Django Reinhardt

Django Reinhardt im New Yorker Jazzclub Aquarium, Ende Oktober 1946

Jean „Django“ Reinhardt, getauft auf den Namen Jean Reinhar(d)t[1] (* 23. Januar 1910[2] in Liberchies, Belgien; † 16. Mai 1953 in Fontainebleau[3]), war ein französischer Gitarrist, Komponist und Bandleader. Er gilt als Begründer und Vorreiter des europäischen Jazz.

Leben

Als Sohn von aus dem Elsass stammenden Manouches[Anm. 1] (französischsprachigen Sinti) wuchs Django Reinhardt, nachdem die Familie von 1914 bis 1918 zunächst in Nizza, Italien, Korsika und Nordafrika gelebt hatte, in einer Wohnwagensiedlung am Stadtrand von Paris (13. Arrondissement) auf.[4]

Django Reinhardt lernte früh Violine, Banjo und schließlich Gitarre zu spielen und begann seine Karriere als professioneller Musiker als Zwölfjähriger mit dem Akkordeonisten Guérino. 1928 begleitete er auf ersten Schallplattenaufnahmen die Akkordeonisten Jean Vaissade, Victor Marceau und Maurice Alexander.[5]

Am 2. November 1928 erlitt Django Reinhardt schwere Verletzungen beim Brand seines Wohnwagens, nachdem die im Wohnwagen befindlichen Zelluloidblumen, die Djangos damalige Frau (Florine „Bella“ Mayer) am folgenden Tag verkaufen wollte, Feuer gefangen hatten. Djangos rechtes Bein war gelähmt und seine linke Hand wurde stark verbrannt; daneben erlitt er am Körper schwere Verbrennungen. Die Ärzte hatten vor, das Bein zu amputieren, doch Reinhardt erholte sich von den Verletzungen. In den folgenden anderthalb Jahren der Rehabilitation entwickelte Django Reinhardt eine neue virtuose Spieltechnik, bei der er für das Spielen der Melodie lediglich Zeige- und Mittelfinger einsetzte. Für Akkorde konnte er in beschränktem Maße den Ringfinger und kleinen Finger zu Hilfe nehmen, deshalb benutzte er ausgiebig den Daumen. Die Behandlungen und Rehabilitationsmaßnahmen waren im Frühjahr 1930 abgeschlossen. Die Beziehung zu seiner Frau scheiterte.[6]

„Honeysuckle Rose“ – Pariser Session 1937 von Django Reinhardt, Stéphane Grappelli, Coleman Hawkins, Alix Combelle und Benny Carter

Anfang der 1930er Jahre spielte Reinhardt im Orchester des Violinisten Michel Warlop und trat in Pariser Cafés auf; er nahm mit diesem, aber auch mit Louis Vola, Jean Sablon, André Ekyan, dem Akkordeonspieler Vetese Guerino und der Sängerin Germaine Sablon auf. 1934 entdeckten ihn Pierre Nourry und Charles Delaunay für den Hot Club de France. Diese hatten die Idee, ein nur von Saiteninstrumentalisten besetztes Ensemble zusammenzustellen, angeblich stellten sie Reinhardt dem Violinisten Stéphane Grappelli vor. Nach Proben im Hotel Claridge wurde das legendäre Quintette du Hot Club de France gegründet, in dem neben Reinhardt und Grappelli die Rhythmusgitarristen Joseph „Nin-Nin“ Reinhardt (Djangos Bruder) und Roger Chaput sowie als Bassist Louis Vola mitwirkten, in dessen Orchester die Musiker bis dahin regulär spielten.[7]

Dieses Quintett wurde ein Sensationserfolg und blieb – bis auf eine Umbesetzung (Roger Chaput wurde durch Pierre „Baro“ Ferret ersetzt)[Anm. 2] – in seiner ursprünglichen Form bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 bestehen, wo die Formation in London gastierte.[8] Während Grappelli bis Kriegsende in London blieb, spielte Django Reinhardt in Paris in den folgenden Jahren mit wechselnden Besetzungen in einem geänderten Quintett-Format: Sologitarre (Reinhardt), eine Rhythmusgitarre, Klarinette anstelle der Geige, Bass und Schlagzeug (sowie teilweise Klavier); Klarinette spielte Hubert Rostaing, gelegentlich auch Alix Combelle, André Lluis und ab 1943 Gérard Lévêque.[9] Im Frühjahr 1942 konnte er in Belgien einige Aufnahmen, u. a. mit den Orchestern Fud Candrix und Stan Brenders für das Label Rhythme einspielen.

