Gildemeister war der Sohn des Bremer Kaufmanns Martin Wilhelm Eduard Gildemeister und Friederike, geb. Steinbrügge. Die alteingesessene Familie war durch ihre künstlerische Tätigkeit in Bremen und auch in Deutschland bekannt; Kaufleute und Senatoren kamen aus dieser Familie.[1]
In Bremen arbeitete Gildemeister von 1878 bis 1886 teilweise in einer Architektengemeinschaft mit dem Architekten Henrich Deetjen. 1892 schloss er eine neue Arbeitsgemeinschaft mit dem erfahrenen Architekten für Neugotik, Wilhelm Sunkel, der zuvor bereits mit Heinrich Müller tätig war.[3] Die Formen der italienischen Renaissance bestimmen das Erscheinungsbild seiner Bauten, sie sind immer maßvoll und zurückhaltend in ihrem Auftreten.[3]
1888 heiratete Gildemeister Agnes Helene Auguste Habenicht und zog mit ihr von der Lärchenstraße in ein gemeinsames Haus in der Kohlhökerstraße 38. Beide hatten von 1889 bis 1903 neun Kinder, von denen zwei, Eberhart (1897–1978) und Hermann (1891–1984), auch als Architekten tätig waren.
Gildemeister befasste sich nicht nur mit dem Entwurf von Stadtvillen und Landhäusern, er war auch für den Arbeiterwohnungsbau tätig. Aus sozialem Engagement heraus entwickelte er für den Gemeinnützigen Bremer Bauverein Arbeiterhäuser einer Wohnsiedlung im Bremer Westen, direkt am Hafendeich: das Waller Wied. In den ländlichen Regionen fügten sich seine Sommer- und Landhäuser in das Umgebungsbild durch den von ihm gepflegten akademischen Schweizerstil ein.[2] Sein Freund, der Architekt Friedrich Wilhelm Rauschenberg, schrieb 1918 zu Gildemeisters 70. Geburtstag in der Weser-Zeitung über die Funktionalität von Gildemeisters Bauten: „Gildemeister baut seine Häuser wirklich zum täglichen Bewohnen, zur behaglichen Daseinsfreude der Familie und Türgriffe und -schlösser, Türen und Fenster spielen dabei fast wichtigere Rollen als Stuck und Malerei. Oder um es richtig auszudrücken, er fasste von Anfang an seine Kunst als Raumkunst auf, nicht sowohl um die Räume zu schmücken, sondern vielmehr um sie schön gestaltet dem gewohnten Bremer Lebensbedürfnis dienen zu lassen.“[1]
Gildemeister erhielt seine Aufträge zumeist von privaten Bauherren. An größere öffentliche Bauaufgaben gelangte er über Wettbewerbsausschreibungen. Erfolgreich konnte er u. a. den Bau des neuen St. Petri Waisenhauses an der Stader Straße, die Badeanstalt am Steffensweg und besonders prestigeträchtig die Außenfassaden der Kunsthalle in Bremen ausführen. Sein Fassadenentwurf der Kunsthalle hatte im Wettbewerb 1899 den 1. Platz in Kombination mit dem Innenraumentwurf von Albert Dunkel errungen. Die Umgestaltung der Außenfassaden der Kunsthalle zählt zu seinen eindrucksvollsten Werken. 1908 beteiligte er sich in Gemeinschaft mit dem im Kirchenbau erfahrenen Wilhelm Sunkel an der neuen Farbgebung der Ansgariikirche und 1922 an der Restaurierung der Liebfrauenkirche.[2]
Gemeinsam mit anderen Architekten und Künstlern wurde er 1890 mit der Ausschmückung der Hansestadt zum Besuch des Kaisers Wilhelm II. beauftragt.[4]
