Kloster Ebrach wurde 1127 als eines der ersten rechtsrheinischen Zisterzienserklöster durch die fränkischen Edelfreien Berno und Richwin von Eberau gegründet. Im Jahre 1127 übersiedelten zwölf Mönche vom Mutterkloster Morimond. 1200 begann Abt Hermann I. den Bau der Abteikirche, die 1285 vollendet wurde. Sie ist 88 Meter lang und gilt als eines der schönsten Baudenkmäler der frühgotischen Baukunst. In dem Bauwerk befindet sich eine in den 2010er Jahren sanierte prächtige klassizistischeAusstattung. Sie umfasst über 50 Fenster, 26 Altäre und über dem Westportal eine Rosette von zwölf Meter Durchmesser nach dem Vorbild von Notre Dame in Paris. Die Fenster wurden 1887 neu gemalt.
Obwohl die Ebracher Äbte immer wieder die Reichsunmittelbarkeit für ihr Kloster anstrebten, blieb es unter der Herrschaft des Würzburger Bischofs. Es gehörte zu den reichsten Abteien Frankens und hatte Außenposten („Amtsschlösser“) in Mainstockheim, Sulzheim, Oberschwappach und Burgwindheim.
Im Jahr 1969 war Ebrach und sein Umland Ziel des sogenannten Ebracher Knast-Camps. Anlass für das Knast-Camp war die Inhaftierung des 22-jährigen Münchner Studenten und SDS-Mitglieds Reinhard Wetter, der wegen Aufruhrs und Landfriedensbruchs zu 9 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt worden war und im Frühjahr 1969 in die JVA Ebrach verlegt wurde. Bereits am 10. Mai 1969 kamen nach einem Aufruf von Fritz Teufel, dessen Münchner Mitbewohner Reinhard Wetter war, etwa 80 Menschen zur „Knast-Kampagne“ nach Ebrach, um Reinhard Wetter mit Holzbohlen und Rammböcken symbolisch aus der Justizvollzugsanstalt zu befreien. In der Woche vom 15. bis zum 19. Juli 1969 folgten weitere Aktionen. Aktivisten stürmten unter anderem das Landratsamt in Bamberg und gerieten mit der örtlichen Bevölkerung in Füttersee in gewaltsamen Konflikt. Das in seiner ursprünglich geplanten Form gescheiterte Ebracher Knast-Camp hatte weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung des Linksterrorismus in Deutschland, weil sich mehrere der Teilnehmer in der Folge für einen bewaffneten Widerstand entschieden.
Eingemeindungen
Am 1. April 1971 wurde im Rahmen der Gemeindegebietsreform die ehemalige Gemeinde Neudorf nach Ebrach eingemeindet. Am 1. Januar 1972 folgten Buch, Großbirkach und Großgressingen.[8]
Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum 1988 bis 2018 wuchs der Markt von 1812 auf 1848 um 36 Einwohner bzw. um 2 %. Ein Höchststand wurde am 31. Dezember 1992 mit 2042 Einwohnern verzeichnet.
Jahr
1900
1961
1970
1987
1991
1995
2000
2005
2010
2015
Einwohner
1403
2616
2471
1774
2030
1978
2017
1930
1878
1806
davon in Ebrach
1886
1795
davon in Buch
0118
0111
davon in Großbirkach
0160
0127
davon in Großgressingen
0352
0332
davon in Neudorf
0100
0106
Religion
Die Religionszugehörigkeit der bayerischen Bevölkerung wurde letztmals beim Zensus am 9. Mai 2011 ermittelt und ist Grundlage für die Bestimmung, ob in einer Gemeinde „Mariä Himmelfahrt“ (15. August) ein gesetzlicher Feiertag ist. 2011 waren in Ebrach sind 57,4 % der Einwohner römisch-katholisch und 23,4 % evangelisch-lutherisch. 19,2 % hatten eine andere Religion oder sind konfessionslos.
Politik
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist seit 1. Mai 2020 Daniel Vinzens von der Ebracher Neuen Liste (ENL), der sich mit 66,12 % der Stimmen gegen Detlef Panzer (CSU) durchsetzte. Sein Vorgänger war Max-Dieter Schneider (SPD). Dieser wurde im Jahr 2002 Nachfolger von Alfons Keller (CSU), 2008 mit 90,84 % der Stimmen und 2014 ohne Gegenkandidaten mit 89,42 % wiedergewählt.
Gemeinderat
In der Wahlperiode 2020 bis 2026 besteht der Gemeinderat aus 12 Mitgliedern und dem Ersten Bürgermeister. Folgende Tabelle zeigt das Ergebnis der Kommunalwahl am 15. März 2020[9] und die Sitzverteilungen nach früheren Wahlen:
2020 betrugen die Gemeindesteuereinnahmen 1.280.000 Euro, davon waren 222.000 Euro Gewerbesteuereinnahmen (netto) und 765.000 Euro Beteiligung an der Einkommensteuer. Die Verschuldung betrug 377 Euro je Einwohner.
Wappen
Blasonierung: „Über rotem Schildfuß, darin ein silberner Schrägwellenbalken, in Gold ein springender schwarzer Eber, der einen silbernen Abtstab schräg im Maul hält.“[10]
Wappenbegründung: Der Eber und der silberne Wellenbalken stehen redend für den Ortsnamen. Der Wellenbalken ist Sinnbild für Ach, also einen Fluss. Der Eber stammt in etwas abgeänderter Form aus dem Wappen des gleichnamigen Zisterzienserklosters, das 1127 gegründet wurde. Die Geschichte des Ortes ist sehr eng mit der des Klosters verbunden. Bis zur Säkularisation 1803 war das Kloster Grund- und Gerichtsherr im Ort. Das Kloster richtete hier ein Amt ein. Dessen Siegel zeigte den Eber mit einem geschulterten Krummstab. Die Farben Gold und Schwarz weisen auf die zeitweilige Reichsunmittelbarkeit des Klosters hin, die von den Fürstbischöfen von Würzburg allerdings stets bestritten wurde. Die Farben Silber und Rot sind die Wappenfarben des Hochstifts Würzburg und erinnern an dessen Landeshoheit.[11] Die Gründungslegende des Klosters Ebrach erzählt, ein Eber habe den Mönchen den Ort für die Klostergründung gewiesen, indem er ihnen den Abtsstab entriss und ihn an der Stelle des späteren Klosters fallen ließ.[12]
Dieses Wappen wird seit 1886 geführt.