1943 versuchte Django Reinhardt in die Schweiz zu gelangen, wurde aber an der Grenze zurückgewiesen. Nach Paris zurückgekehrt, bewahrten ihn seine Berühmtheit und die Beliebtheit seiner Musik bei der französischen Bevölkerung (und auch bei einigen Besatzungsoffizieren, etwa Dietrich Schulz-Köhn) davor, wie viele seiner Verwandten als Zigeuner verfolgt und in einem Konzentrationslager umgebracht zu werden. Bis zur Befreiung blieb er unbehelligt in Paris, hielt sich aber bedeckt und mied die Öffentlichkeit in der Hauptstadt, wie Schulz-Köhn berichtete.[10]

Ins Jahr 1944 fällt die Aufnahme einer von Django Reinhardt komponierten Zigeunermesse, die sein damaliger Klarinettist Gérard Lévêque zu Papier brachte. Die auf einer Kirchenorgel durch Léo Chauliac eingespielte Messe wurde aber erst weit später veröffentlicht. Lévêque notierte auch eine sinfonische Komposition Reinhardts. Laut Charles Delaunay enthielt diese Sinfonie teilweise so gewagte Harmonien, dass sie für den Dirigenten Jo Bouillon Probleme aufwarf. Die Partitur ging verschollen; einige Kompositionen daraus wurden im Jazzkontext verwendet, insbesondere das bekannte Manoir de mes rêves.[11]

Reinhardt und Duke Ellington im November 1946.
Reinhardt mit Musikern des Duke Ellington Orchestra: Al Sears, Shelton Hemphill, Junior Raglin, Reinhardt, Lawrence Brown, Harry Carney, Johnny Hodges im New Yorker Jazzclub Aquarium, ca. November 1946.

Im Januar 1945 war Django Reinhardt mit den Glenn Miller All Stars im Plattenstudio; von Oktober bis Dezember 1945 nahm er mit der amerikanischen Air Transport Command Band unter der Leitung von Sgt. Jack Platt (Arrangements: Lonnie Wilfong) eine Reihe von Stücken auf, darunter Djangology und den Uptown Blues. Bei diesen Aufnahmen handelte es sich um Live-Mitschnitte für den AFN, die später auf Platte veröffentlicht wurden.

1946 trat Django Reinhardt auf einer Tournee[12] in den Vereinigten Staaten mit dem Duke Ellington Orchestra auf.[Anm. 3] Von dem Auftritt am 20. November im Civic Opera House in Chicago sind vier Aufnahmen[13] erhalten, die als The Great Concerts: Duke Ellington: Chicago 1946 auf Doppel-CD veröffentlicht wurden.

Ab 1947 spielte Django Reinhardt hauptsächlich elektrisch verstärkte Gitarre, wobei die Melodielinien z. T. deutlich bop-orientierter wurden. 1947 nahm er – mit akustischer Gitarre – auch wieder mit Stéphane Grappelli eine Reihe von Titeln auf (u. a. How High the Moon). Neben einer Reihe von Sessions mit elektrisch verstärkter Gitarre – u. a. für Eddie Barclays Label Blue Star – wäre die herausragende Aufnahmesitzung von Djangos Big Band Django’s Music vom 16. April 1947 zu nennen. Während der Minor Blues in voller Big-Band-Besetzung aufgenommen wurde, nahm ein aus Mitgliedern der Big Band bestehendes Sextett (Django Reinhardt, Sologitarre; Michel de Villers, Altsaxophon und Klarinette; Eddie Bernard, Klavier; Joseph Reinhardt, Rhythmusgitarre; Willy Lockwood, Bass; Al Craig, Schlagzeug) vier Titel (Peche A La Mouche, Clair De Lune, Lentement, Mademoiselle und Melodie Au Crepuscule) auf, von denen diejenigen mit Klarinette herausragen.

