Bolten war der Sohn des aus Mönchengladbach stammenden Architekten Gustav Bolten (1850–1910), der von den 1880er-Jahren bis 1905 als Lehrer und Professor an der Gewerblichen Fachschule bzw. Staatlichen Baugewerkschule in Köln wirkte. Dort absolvierte Edmund Bolten bis 1903 sein Studium der Architektur.[1] Es folgten um 1906 Tätigkeiten als Mitarbeiter in den Architekturbüros von Otto Müller-Jena und Gustav Herbst.[2][3]:57 Etwa 1910 ließ er sich als selbständiger Architekt in Rodenkirchen nieder, wo er bis zu seinem Umzug nach Köln 1912 in einem nach Plänen Müller-Jenas entstandenen Haus (Bismarckstraße 4) lebte. Sein Architekturbüro bestand aus einer Abteilung für Architektur und Kunstgewerbe und einer für Industriebauten.[2]
Boltens Werk umfasst insbesondere zahlreiche Privathäuser in Köln und Umgebung, aber auch öffentliche und Geschäftsbauten sowie außerhalb von Köln wenige Kirchengebäude.[4] Ein besonderer Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag in der Gemeinde Rondorf (1975 in „Rodenkirchen“ umbenannt) im heutigen Kölner Süden, in der er von 1910 bis zum Zweiten Weltkrieg an der Planung von über 150 ausgeführten Bauten beteiligt war und somit zu den produktivsten Architekten in diesem Gebiet gehört.[2] Zu seinen Hauptkunden zählte dort die in Sürth ansässige Firma Linde einschließlich ihrer Vorgängerfirmen, die ihn zwischen 1913 und 1943 mit zahlreichen Projekten beauftragte. Aus nicht bekannten Gründen gehört die Stadt Burscheid während seines gesamten Wirkungszeitraums zu den Orten, in denen die meisten der von Bolten entworfenen Gebäude liegen.[2]
„Besonders vielseitig und phantasievoll erwies [Bolten] sich – als ob es seine besondere Leidenschaft sei – bei den exklusiven Wohnhäusern. Sie sind stets erstaunlich schlicht gehalten, sehr in der Tradition der jeweiligen Landschaft verhaftet und ganz im Sinne der damals von vielen Architekten verinnerlichten ‚Zeit um 1800‘, der Zeit von Johann Wolfgang von Goethe, gestaltet.“
Zu seinen bedeutendsten Projekten gehören die Anfang der 1930er-Jahre im heutigen Kölner Stadtteil Junkersdorf als Teil von Wohnsiedlungen entstandenen Ein- und Zweifamilienhäuser im Stil des Neuen Bauens, darunter die als Wohngebiet für gehobene Ansprüche gedachte und nur in Ansätzen realisierte „Gartenstadt Stadion“[5] (1930–1934), an deren Konzeption er gemeinsam mit den Architekten Ulrich Pohl, Heinrich Reinhardt (1883–1972[6]) und Walter Reitz (1888–1955[7]) beteiligt war.[1] Bolten schloss sich im Rahmen größerer Bauprojekte wiederholt – wie für die „Gartenstadt Stadion“ – mit anderen Architekten zu Arbeitsgemeinschaften zusammen und engagierte sich in verschiedenen Wohnungsbaugesellschaften, darunter der „Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft e.G.m.b.H.“ in Rodenkirchen.[2] Eine solche Zusammenarbeit ging er 1933 mit dem Bad Godesberger Architekten Karl Schwarz in Form der Arbeitsgemeinschaft „Bolten & Schwarz“ ein, die die Gartenstadt „Deichmanns Aue“ konzipierte.[1]
Edmund Bolten heiratete um 1912 Theresia Elfriede Küthe aus Düsseldorf. Die Ehe wurde 1930 geschieden. Ihr gemeinsamer Sohn, Werner Bolten, wurde ebenfalls Architekt und verstarb in den Jahren des Zweiten Weltkriegs in Lüdenscheid.[2]
Werk (Auswahl)
Bauten in Köln
Karte mit allen Koordinaten der Bauten in Köln: OSM
Wolfram Hagspiel: (Josef) Edmund Bolten. In: ders.: Lexikon der Kölner Architekten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Bd. 1: A-G. Böhlau, Wien, Köln 2022 (Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins e.V.; 52), ISBN 978-3-412-52446-3, S. 199–204.
↑ abcdefghijklmnopqrstuvwxyzWolfram Hagspiel: Namhafte Architekten und ihre Bauten im Kölner Süden: Edmund Bolten (1882–1949), einer der produktivsten Architekten im Kölner Süden
↑Birgit Bernard, Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln (Hrsg.): Zeitgenossen: August Sander und die Kunstszene der 20er Jahre im Rheinland, Steidl, 2000, ISBN 3-88243-750-2, S. 232.
↑Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 2, S. 922.
↑Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 2, S. 923.
↑Bei nicht mehr bestehenden Bauten jeweils die zuletzt bekannte Adresse.
↑ abcdefghWolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 2.
↑ abWolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 1.
↑Bei nicht mehr bestehenden Bauten jeweils die zuletzt bekannte Adresse.
↑Dieter Breuer, Gertrude Cepl-Kaufmann: "Deutscher Rhein, fremder Rosse Tränke?": symbolische Kämpfe um das Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg. In: Düsseldorfer Schriften zur neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, Band 70, Klartext, 2005, ISBN 3-89861-442-5, S. 233.