Partnergemeinden
Mit folgenden Gemeinden existieren partnerschaftliche Beziehungen:[13]
Neben der großen Konzertorgel auf der Westempore mit einem modernen Werk in einem barocken Gehäuse, das vom Würzburger Orgelbaumeister Johann Philipp Seuffert im Jahre 1743 erbaut wurde, beherbergt die ehemalige Abteikirche im Mönchschor zwei originale barocke Chororgeln aus der Werkstatt des Frankfurter Orgelbauers Johann Christian Köhler. Die beiden Instrumente sind eine organologische Rarität, da sich deren Spieler aufgrund der Positionierung der Spieltische gegenseitig sehen können. Im Zuge der umfangreichen Innenrestaurierung der Kirche wurden die Chororgeln ausgebaut und bis Oktober 2012 durch die Orgelbaufirma Klais, unterstützt durch die Firma Hoffmann, restauriert. Am 4. November 2012 wurden sie vom Bamberger Erzbischof wieder geweiht.
Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
Auf Grund der Lage im Steigerwald ist Holz ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.
Am 30. Juni 2020 gab es in der Marktgemeinde 447 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Von der Wohnbevölkerung standen 723 Personen in einer versicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Statistik (276 mehr Aus- als Einpendler) ist insofern verfälscht, als Beamte der Justizvollzugsanstalt in dieser Statistik nicht erfasst sind. 25 Einwohner waren arbeitslos. 2020 gab es 26 landwirtschaftliche Betriebe.
Freiwillige Feuerwehren
Freiwillige Feuerwehren bestehen in Ebrach, Buch, Großbirkach, Großgressingen und Neudorf (bei Ebrach).
Brauereien
Die letzte Braustätte der Gemeinde war die Klosterbrauerei Wilz, die im Jahr 1954 schloss. Später ließ sie ihr Bier im Lohnbrauverfahren bei der Brauerei Göller brauen.
Im Ortsteil Großgressingen gab es 1714 bis 1948 die Brauerei Henkelmann.[14]
Der Ort ist über mehrere ÖPNV-Buslinien mit der Region und dem ca. 35 Kilometer entfernten OberzentrumBamberg und dem dortigen Bahnhof verbunden. Mehrere Regionalbuslinien starten und enden in Ebrach. Busfahrten nach Bamberg dauern ca. 50 Minuten, das nur 14 Kilometer entfernte MittelzentrumGerolzhofen im unterfränkischenNachbarlandkreis Schweinfurt ist mit dem ÖPNV nur mit Umsteigen und nicht unter 100 Minuten Fahrzeit erreichbar.
In der Grundschule Ebrach wurden im Schuljahr 2022/2023 von vier hauptamtlichen Lehrkräften 64 Schüler unterrichtet.[15] An der Steigerwaldschule Staatliche Realschule Ebrach wurden im Schuljahr 2022/2023 von 37 Lehrkräften 504 Schüler unterrichtet.[16]
Am 1. März 2021 hatte die örtliche Kindertagesstätte 117 Plätze und wurde von 90 Kindern besucht.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Die Ehrenbürgerschaft hat der Markt nach 1945 an acht Personen verliehen. Die zwei der letzten drei Verleihungen erfolgten an langjährige Bürgermeister.
2009: Erich Weininger (* 1924; † 15. April 2013), 1. Bürgermeister von 1956 bis 1990[17]
2015: Alfons Keller (* 1940), 2. Bürgermeister von 1978 bis 1984, 1. Bürgermeister von 1984 bis 2002[18]
2021: Viktor Fieger (* 1936), langjähriger Museumsleiter und Geschäftsführer des Forschungskreises Ebrach[19]
Söhne und Töchter
Eugen Montag (1741–1811), letzter Abt des Klosters Ebrach
In der Gaststätte des Klosters fanden von 1957 bis 1971 jährlich die vom Staatsrechtler Ernst Forsthoff organisierten Ebracher Ferienseminare statt, die für jeweils zwei Wochen bekannte Wissenschaftler aus den verschiedensten Professionen zu gemeinsamen Diskussionen zusammenführten.
Theodor Haas: Chronik der Marktgemeinde Ebrach. Markt Ebrach, 1969.
Theodor Haas: Kaiser Karls IV. Territorialpolitik und die Zisterze Ebrach. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung. Heimatverein Erlangen und Umgebung, Erlangen, Band 14, 1967, S. 52–66.
Theodor Haas: Alte Jagdarten. Aus Forstakten des Klosters Ebrach. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung. Erlangen, Band 13, 1966, S. 7–12.
Theodor Haas: Die Gründung des Klosters Ebrach im Jahre 1127. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung. Band 10, 1963, S. 113–117.
Theodor Haas: Die „Kolonisationstätigkeit“ des Zisterzienserklosters Ebrach. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung. Band 6, 1959, S. 89–93.
Theodor Haas: Die Säkularisation des Ebracher Hofes in Nürnberg und des Amtes Katzwang und sein Übergang an Kurbaiern im Jahre 1803. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung. Band 3, 1956, S. 92–108.