Anfang 1947 begann Reinhardt zusammen mit Duke Ellington eine dreijährige Tournee durch die USA.[14]

Einige der Highlights von Django Reinhardts Aufnahmen mit elektrisch verstärkter Gitarre wurden 1947 in den Pariser RTF-Studios[15] aufgenommen. Erwähnenswert sind die Sessions vom 22. September[16] und 13. November[17] 1947.

Im Dezember 1948 wurde ein Konzert des Quintetts im Théâtre des Galeries in Brüssel mit Hilfe eines von Django Reinhardt gekauften Tonbandgeräts mitgeschnitten. Die Besetzung: Django Reinhardt (Sologitarre), Hubert Rostaing (Klarinette), Henri „Lousson“ Baumgartner, Djangos Sohn aus erster Ehe (Rhythmusgitarre), Louis Vola (Bass) und Arthur Motta (Schlagzeug).

Im Januar/Februar 1949 nahmen Reinhardt und Grappelli in Rom mit einer dreiköpfigen Rhythmusgruppe (Gianni Safred, Klavier; Carlo Pecori, Bass; Aurelio de Carolis, Schlagzeug) insgesamt 67 Titel auf, von denen einige zum Besten gehören, was Django Reinhardt aufgenommen hat (Troublant Boléro, Nagasaki, Vous qui passez sans me voir). Laut Delaunay war Django mit der italienischen Rhythmusgruppe nicht sehr zufrieden, die nicht den Drive des alten Quintetts von 1934 bis 1939 hatte, ihre Aufgabe aber doch effektiv bewältigte.

1950 folgte ein zweiter Rom-Aufenthalt. Diesmal wurde Reinhardt von André Ekyan (Altsaxophon, Klarinette) sowie Ralph Schécroun (Klavier), Alf Masselier (Bass) und Roger Paraboschi (Schlagzeug) begleitet. Die Gruppe nahm insgesamt 30 Titel auf.

Gedenktafel für Django Reinhardt in Samois-sur-Seine

1951 zog Django Reinhardt in das bei Fontainebleau gelegene Samois-sur-Seine. Im Februar desselben Jahres trat er mit einer neuen Band im Pariser Club St. Germain-des-Prés auf, die aus Bebop-beeinflussten jungen Musikern wie den Brüdern Hubert (Altsaxophon) und Raymond Fol (Klavier), Bernard Hullin (Trompete), Pierre Michelot (Bass) und Pierre Lemarchand (Schlagzeug) bestand. Wenn er nicht mit dieser Band spielte, widmete Django Reinhardt sich nun größtenteils der Familie, Freunden, der Malerei, dem Angeln und dem Billardspielen.

1951 war auch das Jahr, in dem er anlässlich einer Übertragung von Radio Luxemburg mit dem l’Orchestre (Symphonique) National unter der Leitung von Wal-Berg (Voldemar Rosenberg) auftrat (das eingespielte Stück war Django Reinhardts eigener Troublant Boléro,[18] das Orchesterarrangement stammte von Wal-Berg). Danach nahm Django Reinhardt nur noch sporadisch auf, die letzte Session datiert vom 8. April 1953.

Am 15. Mai 1953 erlitt er im Café Auberge de l’Ile in Samois einen Schlaganfall. Er wurde umgehend ins Hospital von Fontainebleau gebracht, konnte jedoch nicht mehr gerettet werden. Django Reinhardt wurde in Samois beigesetzt.

