung, mittlerweile auf fast 500 Exponate angewachsen, wurde durch ihn 1887 erstmals durch einen Katalog erschlossen, der bis 1913 in sechs aktualisierten Auflagen erschien.
Friedrich von Duhn gehörte 1914 zu den Unterzeichnern des Manifests der 93, in dem 93 prominente Deutsche unter dem Titel An die Kulturwelt! die Alleinschuld Deutschlands am Ersten Weltkrieg bestritten. Zum Sommersemester 1919 wurde er emeritiert und gleichzeitig zum Honorarprofessor ernannt. Für Tonio Hölscher zeugten noch fast sechzig Jahre nach von Duhns Tod dessen Schüler von „Weite und Liberalität seiner Lehre“.[7]
Forschungen
Bereits im Verlauf seiner ersten Reisen entwickelte Friedrich von Duhn ein ausgeprägtes Interesse an Landeskunde, für deren Erforschung ihm die Ergebnisse der zunehmend wissenschaftlichen Anforderungen genügenden Ausgrabungen wichtige Grundlage waren. Erste Frucht war ein 1876 publizierter Aufsatz über die Nekropolen und ein Heiligtum des antiken Capua.[8] Großes Verdienst erwarb sich von Duhn, der sich zeitlebens mit römischen Reliefs beschäftigte, als er 1879 erkannte, dass einige römische Relieffragmente dem Friedensaltar des ersten römischen KaisersAugustus, der Ara Pacis Augustae, und damit einem der bedeutendsten Denkmäler des antiken Rom zuzuordnen waren.[9] Bereits 1877 hatte von Duhn während einer mit Habbo Gerhard Lolling unternommenen Griechenlandreise in Olympia den maßgeblichen Hinweis zur Identifizierung des kurz zuvor gefundenen Hermes von Olympia gegeben. Sie führte zu dem berühmten Satz Gustav Hirschfelds: „Meine Herren, wir haben den Praxiteles.“[10]
Gleichwohl waren seine Interessen breiter gestreut. Die ungeheure Vermehrung archäologischer Funde durch die großen Ausgrabungen seiner Zeit ließ ihn die kulturgeographischen Zusammenhänge griechischer und römischer Kultur in größeren Zusammenhängen erkennen: von Nordeuropa bis Südrussland, von Nordafrika bis Indien. Er war der erste deutsche Gelehrte, der Heinrich Schliemann und Wilhelm Dörpfeld in Troja besuchte, sich auf der zweiten Troja-Konferenz 1890 positiv zu deren Interpretation äußerte und deren Lokalisierung der antiken Stadt auf dem heutigen Hisarlık Tepe unterstützte. Er selbst griff mit eigenen Arbeiten in die Erforschung der kretischen und der mykenischen Kultur ein, wandte sich aber verstärkt vor allem der Frühzeit Italiens und Fragen der Etruskologie zu. Mit seinen Aufsätzen vermittelte er ein breiteres Wissen über die diesbezüglichen Ergebnisse italienischer Ausgrabungen und lieferte mit seiner Aufarbeitung zahlreicher Funde der Region eine Arbeitsgrundlage für die Forschung des frühen 20. Jahrhunderts. Für Max EbertsReallexikon der Vorgeschichte (1924–1932) verfasste er rund 70 Italien betreffende Artikel.[11] Insbesondere den Grabfunden, dem sich in den Funden niederschlagenden Wandel der Grabsitten und den damit verbundenen ethnischen Veränderungen galt sein Augenmerk, das in seinem Hauptwerk, der 1924 erschienenen zweibändigen „Italischen Gräberkunde“, ihren Niederschlag fand. Herausragend war daher die Rolle, die er für die Anerkennung der Vorgeschichte durch die Klassische Archäologie spielte.
Aufgrund seiner Kennerschaft und seines Rufes wurde Friedrich von Duhn mehrfach für Reisen Wilhelms II. als Berater und Begleiter ausgewählt. Otto von Vacano urteilte 1959, dass von Duhns „genial vereinfachende Schau […] die […] wissenschaftliche Aufbereitung eines außerordentlich umfangreichen, bis dahin vielfach unbekannten und kaum zugänglichen Materials ermöglicht“ habe.[12]
De Menelai itinere Aegyptio Odysseae carminis IV episodio quaestiones criticae. Georg, Bonn 1874 (Digitalisat).
Friedrich Matz: Antike Bildwerke in Rom mit Ausschluß der größeren Sammlungen. 3 Bände. Herausgegeben und fortgeführt von Friedrich von Duhn. Karl W. Hiersemann, Leipzig 1881–1882 (Digitalisat).
Pompeji, eine hellenistische Stadt in Italien. Teubner, Leipzig 1906. 2. Auflage ebd. 1910, 3. Auflage ebd. 1918.
Italische Gräberkunde. 2 Bände. Carl Winter, Heidelberg 1924–1939 (Digitalisat).
Literatur
Paolo Orsi: Federico von Duhn: In: Gnomon. Band 6, 1930, S. 509–512.
William Calder: Duhn, Friedrich Carl von (1851-1930). In: Nancy Thomson de Grummond (Hrsg.): Encyclopedia of the History of Classical Archaeology. Band 1. Greenwood Press, Westport [CT] 1996, S. 375–376.
↑Zitiert aus Leena Ruuskanen: Der Heidelberger Bergfriedhof im Wandel der Zeit. 2008, ISBN 978-3-89735-518-7, S. ?.
↑Hermann Genzken: Die Abiturienten des Katharineums zu Lübeck (Gymnasium und Realgymnasium) von Ostern 1807 bis 1907. Borchers, Lübeck 1907 (Beilage zum Schulprogramm 1907), S. 56 Nr. 670 (Digitalisat).
↑Friedrich von Duhn: Osservazioni sulla necropoli dell’antica Capua e specialmente su d’un santuario ivi esistente destinato al culto dei morti. In: Bullettino dell’Instituto di Corrispondenza Archeologica. Band 38, 1876, S. 171–192 (Digitalisat).
↑Friedrich von Duhn: Über einige Basreliefs und ein römisches Bauwerk der ersten Kaiserzeit. In: Miscellanea Capitolina. 1879, S. 11–16 (Digitalisat).
↑Friedrich von Duhn: Ein Ritt durch den nördlichen Peloponnes vor vierzig Jahren. In: Deutsche Revue. Band 42, 1917, S. 49–64, 210–225, hier S. 220–221 (= S. 25–27 des digitalisierten Sonderdrucks). Der entsprechende Ausspruch ist auch durch das Grabungstagebuch der deutschen Ausgrabungen in Olympia belegt.
↑Die Lemmata sind zusammengestellt bei Paolino Mingazzini: Federico von Duhn. In: Studi etruschi. Band 22, 1952, S. 443–447, hier S. 446–447.