In der Schweiz allgemein üblich ist die Dreiteilung der Alpen entlang des Alpenbogens, sodass die Schweiz vollständig in den Zentralalpen (veraltet auch Mittelalpen) liegt – der Zweiteilung in Ost- und Westalpen kommt in der Schweiz keine grosse Bedeutung zu. Geografisch spiegelt diese Einteilung nicht die schweizerische Rezeption der Alpen. Hinzu kommt, dass der Splügenpass, höher als der San-Bernardino-Pass, nicht gebirgstrennend wahrgenommen wird und auch geologisch – eine Schieferzone zwischen Tambo- und Suretta-Decke innerhalb des Penninikums – nur eine untergeordnete Rolle zukommt. Die geologische Ost-West-Grenze verläuft entlang der Kontaktzone von Penninikum und Ostalpin. Sie folgt der Flexur Chur-Lenzerheide-Tiefencastel-Septimer-Maloja-Val Fex.
Das Benutzen von Kantonsnamen in den Gliederungen wurde immer wieder kritisiert (weil die politischen Grenzen naturgemäss primär auf den Kämmen verlaufen, was der heutigen Usance der Gliederung in den Tallinien wenig entgegenkommt).
Alternative Namen konnten sich aber nicht durchsetzen.[1]
Traditionelle Einteilung
Im Geist der Aufklärung erfolgte die erste Einteilung nach wissenschaftlichen Kriterien dem Alter der geologischen Formationen entsprechend (damalige vorherrschende Lehrmeinung) in
Diese Einteilung wurde nach und nach jeweils dem Kenntnisstand der Geologie folgend in die Geologische Einteilung überführt.
Orographische Einteilung
Seit Claudius Ptolemäus spielen die Schweizer Zentralalpen, das Quellgebiet von Rhein, Reuss, Aare, Rhone, (Toce) und Tessin eine grosse Rolle in der geografischen Auffassung der Alpen. Hier treffen auf einem kurzen Stück die beiden in Ostwestrichtung verlaufenden Alpenhauptkämme aufeinander. Von Ptolemäus wurde dieses damals noch als höchstes Alpgebirge aufgefasste Gebiet, von dem alles Wasser abläuft, mit Adula-Alpen (lat.: ad aqua «Wasser», bzw. rätoroman.: ad aual «Bach») bezeichnet. Rund um dieses autochthon aufgefasste Zentralmassiv gruppieren sich durch die abfliessenden Flüsse getrennt die vier orographischen Hauptgruppen:
Im romanischen Sprachraum werden Monte Leonegruppe und Maggiagruppe zu Lepontinische Alpen zusammengefasst.
Savoyer Alpen (A. Wäber): Mont Blanc-, Dents du Midi- und Chablais-Gruppe
Biogeographische Gliederung
Biogeographisch werden die im Landesgebiet liegenden Alpen auch in Alpennordflanke, westliche und östliche Zentralalpen sowie in die Alpensüdflanke unterteilt.[3]
Der Schweizer Alpen-Club (SAC) sieht eine Einteilung vor, in der für jede Gruppe ein Alpinführer/Clubführer herausgegeben wird:[4] Die Gliederung des SAC ist sehr stark auf politisch-regionale Kriterien, das heisst Kantonsgrenzen, ausgerichtet. Das impliziert, dass die Gliederung nicht wie bei anderen orographischen Systemen primär entlang der Täler, sondern vielmehr entlang der Grate, die meist typische politische und auch kulturelle Grenzen darstellen, läuft. In diesem Sinn folgt die SAC-Gliederung ganz der traditionellen Usance, Gebirgsgruppen nach dem wichtigsten in sie hinein führenden Tal zu benennen, da die Schweizer Alpenkantone meist mehr oder minder zusammenhängende Talschaften darstellen. In der SAC-Gliederung bleiben also durchwegs die Berggebiete der grossen Täler jeweils links und rechts zusammenhängend, was dem Bergtouristen entgegenkommt, und zahlreiche bedeutende Gipfel gehören als Grenze zweier Talungsräume zu zwei Gruppen. Die Untergruppen selbst bekommen nur teilweise explizit Namen, für die anderen ist eine knappe Aufzählung markanter Örtlichkeiten gegeben.