Familie

Viele Familienangehörige Reinhardts sind noch musikalisch aktiv. Djangos Sohn aus seiner zweiten Ehe mit Sophie „Naguine“ Ziegler, Babik Reinhardt, entwickelte sich zu einem eigenständigen Jazzgitarristen. Djangos Großneffe, der Geiger und Komponist Schnuckenack Reinhardt, trug viel zur Pflege und Fortentwicklung der vom Quintette du Hot Club de France begründeten musikalischen Errungenschaften bei. Djangos erster Sohn aus seiner Ehe mit Florine „Bella“ Mayer (später verheiratete Baumgartner), Henri „Lousson“ Baumgartner (1929–1992), war ebenfalls Musiker, mit sehr eigenständigem Profil. Auch in der dritten Generation erhält sich diese Tradition: Djangos Enkel David Reinhardt ist ebenfalls Gitarrist. Er ist 2010 beim Umbria Jazz Festival in Perugia aufgetreten – hauptsächlich mit Kompositionen seines Großvaters.[19]

Musik

Musikstil

Das Neue und Besondere an der Musik Reinhardts war die Mischung aus drei verschiedenen Musikstilen. Er schuf aus dem gängigen New-Orleans-Jazz der 1920er Jahre, den französischen Walzern (valses musettes) und der traditionellen Spielweise der Sinti („Zigeunermusik“) einen neuen Musikstil, den Zigeuner- oder Gypsy Swing. Dieser ist neben der jazzgemäßen Rhythmik durch Akkordeffekte und Stimmungen gekennzeichnet, wie sie in der moderneren Klassik etwa für Claude Debussy oder Maurice Ravel typisch sind. Ab 1937, seit der Aufnahme von Chicago, war er ohne Zweifel der beste europäische Jazzmusiker. Sein harmonisches Verständnis, seine bemerkenswerte Technik und sein rhythmischer Sinn machten ihn schon zu Beginn seiner Karriere zu einem ausgezeichneten Begleiter. Er entwickelte sich aber auch zu einem einzigartigen Solisten mit einem besonderen Flair für die variierte Gestaltung eines Konzerts, ohne dessen stilistische Einheit zu gefährden.

Reinhardts Gitarrenspiel hat einen großen Wiedererkennungswert; dies liegt u. a. an einer Reihe von immer wiederkehrenden Spieltechniken, die besonders in seinen Soli deutlich hervortreten. Diese Techniken sind zum Teil durch die Behinderung seiner Greifhand bedingt; hier gelang es Reinhardt also, aus der Not eine Tugend zu machen.

  • Reinhardts Handicap brachte ihn dazu, das Griffbrett eher vertikal als horizontal zu nutzen.[20] Außerdem verwendete er die Technik des Downstroke-Sweepings, bei der Töne auf benachbarten Saiten mit einer einzigen schnellen Bewegung angeschlagen werden.[21] Sweeping ist in der Gitarrenmusik der letzten Jahre gerade wieder sehr modern geworden (im Jazz z. B. bei Frank Gambale).
  • Daneben hat Reinhardt Läufe aus Oktav-Doppelgriffen in den Jazz eingeführt.[20] Dabei werden Tonbewegungen mit der ganzen Hand ausgeführt, hier war Reinhardts Behinderung kein Nachteil. Ein weiterer für Oktavspiel bekannter Jazzmusiker war Wes Montgomery; da dieser aber die Saiten mit dem Daumen anschlug, klingen sie bei ihm sanfter als beim Plektrum-Spieler Reinhardt.
  • Ein weiteres Markenzeichen Reinhardts ist das Tremolo-Picking, das in einer schnellen Auf- und Abwärtsbewegung der Anschlagshand besteht. Reinhardt setzte diese Technik sowohl bei Akkorden als auch bei Single Notes ein.[22] Letzteres realisierte Reinhardt meist als schnellen chromatischen Lauf, indem er synchron zur Bewegung der rechten Hand mit der linken über das Griffbrett rutschte („Tremolo-Glissando“).[20] Auch dies ist wiederum eine Technik, bei der die Verkrüppelung seiner linken Hand keine Behinderung darstellte.

Einen guten Eindruck von Django Reinhardts technischen Fähigkeiten bzw. seiner Virtuosität vermittelt die 1937 aufgenommene Improvisation No. 1,[23] eine Improvisation für Sologitarre.

Obwohl Django selbst keine Noten lesen konnte, komponierte er – teils in Zusammenarbeit mit Grappelli – eine Reihe von Stücken, die zu Jazzstandards wurden: etwa Nuages, Daphné, Manoir de mes rêves oder Minor Swing. Auch heute noch wird seine Musik von zahlreichen Sinti und Nicht-Zigeunern gehört und gespielt. Seine nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstandene verjazzte Fassung der Marseillaise, Echos of France, wurde vom französischen Kultusministerium zensiert und „als Beleidigung der französischen Nation“ für zehn Jahre verboten.[24]

Das von John Lewis komponierte Stück Django des Modern Jazz Quartet, eine Hommage an Django Reinhardt, baut in seinen ersten Takten auf dem Anfang von Django Reinhardts Improvisation No. 5 auf.

Akustische Gitarren

Reinhardt verwendete bis 1947 vorwiegend von dem italienischen Gitarrenbauer Mario Maccaferri konstruierte und in Paris gebaute Akustik-Gitarren der französischen Firma Selmer. Diese Gitarren zeichnen sich auch dank eines zusätzlich eingebauten Resonanzkörpers[25] im Inneren durch eine große Lautstärke aus. Nachdem Maccaferri Selmer 1933 verlassen hatte, wurden die Gitarren in einigen Details verändert: Der zusätzliche Resonanzkörper wurde weggelassen und der Übergang zwischen Korpus und Hals wird von dem 12. auf den 14. Bund verschoben. Außerdem war das – bisher D-förmige («grande bouche») – Schallloch nunmehr oval («petite bouche»). Diese modifizierte Maccaferri-Konstruktion wurde zu Reinhardts Hauptinstrument. Ab 1947 spielte er vorwiegend elektrisch verstärkt, nahm aber verschiedentlich noch mit seiner unverstärkten Selmer auf, so anlässlich einer Session 1947 mit Stéphane Grappelli und – wieder mit Grappelli und einer italienischen Rhythmusgruppe – 1949 in Rom.

Django Reinhardts letzte Selmer-Gitarre – ein Modell von 1940 mit der Seriennummer 503 – befindet sich inzwischen in der Instrumentensammlung der Cité de la musique in Paris.[26]

Die berühmten Fotos von William P. Gottlieb, die Django Reinhardt mit einer Archtop-Gitarre zeigen, entstanden 1946 während der USA-Tournee.[27] Diese Gitarre ist eine unverstärkte schwedische Levin Deluxe. Sie gehörte Fred Guy, dem damaligen Gitarristen des Duke Ellington Orchestra.[28]

Elektrische Gitarren

Nach seiner US-Tournee, auf der er (ob erstmals, ist nicht ganz sicher)[Anm. 4] verschiedene elektrisch verstärkte Archtops benutzt hatte, spielte Django Reinhardt ab 1947 hauptsächlich elektrisch verstärkt. An Gitarren ist hier vor allem seine Epiphone[29] mit der Seriennummer 3442 zu erwähnen, die er aus den USA mit nach Frankreich gebracht hatte (dem amerikanischen Gitarristen Joe Sinacore zufolge[30] hat er sie von Epiphone geschenkt bekommen). Diese Epiphone „Zephyr“ wurde 1967 von Babik Reinhardt, Djangos zweitem Sohn, dem amerikanischen Gitarristen Fred Sharp geschenkt, der sie restaurierte und teilweise umbaute (u. a. Cutaway).[31] Neben der Epiphone ist Django Reinhardt auf Fotos mit folgenden elektrisch verstärkten Archtops zu sehen:

  • Gretsch Synchromatic 400, die dem amerikanischen Gitarristen Artie Narvaez vom Artie Shaw Orchestra gehörte
  • Gibson ES-300
  • einer Archtop der Schweizer Marke „RIO“[32]
  • einer italienischen Mogar mit Pick-up (bei den Sessions in Rom 1950)[33]

Daneben spielte Django Reinhardt seine akustische Selmer Modell 807 teilweise mit einem Stimer-Pick-up.

Als Verstärker benutzte Django Reinhardt (Fotos nach zu schließen):

  • einen Stimer M10-Verstärker
  • einen Electar-Verstärker von Epiphone
  • einen Gibson EH150-Verstärker (Club St. Germain)

Nachleben

Festivals

Nach Reinhardt benanntes Festival in Samois, 30. Jubiläum 2009

In Samois-sur-Seine findet inzwischen alljährlich Ende Juni zu Ehren von Reinhardt ein Festival statt,[34] das weltweit als der Treffpunkt für alle gilt, die sich für seine Musik interessieren. Auch in seiner belgischen Geburtsstadt Liberchies gibt es jährlich im Mai ein Django Reinhardt Jazz Festival. In Nordamerika gibt es an der Westküste der Vereinigten Staaten eine Reihe von jährlichen Django-Festivals.[35]

In Deutschland finden alljährlich im Mai im Parktheater Augsburg-Göggingen das Django Reinhardt Memorial[36] sowie im Juli in Hildesheim das Festival Django Reinhardt statt.[37]

Film

Es gibt einen halbstündigen Dokumentarfilm über Django Reinhardt von Paul Paviot von 1957, in dem auch viele musikalische Weggefährten mitspielen.

Sergio Corbucci hat den Titelhelden seines Italo-Westerns Django nach Reinhardt benannt.[38]

Im Film Swing Kids ist Django Reinhardt eines der großen Vorbilder der Protagonisten. Nach der Verstümmelung seiner Hand durch die Nationalsozialisten bringt sich der Jugendliche Arvid, angespornt durch sein Idol, das dreifingrige Spiel bei.

In dem Film Sweet and Lowdown (1999) von Woody Allen ist Django Reinhardt das Idol der Hauptfigur, des fiktiven Jazzgitarristen Emmett Ray. Reinhardt tritt in dem Film nur kurz in einer Szene auf, verkörpert vom Schauspieler Michael Sprague.

Der Zeichentrickfilm Das große Rennen von Belleville (2003) beginnt mit einer musikalischen Szene mit Bühnenauftritten von Fred Astaire, Josephine Baker und Django Reinhardt (alle drei in gezeichneter Form).

Der 2008 entstandene Dokumentarfilm Djangos Erben[39] von Suzan Şekerci über die Nachfahren Reinhardts wurde 2009 bei den Grimme-Preisen ausgezeichnet. 2017 eröffnete der französische Spielfilm Django – Ein Leben für die Musik von Étienne Comar die 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin, in dem Reda Kateb die Rolle von Django Reinhardt übernahm.

Aufnahme in Ruhmeshallen

Django Reinhardt wurde unter anderem in folgende Ruhmeshallen aufgenommen:

Sonstiges

Am 13. November 2008 wurde der Asteroid (94291) Django nach ihm benannt.

Die aus Seattle stammende Gypsy-Jazz-Band Pearl Django hat sich nach ihm benannt.

Das Python-Webframework Django ist nach ihm benannt.

Im Lageplan der „Les Puces de Paris“ in Saint-Ouen gibt es den Place Django Reinhart an der Kreuzung der Straßen Paul Bert und Jules Valles. Außerdem gibt es den Place Django Reinhardt in der Nähe der Porte de Clignancourt in Paris.

Diskografische Hinweise

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Alben[40]
Swing de Paris
 FR14620.10.2012(5 Wo.)
Singles[40]
HCQ Strut
 FR17603.08.2013(1 Wo.)
Échos de France (La Marseillaise)
 FR10412.10.2013(1 Wo.)
Minor Swing
 FR12107.12.2013(1 Wo.)

