In alten Urkunden kommt der Ort vor als in villa vel in fine Fetzenheim marca (768), in villa vel fine qui vocatur Fezinhaim (778), in Vescenheim iuxta Renum (1180), Vessenhein (1341), Vessenheim (14. Jh.), rector in Vessenheim (1441), Veszenheim (17. Jh.) und Fessenheim (1619).[1][2]
Das Dorf lag auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reichs, und einige seiner ehemaligen Besitzer seit dem 14. Jahrhundert sind namentlich bekannt.[3] Im Jahr 1680 wurde die Ortschaft vom Königreich Frankreich annektiert.[4]
Seit 1714 befand sich das Dorf im Besitz des Deutschen Ordens.[5][3] Die hohe Gerichtsbarkeit in Fessenheim übte während dieser Zeit ein Amtmann der Landesregierung mit Hilfe eines Amtsschreibers aus. Die niedere Gerichtsbarkeit dagegen lag bis zur Französischen Revolution in den Händen des Ordens, der hier auch über das Jagdrecht verfügte.[6] Nach der Überweisung des umfangreichen Grundbesitzes des Ordens in Fessenheim 1785 an einen Pächter bemächtigte sich die Revolution des gesamten Besitztums; am 26. Pluviose II gelangte anlässlich einer Versteigerung alles Acker- und Wiesenland des Ordens samt drei Häusern mit allem Zubehör zum Preis von 70.500 Livres an die Breisacher Bürger Johann Keck und Johann Meyer.[7]
Oberhalb des Wasserkraftwerks befindet sich – etwa anderthalb Kilometer südöstlich der Dorfmitte gelegen – der älteste Meiler Frankreichs, das Kernkraftwerk Fessenheim (Centrale nucléaire de Fessenheim).[8] Es hatte zwei Druckwasserreaktoren, deren Nettoleistung je 880 Megawatt betrug und 1978 in Betrieb genommen wurde. Der Reaktorblock 1 ist am 22. Februar 2020 endgültig abgeschaltet worden und Reaktorblock 2 folgte am 30. Juni 2020.[9][10][11] Der Kernreaktor führte vor allem auf deutscher Seite, in der hier herrschenden Hauptwindrichtung (aus Südwest (burgundischen Pforte), nach Nordost) gelegen, wegen häufiger Pannen und seiner Lage in einer Erdbebenzone zu großen Bedenken und der Forderung nach schnellstmöglicher Stilllegung. Mit 2000 Beschäftigten stellte es einen großen Arbeitgeber in der Region dar.[12]
Rheinbrücke bei Fessenheim über den Altrhein (2010)
Wasserturm im Norden der Gemeinde
Wasserturm im Osten der Gemeinde
Kapelle St. Kolumba
Gemeindepartnerschaften
Fessenheim unterhält Partnerschaften mit den Gemeinden Schœlcher auf Martinique und Hartheim am Rhein (seit 1993) am gegenüberliegenden Rheinufer im Breisgau.
Als Pfarrer und Schriftsteller wirkte und verstarb Gregor Rippel (1681–1729), ein katholischer Theologe und Geistlicher, in Fessenheim.
Marc Schœlcher, der Vater von Victor Schœlcher (1804–1893) wurde in Fessenheim geboren: Victor Schœlcher setzte die Befreiung der Sklaven in den französischen Kolonien durch (Jahrestag 27. April1848).[14] So existierte seit etwa 1985 ein privates Schœlcher-Museum (Maison Schoelcher) am Ort; nach seiner Schließung wurde in einem örtlichen Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert das Museum Victor Schœlcher etabliert (Eröffnung am 7. Juni 2015).[15] Auch im Musée de la Hardt wird Schœlcher anhand von Exponaten gewürdigt, welche mit seiner Lebensaufgabe zu tun haben.[16]
Der evangelische Theologe und Politiker Theodor Schmidt (1867–1942) wurde in Fessenheim geboren.
Trivia
Bei der Präsidentschaftswahl 2022 erhielt Marine Le Pen in Fessenheim 62 Prozent der Stimmen und Emmanuel Macron 38 Prozent.[17]
↑Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band II: Ober-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 90–91 (Google Books).
↑Hermann Ludwig von Jan: Das Elsass zur Karolingerzeit. Nachweise zur Ortskunde und Geschichte des Besitzes der reichsländischen Vorzeit. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheines, Neue Folge, Band VII, Freiburg i. B. 1892, S. 193–248, insbesondere S. 210 (Google Books).
↑ abDie alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 48–49 (Google Books).
↑Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 7, Ziffer 4 (Google Books).
↑Theobald Walter: Zur Geschichte des Deutschritterordens im Oberelsass, in: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Litteratur Elsass-Lothringens, 14. Jahrgang, Straßburg 1898, S. 3–55, insbesondere S. 44–52 (Google Books); Nachtrag zur Geschichte des Deutschritterordens im Jahrb. XIV, in: 15. Jahrgang, Straßburg 1899, S. 44 (Google Books).