Die SOIUSA-Kategorisierung versucht die Einteilung nach Kantonen zu überwinden, indem orografisch zusammenhängende Gebirge zusammengefasst werden. Die kantonsspezifischen Bezeichnungen werden als Untergruppen grösstenteils beibehalten.
Die Schweizer Alpen sind mittlerweile massiv von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.[30] Im Jahr 2019 wurden nur mehr 1463 Schweizer Gletscher gezählt, was einem Verlust um 700 Gletschern seit den 1970er-Jahren durch Abschmelzung entspricht.[31] Klimawissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass die Mehrheit der Alpengletscher im 21. Jahrhundert verschwunden sein wird.[30] Stattdessen werden zahlreiche neue Seen entstehen.[30] Auch lässt sich durch die Geomorphologie nachweisen, dass das Gefahrenpotenzial für Menschen und Tiere in den Alpentälern stark angestiegen ist, da Berghänge durch die massive Eisschmelze der Permafrostböden zunehmend an Stabilität verlieren, was zu Hangrutschen und Felsstürzen führt.[30] Der Schweizer Fotograf Daniel Schwartz, der 2017 mit einer Serie über das Ausmass der Zerstörung der Gletscher durch den Klimawandel für Aufsehen sorgte, beschrieb es wie folgt: „Das ist doch kein Berg mehr. Das ist doch ein Tier. Eines, dem man Fell und Haut abgezogen hat. Sein Skelett klemmt jetzt im Felsen.“[32]
Auch Pflanzen und Tiere sind vom Klimawandel betroffen; die Vielfalt z. B. bei den Vögeln nimmt immer weiter ab.[33] Neben dem Klimawandel gibt es jedoch noch weitere Faktoren, welche die Vielfalt bedrohen, wie z. B. der Tourismus oder der Einsatz von Herbiziden.[34][35]
Jürg Früh: Geographie der Schweiz. Band I, Fehr’sche Buchhandlung, St. Gallen 1930.
Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 1: Aa – Emmengruppe. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1902, S. 38 –64, Stichwort Alpen (Scan der Lexikon-Seite).
↑ähnliche Systematiken sind auch in den französischen Alpen noch üblich, etwa die Montagne de l’Ubaye um das Ubaye-Tal. Gebirgsgruppen nach den zentralen Talungen zu benennen, gehört zu den ursprünglichsten Konzepten der Gebirgsgliederung, was dazu geführt hat, dass etliche etablierte Gebirgsgruppen auch in den anderen Alpengebieten heute ortsüblich von der anderen Seite her noch immer andere Namen haben.
↑Christoph Bernoulli: Geognostische Uebersicht der Schweiz, nebst einem systematischen Verzeichnisse aller in diesem Lande vorkommenden Mineralkörper und deren Fundörter. Basel 1811
↑Préalpes de la chaine franco-suisse. Guide Club Alpin Suisse
↑Guide des Alpes et Préalpes vaudoises. Guide Club Alpin Suisse
↑Willy auf der Maur: Zentralschweizerische Voralpen. Schwyzer Voralpen. Unterwaldner Voralpen. Pilatus-Schrattenflue-Kette. Alpinführer/Clubführer, ISBN 3-85902-146-X
↑Oskar Allgaeuer: Die Voralpen zwischen Bruenigpass und Thunersee. Luzerner Voralpen. Bucher, Luzern 1932, Edition Schweizer Alpen-Club
↑Oskar Allgaeuer: Die Voralpen zwischen Bruenigpass und Thunersee. Unterwaldner Voralpen. Bucher, Luzern 1930, Edition Schweizer Alpen-Club