Literatur

  • Noël Balen: Django Reinhardt. Le génie vagabond. Éditions du Rocher 2015.
  • Francois Billard: Django Reinhardt. Un géant sur son 'nuage'. Lieu Commun, Paris 1993 (franz.)
  • Charles Delaunay: Django Reinhardt: Souvenirs. Paris 1954. (franz.; auch engl. 1982)
  • Michael Dregni: Django. The Life and Music of a Gypsy Legend. Oxford University Press; Oxford, New York 2004 (engl.).
  • Michael Dregni: Django Reinhardt and the Illustrated History of Gypsy Jazz. Speck Press, Denver 2006 (engl.).
  • Michael Dregni: Gypsy Jazz. In Search of Django Reinhardt and the Soul of Gypsy Swing. Oxford. University Press; Oxford, New York 2008 (engl.).
  • Pierre Fargeton: Boppin' with Django – L'influence du be-bop sur le langage tardif de Django Reinhardt. Editions Delatour, 2021. (franz.)
  • Benjamin Givan: The Music of Django Reinhardt. University of Michigan Press, 2009, ISBN 978-0-472-03408-6.
  • Gérard Régnier: Django Reinhardt - Un musicien tsigane dans l’Europe nazie. L’Harmattan, Paris 2021 (franz.)
  • Roger Spautz: Django Reinhardt. Mythos und Realität. RTL Edition, Luxemburg 1983.
  • Dietrich Schulz-Köhn: Django Reinhardt. Ein Porträt. Pegasus, Jazz-Bücherei, Wetzlar 1960.
  • Dietrich Schulz-Köhn: Django. In: Gitarre & Laute. 5, 1983, Heft 6, S. 439–444.
  • Alexander Schmitz, Peter Maier: Django Reinhardt. Sein Leben Seine Musik Seine Schallplatten. Oreos Verlag (Collection Jazz), Gauting-Buchendorf 1985, ISBN 3-923657-08-0.
  • Paul Vernon: Jean ‘Django’ Reinhardt. A contextual Bio-discography 1910–1953. Ashgate Publ., Hampshire 2003, ISBN 0-7546-0694-5 (Buchzusammenfassung in der Google-Buchsuche).
  • Patrick Williams: Django Reinhardt. Editions Parenthèses, Marseille 1998 (franz.).
  • Patrick Williams: Les quatre vies posthumes de Dj. R.: Trois fictions et une chronique. Parenthèses, Marseille 2010 (franz.).
Commons: Django Reinhardt – Sammlung von Bildern
  • Werke von und über Django Reinhardt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Django Reinhardt bei Discogs
  • Django Reinhardt bei IMDb
  • Django Reinhardt bei MusicBrainz (englisch)
  • Djangopedia (englisch)
  • Joseph Dinkins: Django Reinhardt (1910–1953). Biografie. In: redhotjazz.com. Timeless Records, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Januar 2005; (englisch).

