DreistufenwirtschaftDie Dreistufenwirtschaft ist eine Form der Almwirtschaft im alpinen Raum, bei der der Almauftrieb zunächst auf eine mittlere Höhenstufe erfolgt und das Vieh erst Ende Juni auf die Hochalpe getrieben wird. Die Stufen werden auch als Stafel bezeichnet, wobei dieser Begriff ein römisches Lehnwort ist und auf dem lateinischen stabulum u. a. für Stall beruht.[1][2] VerbreitungDie Dreistufenform der Almwirtschaft ist vornehmlich in den Zentralen Alpen verbreitet, in Westösterreich, den Bayerischen Alpen, im Südtirol und Trentino, in den Schweizer Alpen und den französischen Hochalpen, dort, wo enger Talsiedlungsraum sich mit weiten hochmontanen Fluren findet. AblaufDie Bauern in den alpinen Regionen zogen mit ihrem Vieh dem Futter nach. Das heißt, sie wechselten mehrmals jährlich von einem Stall zum anderen.
Diese Form der Bewirtschaftung funktionierte jahrhundertelang und war lediglich eingeschränkt durch den Umstand, dass viele Menschen in der warmen Jahreszeit außerhalb des Tales ihrem Broterwerb nachgehen mussten und somit vor allem die weibliche Bevölkerung zurückließen. Wandel im 20. JahrhundertEin tiefgreifender Wandel erfolgte im 20. Jahrhundert: Zum einen sollte die Landwirtschaft durch neue Erwerbszweige, die sich in der Nutzung der Wasserkraft und im aufkommenden Fremdenverkehr boten, stetig und statistisch deutlich belegt an Bedeutung verlieren. In manchen Gegenden der Schweiz, beispielsweise in der Innerschweiz, in Graubünden und im westlichen Berner Oberland war dieser Wandel weniger ausgeprägt und die Alpwirtschaft spielt bis heute noch eine wirtschaftliche und auch kulturelle Rolle und trägt auch wesentlich zur Landschaftspflege bei. Auf der anderen Seite machte auch die Landwirtschaft selbst einen grundlegenden Wandel mit, welcher innerhalb kürzester Zeit einen gewaltigen Technisierungsschub verbunden mit Zeitersparnis und Verkürzung der Wege mit sich brachte. Weniger Landwirtschaft bedeutet, dass die landwirtschaftlichen Güter des Tales und jene der Alpen ausreichen. Der Technisierungsschub sowie die Verkürzung der Wege bedeutet, dass die noch gegebene Maisäßbewirtschaftung vom Tal aus durchgeführt werden kann. Bis zur verkehrstechnischen Erschließung der Maisäßgebiete wurde die Milch an Ort und Stelle zu Butter und Käse verarbeitet, was sich vielerorts noch durch Inventar nachweisen lässt und sich gelegentlich noch heute so vorfindet. RegionalesÖsterreichIn Österreich gibt es (Erfassung Almkataster 2007)[3] etwa 2000 Niederalmen, 4500 Mittelalmen und 2400 Hochalmen. Dabei zeigen sich deutliche regionale Unterschiede: Die Dreistufenwirtschaft – oft noch mit einer vierten Stufe – ist nur in den Innenalpen ausgeprägt, während in den Randalpen aufgrund der fehlenden Höhenlagen, aber auch eine weiter hinaufreichenden Dauersiedlung im südalpineren Bereich eine reduzierte Zweistufenform vorherrscht. In Tirol, das gänzlich in den Innenalpen liegt, beträgt das Verhältnis Nieder-:Mittel-:Hochalmen etwa 1:3:3, was zeigt, dass viele Höfe keine ausgewiesenen Niederalmen haben, aber durchwegs beide Bergformen, während in Kärnten mit fehlender Hochlage der Niederen Tauern und Kargheit der Südlichen Kalkalpen mittelhohe Lagen 1:7:4 dominieren, ebenso in Vorarlberg mit seiner Kultur der Maiensässe (feste Almdörfer) 2:5:2, und in Salzburg, wo mit den Unterschieden von Voralpen, Kalk-, Schiefer- und Zentralalpen im Landesdurchschnitt ein Verhältnis bei 1:2:1 zu liegen kommt. In der Steiermark, am Südostrand der Alpen und in Oberösterreich, das hauptsächlich Anteil an den nördlichen Voralpen hat, beträgt das Verhältnis 3:3:1 respektive 17:8:1, also eine Niederstufenwirtschaft dominiert, wobei darunter nahezu keine Melkalmen sind (unter 10 %), der Großteil der Almen im Rahmen der Schwaigwirtschaft also für Jungvieh genutzt wird.
Seit 2011 gehört die Dreistufenwirtschaft im Bregenzerwald zum Immateriellen Kulturerbe, wie es die UNESCO deklariert, auf der Österreichliste (Nationales Kulturgut). Sie zeichnet sich durch ihre besondere Eigenständigkeit innerhalb Österreich aus (die Herkunft dieser Form geht auf die schweizerischen Walser zurück), und ist dort noch vergleichsweise gut im Alltagsleben verankert.[4] Literatur
Medien
Einzelnachweise
|