Franz Tewele war der Sohn eines Militärbeamten, dessen Begeisterung für das Theater sich auf seinen Sohn übertragen sollte.[3] Nach dem Abschluss der für Unteroffiziere eingerichteten Genieschule in Krems, zwei Jahren Studium an der Technischen Hochschule Wien und Ausbildung bei Karl Wilhelm Meixner (1815–1888) in Wien hatte Tewele seinen ersten Auftritt im Mai des Jahres 1859 (in Rose und Röschen von Charlotte Birch-Pfeiffer) und wirkte in Brünn, Preßburg, Ödenburg, Lemberg, Graz (1861–64)[4] sowie München (1864/65), wo sein Talent als Komiker entdeckt und er zum königlich baierischen Hofschauspieler ernannt wurde[5]. Ab 17. März 1865[6] gehörte er, zunächst im Liebhaberfach engagiert,[5] zum Ensemble des WienerCarltheaters.[7] 1867 wurde über ihn, der unweit des Carltheaters in der Novaragasse 36 wohnte, der Konkurs eröffnet.[8] Anfang 1869 übte Telewe am Carltheater im Rahmen der Proben für Jacques OffenbachsTotos Schloss das Vélocipède-Fahren und, obwohl schon geübt, erlitt dabei sturzbedingt im rechten Bein einen zweifachen Knochenbruch,[9] dessen Heilung Monate in Anspruch nahm.[10] Mit 1. Mai 1872 schied der Schauspieler aus dem Ensemble des Carltheaters aus, um zunächst an deutschen Bühnen zu gastieren und im Herbst des Jahres zu Heinrich Laube (1806–1884) an das neu eröffnete Wiener Stadttheater zu wechseln.[11]
Als Nachfolger von Franz Jauner (1831–1900) übernahm Tewele im September 1878 die (bis 1882 dauernde) Direktion des Carltheaters,[12]. Tewele, der in Theodor Fontanes Roman Graf Petöfy erwähnt wird, war sehr populär und unternahm unter anderem mit seinen Bühnenpartnern Josefine Gallmeyer (ab 1872 kurzzeitig seine Verlobte) und Wilhelm Knaack Gastspielreisen bis in die USA.[13] 1887 kam er an das Berliner Residenz-Theater, 1890 trat er in das Ensemble der Deutschen Volkstheaters ein.
Aus Anlass des Gedenktages des vor 50 Jahren erfolgten ersten Auftretens als Schauspieler[3] wurde 1909 eine Bronzeplakette geprägt, die unter dem Brustbild des Jubilars die Inschrift trug: 1859–1909. Franz Tewele. Zur Erinnerung an seine 50jährige Bühnenwirksamkeit. Deutsches Volkstheater in Wien. 22. April 1909.[14] Tewele lebte mit seiner Ehefrau Maria geb. Löscher (1850–1929), einer österreichischen Sopranistin, die er 1872 in Köln geheiratet hatte, vor allem während der Sommer in seiner Villa in Unterach am Attersee.[15]
Erst in den allerletzten Lebensjahren kränkelte Tewele und konnte sich nur mühsam, auf einen Stock gestützt, fortbewegen.[2] Fünf Wochen vor seinem Ableben war er in das Sanatorium des Kaiserin-Elisabeth-Spitals Bad Ischl übersiedelt, regelmäßig besucht insbesondere von Alexander Girardi und Katharina Schratt.[2] Franz Tewele wurde am 12. September 1914 in Unterach am Attersee beigesetzt.
1955 wurde in Würdigung des Schauspielers in Wien-Hietzing die Tewelegasse benannt;[16] 151 Briefe aus seinem Nachlass befinden sich in der Wienbibliothek.[17]
Tondokumente
Im Jahre 1902 besprach Tewele für die Gramophone mehrere Schallplatten (Gramophone Concert Record)
Alan Kelly: Katalog der Gesangs-Aufnahmen der Deutschen Grammophon Berlin-Hannover von 1898–1925 (The Gramophone Co. Ltd.), photomechan. Nachdruck Hansfried Sieben, Düsseldorf o. J. [um 1970]
Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Göttingen, im Eigenverlag, 1991. Unpag., zahlr. Abb.
Siegfried Loewy: Aus Wiens großer Theaterzeit. Monographien und persönliche Erinnerungen. Knepler, Wien 1921, OBV.
Franz Mailer (Hrsg.): Johann Strauss (Sohn). Leben und Werk in Briefen und Dokumenten, S. 53.
↑[1] Bereits zu Lebzeiten dürfte er sein Geburtsjahr falsch angegeben haben, 1842: Theatergeschichtliche Ausstellung der Stadt Wien 1892. Internationale Ausstellung für Musik- und Theaterwesen, Wien 1892. Abtheilung für Drama und Theater. Bibliothek und Historisches Museum der Stadt Wien, Wien 1892, OBV, S. 208. Oder 1843: Franz Tewele. In: Deutsches Bühnen-Jahrbuch. Band 27, Jahrgang 1916. Verlag der Bühnenschriften-Vertriebs-Gesellschaft, Hamburg 1916, S. 160. – Text online.
↑II. Correspondenzen. (…) Vom Carltheater. In: Emil Siebert (Red.): Deutscher Theater-Correspondent, 14. Februar 1869, Nr. 6/I. Quartal 1869 (XIV. Jahrgang). München 1869, ZDB-ID 1268993-2, S. 1, unten rechts, online.
↑Franz Tewele: Danksagung. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 1765/1869, 28. Juli 1869, S. Laufseite 10, Mitte unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp