Folgen der globalen Erwärmung im Nahen Osten und Nordafrika
In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch wichtige Informationen. Hilf der Wikipedia, indem du sie recherchierst und einfügst.
Die Folgen der globalen Erwärmung im Nahen Osten und Nordafrika beziehen sich auf Veränderungen des Klimas in der MENA-Region und die darauffolgenden Reaktionen, Anpassungs- und Minderungsstrategien der Länder in der Region.[1][2][3][4][5][6][7] Im Jahr 2018 emittierte die MENA-Region 3,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid und produzierte 8,7 % der globalen Treibhausgasemissionen[8], obwohl sie nur 6 % der Weltbevölkerung ausmacht.[9] Diese Emissionen stammen größtenteils aus dem Energiesektor,[10] einem integralen Bestandteil vieler Volkswirtschaften des Nahen Ostens und Nordafrikas aufgrund der umfangreichen Erdöl- und Erdgasreserven, die in der Region zu finden sind.[11][12]
Nordafrika weist in der Klimaklassifikation nach Köppen und Geigerheiße Wüstenklimate (BWh) auf mit Jahresmitteltemperaturen über 18 °C. Die Region umfasst mit der Sahara die größte Trockenwüste der Welt. Dort fallen weniger als 25 mm Regen im Jahr und die Temperaturen reichen von über 50 °C im Sommer bis unter den Gefrierpunkt im Winter. Kühler und deutlich weniger trocken ist es im Atlas-Gebirge im Norden Marokkos, Algeriens und Tunesiens, wo bis zu 1500 mm Regen pro Jahr fallen.[14]Kalte Wüstenklimate (BWk) mit einer Jahresmitteltemperatur unter 18 °C finden sich daher im Nordosten Marokkos und dem angrenzenden Nordwesten Algeriens. Angrenzend an diese herrschen im Norden Marokkos und Algeriens kalte Wüstenklimate (BSk) sowie sommerheißes Mittelmeerklima (Csa) nördlich an der Küste. Im Nahen Osten herrschen auf der arabischen Halbinsel in Saudi-Arabien, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Jemen und im Oman, in Bahrain, Katar und Kuwait sowie im Süden Jordaniens, Syriens und des Iraks ebenfalls heiße Wüstenklimate.[15]
In der für den Zeitraum 2071–2100 nach Szenario RCP8.5 der Treibhausgaskonzentrationen prognostizierten Klimaklassifikation breiten sich die heißen Wüstenklimate in Marokko und Algerien sowie auf der arabischen Halbinsel weiter nach Norden aus.[15]
Temperaturen und Hitzewellen
Der Temperaturanstieg in Nordafrika aufgrund der Erderwärmung ist in den meisten Regionen doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt. Seit den 1970er Jahren stiegen die Temperaturen dort um 0,2 bis 0,4 °C pro Jahrzehnt.[16] Beispielsweise in Ägypten stiegen zwischen 1948 und 2010 zudem die Tiefsttemperaturen mit 0,08 bis 0,29 °C pro Jahrzehnt stärker als die Höchsttemperaturen mit 0,07 bis 0,24 °C pro Jahrzehnt, wodurch die Tagestemperaturspanne kleiner wurde.[17] Bei in Nordafrika auftretenden Hitzewellen wurde zudem seit 1980 eine verlängerte Dauer und räumliche Vergrößerung beobachtet. Seit 2000 nahm auch die Anzahl der Hitzewellen in einem nicht natürlich erklärbarem Maß zu. Eine Zunahme an Hitzewellen ist in ganz Afrika zu beobachten, jedoch fällt der Trend in Nordafrika stärker aus.[18][19]
Im Nahen Osten werden ebenfalls zunehmende Temperaturen beobachtet.[20][21]
Niederschläge
Der jährliche Gesamtniederschlag nahm von 1971 bis 2000 in den meisten Regionen Nordafrikas ab. In Algerien und Tunesien nahmen sie seitdem wieder zu und auch seit 2008 in Marokko.[22] Prognostiziert werden dennoch bei einer Erderwärmung um 2 °C insgesamt abnehmende Niederschläge für Nordafrika, insbesondere im Nordwesten.[19]
Im Nahen Osten werden abnehmende Niederschläge beobachtet.[20][21]
Stürme
Im Mittelmeerraum wurde bisher keine deutliche Zu- oder Abnahme von Medicanes beobachtet. Für die zukünftige Entwicklung wird jedoch ein weniger häufiges, aber intensiveres Auftreten als wahrscheinlich angesehen.[23] Zudem wurde im Nahen Osten eine Zunahme an Sandstürmen in Intensität und Häufigkeit beobachtet.[24]
Von den Vereinten Nationen, der Weltbank und der Weltgesundheitsorganisation als eine der größten globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anerkannt, hat der menschengemachte Klimawandel derzeit einen noch nie dagewesenen Einfluss auf die natürlichen Systeme der Erde.[25][26][27] Starke globale Temperatur- und Meeresspiegelveränderungen, sich verschiebende Niederschlagsmuster und die zunehmende Häufigkeit extremer Wetterereignisse sind einige der Hauptauswirkungen des Klimawandels, die vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) identifiziert wurden. Die MENA-Region ist aufgrund ihrer ariden und halbtrockenen Umwelt besonders anfällig für solche Auswirkungen und sieht sich klimatischen Herausforderungen wie geringen Niederschlägen, hohen Temperaturen und trockenen Böden gegenüber.[28] Die klimatischen Bedingungen, die solche Herausforderungen für die MENA-Region begünstigen, werden sich laut IPCC im Laufe des 21. Jahrhunderts weiter verschlechtern. Wenn die Treibhausgasemissionen nicht deutlich reduziert werden, besteht die Gefahr, dass ein Teil der MENA-Region noch vor dem Jahr 2100 unbewohnbar wird.[29][30] Es wird erwartet, dass der Klimawandel die ohnehin schon knappen Wasser- und Landwirtschaftsressourcen in der MENA-Region erheblich belasten und die nationale Sicherheit und politische Stabilität aller beteiligten Länder bedrohen wird.[31]
Beispiele für Attributionsstudien zu Extremwetterereignissen im Nahen Osten und Nordafrika
Wahrscheinlichkeit des Auftretens in einem Jahr im aktuellen Klima bei 0,25 %; durch den menschengemachten Klimawandel um mindestens den Faktor 100 wahrscheinlicher geworden
Die extremen Regenfälle in Libyen wurden durch den Klimawandel um bis zu 50 Mal wahrscheinlicher und bis 50 % intensiver. Die gebrochenen Staudämme in Darna waren vermutlich nicht für so hohe Wassermassen ausgelegt und unzureichend gewartet.
Dürre in Syrien, Irak und Iran von Juni 2020 bis Juni 2023
Wahrscheinlichkeit der Dürre durch um 1,2 °C erwärmtes Klima im Euphrat-Tigris-Becken (Syrien, Irak) um den Faktor 25 erhöht bzw. um den Faktor 16 im Iran
Ungewöhnlich schwere Niederschläge am 14. und 15. April führten zu Infrastrukturschäden und mindestens 20 Todesfällen. Einen signifikanten Einfluss hatte El Niño – die meisten ähnlichen Ereignisse traten ebenfalls in El-Niño-Jahren auf. Durch die globale Erwärmung war das Ereignis zudem 10 bis 40 % niederschlagsreicher als in einem El-Niño-Jahr in einem um 1,2 °C kühlerem Klima.
Dies hat einige MENA-Länder dazu veranlasst, sich mit dem Thema Klimawandel auf internationaler Ebene durch Umweltabkommen wie das Übereinkommen von Paris auseinanderzusetzen. Auch auf nationaler Ebene wird in den MENA-Ländern Politik gemacht, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung erneuerbarer Energien liegt.[36]
Katharina Waha, Linda Krummenauer, Sophie Adams, Valentin Aich, Florent Baarsch, Dim Coumou, Marianela Fader, Holger Hoff, Guy Jobbins, Rachel Marcus, Matthias Mengel: Climate change impacts in the Middle East and Northern Africa (MENA) region and their implications for vulnerable population groups. In: Regional Environmental Change. Band17, 2017, S.1623–1638, doi:10.1007/s10113-017-1144-2.
↑Usama Al-mulali: Oil consumption, CO2 emission and economic growth in MENA countries. In: Energy. Band36, Nr.10, Oktober 2011, S.6165–6171, doi:10.1016/j.energy.2011.07.048.
↑Simone Tagliapietra: The impact of the global energy transition on MENA oil and gas producers. In: Energy Strategy Reviews. Band26, November 2019.
↑ abHylke E. Beck, Niklaus E. Zimmermann, Tim R. McVicar, Noemi Vergopolan, Alexis Berg & Eric F. Wood: Present and future Köppen-Geiger climate classification maps at 1-km resolution. In: Scientific Data. Band5, Nr.180214, 2018, doi:10.1038/sdata.2018.214.
↑R. Ranasinghe, A.C. Ruane, R. Vautard, N. Arnell, E. Coppola, F.A. Cruz, S. Dessai, A.S. Islam, M. Rahimi, D. Ruiz Carrascal, J. Sillmann, M.B. Sylla, C. Tebaldi, W. Wang, and R. Zaaboul: Climate Change Information for Regional Impact and for Risk Assessment. In Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S.L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M.I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T.K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, and B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, Vereinigtes Königreich und New York, NY, USA 2021, S.1791–1798, doi:10.1017/9781009157896.014.
↑M. M. Engdaw, A. P. Ballinger, G. C. Hegerl and A. K. Steiner: Changes in
temperature and heat waves over Africa using observational and reanalysis data sets. In: International Journal of Climatology. 2021, doi:10.1002/joc.7295.
↑ abC. H. Trisos, I.O. Adelekan, E. Totin, A. Ayanlade, J. Efitre, A. Gemeda, K. Kalaba, C. Lennard, C. Masao, Y. Mgaya, G. Ngaruiya, D. Olago, N.P. Simpson & S. Zakieldeen: Africa. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. In: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Cambridge University Press, Cambridge, Vereinigtes Königreich und New York, USA 2022, S.1320–1329, doi:10.1017/9781009325844.011.
↑ abHossein Sahour, Mehdi Vazifedan and Fahad Alshehri: Aridity trends in the Middle East and adjacent areas. In: Theor Appl Climatol. Band142, 2020, S.1039–1054, doi:10.1007/s00704-020-03370-6.
↑ abA. Mirzabaev, L.C. Stringer, T.A. Benjaminsen, P. Gonzalez, R. Harris, M. Jafari, N. Stevens, C.M. Tirado and S. Zakieldeen: Cross-Chapter Paper 3: Deserts, Semiarid Areas and Desertification. In: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, M. Tignor, E.S. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Craig, S. Langsdorf, S. Löschke, V. Möller, A. Okem, B. Rama (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, Vereinigtes Königreich und New York, NY, USA 2022, S.2195–2231, doi:10.1017/9781009325844.020.
↑E. Ali, W. Cramer, J. Carnicer, E. Georgopoulou, N.J.M. Hilmi, G. Le Cozannet, and P. Lionello: Cross-Chapter
Paper 4: Mediterranean Region. In: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, M. Tignor, E.S. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Craig, S. Langsdorf, S. Löschke, V. Möller, A. Okem, B. Rama (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, UK and New York, NY, USA 2022, S.2239, doi:10.1017/9781009325844.021.
↑R. Shaw, Y. Luo, T.S. Cheong, S. Abdul Halim, S. Chaturvedi, M. Hashizume, G.E. Insarov, Y. Ishikawa, M. Jafari, A. Kitoh, J. Pulhin, C. Singh, K. Vasant & Z. Zhang: Asia. Chapter 10. In: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, M. Tignor, E.S. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Craig, S. Langsdorf, S. Löschke, V. Möller, A. Okem, B. Rama (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, UK and New York, NY, USA 2022, S.1478, doi:10.1017/9781009325844.012.
↑Viy K. Bhargava: Global Issues for Global Citizens. An Introduction to Key Development Challenges. Februar 2013, doi:10.1596/978-0-8213-6731-5.
↑M. El-Fadel & E. Bou-Zeid: Chapter 3: Climate change and water resources in the Middle East: vulnerability, socio-economic impacts and adaptation. 2003, doi:10.4337/9781781950258.00015.
↑Katharina Waha et al.: Climate change impacts in the Middle East and Northern Africa (MENA) region and their implications for vulnerable population groups. In: Regional Environmental Change. Band17, 2017, S.1623–1638, doi:10.1007/s10113-017-1144-2.
↑Sjoukje Philip, Sarah Kew, Robert Vautard, Izidine Pinto, Maja Vahlberg, Roop Singh, Fatima Driouech, Redouane Lguensat, Clair Barnes & Friederike Otto: Extreme April heat in Spain, Portugal, Morocco & Algeria almost impossible without climate change. 5. Mai 2023, doi:10.25561/103833.
↑Mariam Zachariah, Vassiliki Kotroni, Lagouvardos Kostas, Clair Barnes, Joyce Kimutai, Sarah Kew, Izidine Pinto, Wenchang Yang, Maja Vahlberg, Roop Singh, Lisa Thalheimer, Carolina M. Pereira und Friederike Otto: Interplay of climate change-exacerbated rainfall, exposure and vulnerability led to widespread impacts in the Mediterranean region. 19. September 2023, doi:10.25561/106501 (worldweatherattribution.org [PDF; 2,7MB]).
↑Friederike Otto, Ben Clarke, Mohammad Rahimi, Mariam Zachariah, Clair Barnes, Joyce Kimutai, Simphiwe Stewart, Maja Vahlberg, Abhinav Banthiya, Rana El Hajj, Roop Singh, Alex Wynter, Sjoukje Philip, Izidine Pinto: Human-induced climate change compounded by socio-economic water stressors increased severity of drought in Syria, Iraq and Iran. 7. November 2023, doi:10.25561/107370.
↑Mariam Zachariah et al.: Heavy precipitation hitting vulnerable communities in the UAE and Oman becoming an increasing threat as the climate warms. 25. April 2024, doi:10.25561/110910 (englisch).
↑Hans Günter Brauch: Policy Responses to Climate Change in the Mediterranean and MENA Region during the Anthropocene. In: J. Scheffran, M. Brzoska, H. Brauch, P. Link, J. Schilling (Hrsg.): Climate Change, Human Security and Violent Conflict. Hexagon Series on Human and Environmental Security and Peace. Band8. Springer, Berlin, Heidelberg 2012, S.719–794, doi:10.1007/978-3-642-28626-1_37.