Eugène DabitEugène Dabit (* 21. September 1898 in Mers-les-Bains, Département Somme; † 21. August 1936 in Sewastopol, Sowjetunion) war ein französischer Maler und Schriftsteller. Er wurde vor allem durch seinen 1929 veröffentlichten Roman L’Hôtel du Nord bekannt, der im proletarischen Milieu spielt. Leben und WerkDabit, Sohn eines Lohnkutschers und einer Putzfrau, wuchs in Paris auf. Er war mit Béatrice Sophie Adèle (* 3. Dezember 1899 in Les Eaux-Vives; † 30. September 1998 in Versailles), Tochter des Schweizer Pfarrers Henry Appia verheiratet; nach seinem Tod heiratete seine Witwe in zweiter Ehe den französischen Kolonialbeamten Louis Blacher. Aus einer Schlosserlehre riss ihn der Kriegsdienst, dem er sich durch vorgetäuschten Wahnsinn und einen Selbstmordversuch nur vorübergehend entziehen konnte. In Kämpfen bei Reims verwundet, wurde Dabit in Paris als Radio-Telegraphist, nach Kriegsende als Zeichner im Kartierungsbüro der Armee eingesetzt. Die zeichnerische Begabung hatte sich bereits beim Schlosserlehrling angedeutet. 1919 nahm Dabit ein Studium der Malerei an der Pariser Akademie Billoul auf, das er später an der Académie de la Grande Chaumière fortsetzte. Freunde wie Christian Caillard und Georges-André Klein regten ihn zu literarischer Lektüre an: Baudelaire, Rimbaud, Stendhal, Gide. Mit Cailliard, Maurice Loutreuil, Beatrice Appia und anderen bildete er den Zirkel Groupe du Pré-Saint Gervais, der vor allem die damalige Malerei diskutierte. Durch künstlerische Aufträge aus der Seidenindustrie konnte Dabit über seinen Lebensunterhalt hinaus Geld verdienen. Mit diesen Ersparnissen unterstützte er seine Eltern 1923 beim Erwerb eines kleinen Hotels, das am Kanal St. Martin im Pariser Nordosten liegt. Hier arbeitete er oft auch selber mit, vor allem als Nachtportier. Seine Beobachtungen schlugen sich später im Roman L’Hôtel du Nord nieder, mit dem Dabit (1931) als erster Preisträger den Prix du roman populiste errang.[1] Darin schildert er „realistisch, nüchtern, ohne aufdringliches soziales Pathos, dafür bisweilen karikaturistisch“[2] den Alltag der unteren Bevölkerungsschichten, handelt es sich doch um ein ziemlich bescheidenes Hotel. Durch die gleichnamige Verfilmung von Marcel Carné wurde das Buch weltbekannt und das Gebäude denkmalschutzwürdig und eine Pariser Sehenswürdigkeit.[3] 1924 verheiratete sich Dabit mit Beatrice Appia. Da seine Bilder wenig Zuspruch fanden, verlegte er sich 1928, nach einer Reise durch Marokko, auf die Schriftstellerei. In der Künstlerin Vera Braun, gebürtige Ungarin, fand er eine neue Muse. Nach dem Preis für seinen Debütroman erhielt er 1932 ein Stipendium der Stiftung Blumenthal. Er tauchte in die Kreise „revolutionärer“ Schriftsteller und Künstler ein. Im Gefolge des 1935 in Paris stattfindenden Internationalen Kongresses der antifaschistischen Schriftsteller (maßgeblich von Kommunisten und anderen Sympathisanten der Sowjetunion organisiert) wurde er vom russischen Verleger Artemi Bagratowitsch Chalatow eingeladen, sich an einer Gruppenreise durch die UdSSR zu beteiligen. So kam Dabit im Sommer 1936 gemeinsam mit André Gide (der das Unternehmen leitete) und Louis Guilloux, Pierre Herbart, Jef Last, Jacques Schiffrin für einige Wochen in die Sowjetunion. Auf dieser Reise – die durch Gides kritische Berichte Aufsehen erregen wird – starb er in Sewastopol an einer plötzlichen Erkrankung an Typhus[4], vier Wochen vor seinem 38. Geburtstag. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Pariser Friedhof Père-Lachaise. RezeptionFür Kindlers Neues Literaturlexikon[2] sind die Romane, die Dabit nach seinem erfolgreichen Erstling schrieb, zu Unrecht vergessen. La zone verte beispielsweise, 1935 erschienen, sei „wohl das einzige Kunstwerk von Bedeutung, das die düstere Zeit der Wirtschaftskrise in Frankreich aus der Sicht der Arbeiter“ festgehalten habe. Seinem Erstling habe Dabit als Motto ein Zitat aus Jean Guéhennos Essay Caliban parle (1928) vorangestellt, der als Schlüssel zu seinem Werk dienen könne: „Wir sind weder liebenswert noch rührend. Jeder einzelne von uns gäbe einen schlechten Romanhelden ab. Er ist unbedeutend, und sein Leben ist banal. Es entrinnt niemals dem elenden Dasein, dem alle zwangsläufig unterworfen sind.“ Ehrungen
Werke
Verfilmungen
Literatur
WeblinksCommons: Eugène Dabit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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