Ein Evangelienschlüssel ist eine Übersicht über die in den vier Evangelien des Neuen Testaments der Bibel behandelten Themen und der dazugehörigen Bibelstellen. Mit seiner Hilfe soll sich der Leser beim Bibelstudium innerhalb der Evangelien schneller und einfacher orientieren können. Evangelienschlüssel finden sich in ausgewählten Bibelausgaben.
Der hier im Artikel vorgestellte Evangelienschlüssel orientiert sich stark am gleichnamigen Abschnitt in neueren Ausgaben der Herder-Bibel.[1] Dieser Evangelienschlüssel versucht, den Inhalt der vier Evangelien, einer zeitlichen Achse folgend, in neun Großgruppen aufzugliedern. Die Stellenangaben beziehen sich auf das Matthäus-, Markus-, Lukas- und Johannes-Evangelium und dort jeweils auf den ersten Vers eines Abschnitts. Die Bibelstellen verlinken auf den Online-Text der Elberfelder Bibel sowie der Einheitsübersetzung.
Ein Engel verkündet Maria ihre Schwangerschaft. Das Kind hüpfte in ihrem Bauch, als sie ihre Verwandte Elisabeth besucht. Dann folgen die Geburt Jesu in einem Stall in Bethlehem, die Beschneidung, Namensgebung und die Flucht nach Ägypten. Später wächst Jesus in Nazaret auf. Erstaunen erregt der zwölfjährige Jesus, als er während des Paschafestes im Tempel zu Jerusalem mit Schriftgelehrten disputiert.
Jesus tritt in die öffentliche Wahrnehmung der Geschichte. Markus datiert das Ereignis formelhaft mit den Worten in jenen Tagen. Lukas stellt es in einen weltgeschichtlichen Zusammenhang: es war im 15. Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius. Matthäus betreibt die Datierung mit dem Stammbaum Jesu. Drei Evangelisten berichten, dass Jesus nach seiner Taufe und einem 40-tägigen Fasten vom Teufel in die Wüste geführt wird. Dort widersteht er dessen Versuchungen. Ausgehen von Kafarnaum, wo er die Schwiegermutter des Petrus heilt, durchwandert er die Provinz Galiläa. Dort beruft er seine Jünger, und auch einige Frauen begleiten ihn: Maria Magdalena, Johanna die Frau des Chuzas, Susanna und viele andere. Er begegnet den Menschen, lehrt sie, heilt die Kranken und treibt Dämonen aus. Nach Auskunft des Johannes-Evangeliums besucht er als gläubiger Jude die Feste in Jerusalem und hält sich unterwegs in der Provinz Judäa auf.
Jesus und die Jünger begegnen Frauen und Nichtjuden. Er verkehrt mit Zöllnern, Mitgliedern der römischen Besatzungsmacht, Ehebrecherinnen und anderen Sündern.
Die Brotvermehrung und das Weinwunder auf der Hochzeit zu Kana sind nur zwei – wenngleich besonders bekannte – Beispiele der Wunder Jesu. Die Wunder kann man in vier Themenbereiche einteilen: Naturwunder, Heilung Besessener, Krankenheilungen und Totenerweckungen.
Jesus bevorzugt in den Reden und Einzelsprüchen über sich selbst die Bezeichnung Menschensohn. 14-mal nennt er sich gemäß den Evangelien so. Sohn Gottes, Kyrios und Messias sind weitere Bezeichnungen für Jesus, die er aber nicht selbst verwendete.
Seine Gleichnisse bilden das Herzstück der Predigten Jesu. Viele Bilder, wie vom Wasser, Weinstock, Wein, Brot und dem guten Hirten, schöpfen aus dem Alten Testament. Das Johannesevangelium kennt keine Gleichnisse im hier genannten Sinne.
In Jerusalem feiert Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl. Er wird am Ölberg gefangen genommen und von Petrus dreimal verleugnet. Pontius Pilatus, der Statthalter des römischen Kaisers, und der jüdische Hohe Rat verurteilen ihn zum Tod. Er wird gekreuzigt, stirbt, und wird in einem nahen Felsengrab beigesetzt.
Das letzte Abendmahl
Inhalt
Bibelstellen
Inhalt
Bibelstellen
Vorbereitung der Feinde
Mt 26, 1; Mk 14,1; Lk 22,1
Vorbereitungen Jesu
Mt 26,17; Mk 14,12; Lk 22,7
Reden beim Mahl
Mt 26,20; Mk 14,17; Lk 22,14
Fußwaschung
Joh 13,1
Ankündigung des Verrates
Mt 26,21; Mk 14,18; Lk 22,21; Jo 13,21
Einsetzung der Eucharistie
Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19
Ankündigung der Verleugnung
Mt 26,34; Mk 14,27; Lk 22,31; Joh 13,36
Hohepriesterliches Gebet (s. Reden (Abschiedsrede))
Das Grab ist leer. Jesus begegnet Maria Magdalena, den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, dem Petrus und schließlich allen Aposteln inklusive des „ungläubigen“ Thomas. Vor ihren Augen wird er in den Himmel entzogen.
Das wird man auch mit dem Evangelienschlüssel nicht herausbringen. Dieses zumindest bis zum 19. Jahrhundert in Schlesien gebräuchliche Sprichwort geht auf einen schlesischen Aberglauben zurück. Danach schließt sich der Hausvater in seine Kammer ein, wenn in einem Hause etwas entwendet worden ist. Er schlägt das Evangelium des Johannes auf, legt einen geerbten Schlüssel hinein und macht die Bibel wieder zu. Jetzt nennt er die Namen all derjenigen laut, die er in Verdacht hat. Der, bei dessen Namen sich der Schlüssel bewegt, ist der Dieb.[2]
Quellen
↑Die Bibel. Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Bundes. Herder, Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 2005, ISBN 3-451-28412-X (Imprimatur: Freiburg im Breisgau, den 24. August 1965).
↑Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk. Band 1, F.A. Brockhaus, Leipzig 1867, Sp. 907.
Siehe auch
Portal: Bibel – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bibel