Follobanen
Die Follobane[2] ist eine 22 km lange Schnellfahrstrecke südlich von Oslo in Norwegen. Geografische LageDie Follobane verläuft parallel zur Østfoldbane zwischen dem Hauptbahnhof von Oslo (Oslo Sentralstasjon) und dem Bahnhof von Ski. Dadurch ergibt sich eine viergleisige Verbindung von Oslo nach Süden. Nach der Ausfahrt aus dem Hauptbahnhof verläuft die Follobane in einem überdachten Einschnitt im Gelände unter dem Middelalderparken. Dem folgt übergangslos der Tunnel unter dem Gebirgszug Ekebergåsen. Beide Bauwerke zusammen bilden den Blixtunnel (Blixtunnelen), mit 19,5 km den längsten Eisenbahntunnel Skandinaviens. An dessen Südportal mündet die Strecke unmittelbar in den Bahnhof von Ski.[3] Technische ParameterDie Follobane ist eine zweigleisige elektrifizierte Hauptstrecke, die für eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ausgelegt ist. Zwischen den beiden Endpunkten gibt es keine weiteren Halte. Durch die Eröffnung der Follobane entstand eine viergleisige Verbindung von Oslo nach Süden, die Zahl der zur Verfügung stehenden Gleise in diesem Korridor hat sich verdoppelt und dessen Kapazität von 12 auf 40 Züge pro Stunde erhöht, auch weil die Fahrt über die Follobane die Reisezeit zwischen Oslo und Ski von 22 auf 11 Minuten halbiert.[4] Die Strecke besteht im Wesentlichen aus drei Elementen:
Siehe auch: Sjursøytunnelen Obwohl ein Beschluss besteht, das gesamte norwegische Schienennetz mit ETCS Level 2 auszurüsten, wurde der Tunnel zunächst mit der Zugbeeinflussung ATC ausgestattet. Die ETCS-Streckeneinrichtung für das Level 2 soll später nachgerüstet werden.[4] GeschichteBaubeginn war 2014. Am 11. Dezember 2022 wurde die Strecke – gegenüber der ursprünglichen Planung mit etwa zwei Jahren Verspätung – in Betrieb genommen und am Folgetag offiziell durch König Harald V. eingeweiht.[5] Zu Baubeginn wurden die Baukosten auf über 23,4 Mrd. Norwegische Kronen (NOK) geschätzt. 2020 war die neu berechnete Bausumme bereits auf 35 Mrd. NOK gestiegen.[6] Bei Fertigstellung bezifferte Bane NOR, das zuständige Eisenbahninfrastrukturunternehmen, die Baukosten mit insgesamt 36,8 Mrd. NOK (3,5 Mrd. Euro).[7] BetriebDie Strecke wurde für 250 km/h ausgelegt, im Planbetrieb jedoch zunächst nur mit 200 km/h befahren. Sie wird vom Fern- und Regionalverkehr genutzt, von reinen Pendelzügen jedoch nur zwischen Ski und Oslo. Tagsüber existieren Abfahrten alle 5 bis 15 Minuten. Zusätzlich befahren Nahverkehrszüge weiter die Østfoldbane und bedienen die dort gelegenen Unterwegshalte im 15-Minuten-Takt. Der Güterverkehr wird – je nach Streckenauslastung – über die alte Strecke oder die Follobane gelenkt.[4]
Bereits eine Woche nach der Eröffnung wurde die Follobane wieder gesperrt, weil eine ganze Reihe von Zwischenfällen einen sicheren Betrieb nicht ermöglichten. Neben gravierenden baulichen Mängeln im Blixtunnel kam es zu einem Brand in einer Schaltstation im Bahnhof Ski. Die Anweisung zur Sperrung kam von Verkehrsminister Jon-Ivar Nygård, nachdem zwei Züge am 19. Dezember 2022 mehrere Stunden im Tunnel feststeckten, weil durch den Brand die Stromversorgung unterbrochen wurde. 554 Reisende waren weit über vier Stunden eingeschlossen.[8] Statens jernbanetilsyn (Eisenbahnaufsicht) hat dazu erste Ermittlungen aufgenommen, diese ergaben einen Kabelbrand. Ursache war eventuell, dass die Anlage in Bezug auf Rückstrom und Erdung zu schwach und falsch ausgelegt war.[9][10] Im Untersuchungsbericht wurde festgehalten, dass es bei Bane NOR keine Kriterien dafür gibt, wann eine Betriebsstörung zu einem Notfall wird und dass die zuvor durchgeführten Risikobewertungen und Bereitschaftsanalysen nicht zu einer Bewertung von Maßnahmen im Zusammenhang mit langfristigen Unterbrechungen im Tunnel führten. Ferner wurde festgestellt, dass das Notstromsystem der Züge die Notbeleuchtung bereits nach 45 Minuten abschalten kann, wodurch das Kommunikationssystem zwischen Lokführer und Fahrgästen sowie das Öffnen der Türen gestört werden kann.[11] Zunächst war angenommen worden, dass die Strecke innerhalb weniger Tage wieder in Betrieb genommen werden könne. Dieser Termin wurde mehrfach verschoben, zuletzt ein Wiedereröffnungstermin am 12. Februar 2023 abgesagt.[12] Für Reisende wurde ein umfangreicher Ersatzfahrplan über die Østfoldbane mit drei zusätzlichen Zügen zur Hauptverkehrszeit, einer Busverbindung Mysen–Askim–Spydeberg–Oslo als Ergänzung sowie einer Maxitaxiverbindung zwischen Rakkestad und Mysen eingerichtet.[13]
Bane NOR nahm den regulären Betrieb am 5. März 2023 wieder auf.[14] Die Reparaturen umfassten zu diesem Zeitpunkt unter anderem das Verlegen von 2,4 km Kabeln und kosteten 5,5 Mio. Euro. Weitere Reparaturen, die auch temporäre Streckensperrungen beinhalten, werden noch folgen. Bane NOR hat das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewaterhouseCoopers mit der Untersuchung der Planungs- und Baumängel beauftragt. PwC wird dies in Zusammenarbeit mit mehreren Subunternehmern wie der Holte Consulting AS durchführen. Die Untersuchungen begannen Mitte März und sollen Mitte Juni 2023 abgeschlossen sein.[15] Für weitere Nacharbeiten wie der Verbindung mit den letzten fünf Gleisen des Hauptbahnhofes war der Zugbetrieb vom 1. bis 6. Juli 2023 komplett eingestellt, Ersatz erfolgte mit Bussen. Vom 6. bis 30. Juli wurden die Züge über Østfoldbane geführt. Ab Dezember 2023 sollen verschiedene Züge nicht mehr in Oslo S enden, sondern Richtung Drammen durchgebunden werden.[16] Literatur
WeblinksCommons: Follobanen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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