Er verfasste bereits in Italien Artikel für Tagesblätter, in Bremen dann später auch mehrfach Kunstkritiken für die Tageszeitung und schrieb für den Sammelband Bremen und seine Bauten 1900. Zu seinem Freundeskreis zählten unter anderen Hermann Allmers, Otto Gildemeister und Arthur Fitger.[1]
Seinen Lebensabend verbrachte Gildemeister mit immer weiter abnehmender Sehkraft, so dass ihm das Ausmaß der Zerstörung Bremens im Zweiten Weltkrieg verborgen blieb. Im hohen Alter zog er nach Oldenburg.[3]
Mitglied in der Kommission zur Erhaltung kunsthistorischer Denkmale und der Sachverständigenkommission für den Schutz von Baudenkmälern, Straßen- und Landschaftsbildern.[3]
1890: Zentaurenbrunnen Entwurf, Ausgeführt von August Sommer, Stifter Heinrich August Gildemeister, ehem. Standort Schwachhauser Heerstraße / Ecke Bismarckstraße bis 1958[16]
1897–1898: Villa Gustav Tölken, Gartenstraße 7, Oldenburg, (heute Oldenburgische Landschaft), Einbezug eines Vorgängerbaus von 1824 (Entwurf: Heinrich Carl Slevogt), mit Wilhelm Sunkel, erhalten[25][26]
1899–1904: Umbau der 1847–1849 errichteten Kunsthalle Bremen zusammen mit Albert D. Dunkel, Sandsteinfassade der Frontseite und Fassade des Neubaus, Am Wall 207, erhalten[31]
1900: Villa Gustav Melchers, Parkallee 95, mit Wilhelm Sunkel, nicht erhalten[32][33]
um 1906: Villa Diedrich Lahusen, Haus Sonneck, Mercystraße 22, Freiburg im Breisgau, mit Wilhelm Sunkel, erhalten[41]
1906: Villa Arnold Petzet, Schwachhauser Heerstraße 30, Schwachhauser Chaussee, mit Wilhelm Sunkel, erhalten[42]
1906: Villa Hermann Freiherr von Rossing, Gartenstraße 5, Oldenburg; bis 1991 Kulturzentrum Brücke der Nationen, Umbau einer Villa von 1817, mit Wilhelm Sunkel, erhalten[43][44]
Bremer Nachrichten. 4. Februar 1918. (zum 70. Geburtstag)
Fr. W. Rauschenberg: Zu Eduard Gildemeisters 70. Geburtstag. In: Weser-Zeitung. 5. Februar 1918.
Kurt Kofelius: Eduard Gildemeister. In: Die Tide. Niederdeutsche Heimatblätter. 5, Heft 2, 1928, S. 80–81.
H. W.: 90. Geburtstag von Eduard Gildemeister. Der Baumeister der Kunsthalle. In: Bremer Nachrichten. 5. Februar 1938.
H.[Hermann] Fitger: Nachruf Eduard Gildemeister. In: Historische Gesellschaft (Hrsg.): Bremisches Jahrbuch. Reihe A, 42. Band, Bremen 1947, S. 222–226.
Hermann Fitger: Eduard Gildemeister (1848–1946). In: Bremer Baumeister des 19. und 20. Jahrhunderts. Bremen 1988, ISBN 3-88808-056-8, S. 30–31.
↑ abcdeH. Fitger: Nachruf Eduard Gildemeister. In: Historische Gesellschaft (Hrsg.): Bremisches Jahrbuch. Reihe A, 42. Band. Bremen 1947, S.222–226 (suub.uni-bremen.de [abgerufen am 24. März 2017]).
↑Villena: Der Lehnhof Park Friedehorst. Gartendenkmalpflegerische und grünplanerische Bestandserfassung und Bewertung. 2013.
↑Nils Aschenbeck, Ilse Windhoff: Landhäuser und Villen in Bremen - Band 2: St. Magnus, Hohehorst, Schloss Schönebeck. 1. Auflage. Aschenbeck Media, 2009, ISBN 3-939401-33-1, S.28.
↑Architekten und Ingenieur Verein: Bremen und seine Bauten. Verlag Carl Schünemann, Bremen 1900, S. 190 und 193.