Einzelnachweise

  1. Geburtsurkunde. (JPG) In: think-wize.com. Abgerufen am 18. Dezember 2021.
  2. Noël Balen: Django Reinhardt: Le génie vagabond. Ed. du Rocher, Monaco 2015, ISBN 978-2-268-07759-8.
  3. GAIA 9 : moteur de recherche. S. 34, abgerufen am 16. Mai 2023.
  4. Dietrich Schulz-Köhn: Django. In: Gitarre & Laute. 5, 1983, Heft 6, S. 439–444; hier: S. 441.
  5. Tom Lord: The Jazz Discography (online, 26. Februar 2014).
  6. Dietrich Schulz-Köhn (1983), S. 441.
  7. Erste Aufnahmen erfolgten 1934 mit dem Sänger Bert Marshall im September 1934 noch unter der Bezeichnung Delaunay’s Jazz. Unter eigenem Namen ging das Quintett erstmals im Dezember 1934 ins Studio.
  8. Letzte gemeinsame Aufnahmen entstanden am 25. August 1939 in London.
  9. Am 1. Oktober 1940 entstanden die ersten Aufnahmen des neuen Quintette du Hot Club de France, nachdem Reinhardt bereits im März desselben Jahres mit seiner Bigband Django’s Music im Plattenstudio war.
  10. Dietrich Schulz-Köhn in: Klaus Wolbers (Hrsg.): Thats Jazz. Darmstadt 1988, S. 335 ff. Der Autor hielt auch während des Krieges Kontakt zum mit ihm befreundeten Gründer des Hot Club de France, Charles Delaunay.
  11. Michael Dregni Gypsy Jazz: In Search of Django Reinhardt and the Soul of Gypsy Swing, S. 144 ff.
  12. Django in the USA – Canada (Ontario) 29th Oct – 21st Dec 1946 (Memento vom 8. Oktober 2011 im Internet Archive) bei Paul Vernon Chester.
  13. Red, Ride, Red (Tiger Rag), A Blues Riff, Improvisation No. 2 und Honeysuckle Rose.
  14. Musik aus Onkel Toms Hütte. In: Der Spiegel. 10. Januar 1947, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. Mai 2024]).
  15. Radiodiffusion-Télévision Française in der englischsprachigen Wikipedia; bis 1949 noch RDF.
  16. Louise, Django’s Dream (Rêverie), Swingtime in Springtime u. a.
  17. Dinette, Symphonie, Saint Louis Blues u. a.
  18. Version: Jean Florenzano: Troublant Boléro. Par Django Reinhardt auf YouTube, 24. Januar 2010, abgerufen am 1. Januar 2022 (4:55 min). Django Reinhardt hat mit diesem Orchester noch eine zweite Version des Troublant Boléro eingespielt; diese wurde auf VOGUE 406505 veröffentlicht.
  19. TRIO REINHARDT, MANETTI et ECHE-PUIG. In: umbriajazz.com. Fondazione di Partecipazione Umbria Jazz, 2010, archiviert vom Original am 26. September 2010; abgerufen am 1. Januar 2022 (italienisch).
  20. a b c David McCarty: Gypsy Jazz. Django Reinhardt: His Enduring Legacy. In: Flatpicking Guitar Magazine (englisch), siehe Abschnitt Django’s Playing.
  21. Klangbeispiel aus „Swing for Ninine“. (MP3; 14 kB) In: about-django.com. Archiviert vom Original am 5. Januar 2006; abgerufen am 1. Januar 2022 (3 sec).
  22. Klangbeispiel „Mystery Pacific“. (MP3; 27 kB) In: about-django.com. Archiviert vom Original am 6. Dezember 2008; abgerufen am 1. Januar 2022 (3 sec).
  23. Siehe das entsprechende Video: Morahman7vnNo2: Django Reinhardt Improvisation #1 auf YouTube, 22. Februar 2009, abgerufen am 1. Januar 2022 (2:54 min).
  24. Ekkehard Jost Jazzgeschichten aus Europa. Wolke, Hofheim am Taunus 2012.
  25. Paul Hostetter: The Maccaferri Internal Resonator. In: lutherie.net. Paul Hostetter, abgerufen am 18. Dezember 2021.
  26. Guitare „Django Reinhardt“ – Henri Selmer. In: philharmoniedeparis.fr, abgerufen am 1. Januar 2022 (französisch; Reinhardts letzte Selmer-Gitarre in der Cité de la musique).
  27. Siehe [Portrait of Django Reinhardt, Aquarium, New York, N.Y., ca. Nov. 1946] negative, [Portrait of Django Reinhardt, Aquarium, New York, N.Y., ca. Nov. 1946] und [Portrait of Django Reinhardt and David Rose, Aquarium, New York, N.Y., ca. Nov. 1946]. In: William P. Gottlieb Collection in der Library of Congress, abgerufen am 1. Januar 2022.
  28. Foto von Fred Guy mit seiner Gitarre: [Portrait of Fred Guy, Aquarium, New York, N.Y., ca. Nov. 1946]. In: William P. Gottlieb Collection in der Library of Congress, abgerufen am 1. Januar 2022.
  29. William Markham: Epiphone #3442. In: hotclub.co.uk. 3. März 1998, abgerufen am 18. Dezember 2021.
  30. Paul Vernon Chester: Django’s Epiphone – The William Markham Version. In: paulvernonchester.com. Paul Vernon Chester. Manouche Maestro, archiviert vom Original am 5. September 2012; abgerufen am 1. Januar 2022 (englisch).
  31. Fred Sharp: DJANGO's EPIPHONE GUITAR. In: gypsyjazz.net. Archiviert vom Original am 7. Juli 2007; abgerufen am 18. Dezember 2021.
  32. Die virtuelle Ausstellung (e-expo). Karl Schneider (1905–1998). RIO-Gitarren (1945–1982). In: RIO-Gitarren: Geschichte des Musikinstrumentenbauers, seiner Firma und seiner Gitarren. Dieter Schneider-Wenk, Elsbeth Vocat-Schneider, abgerufen am 1. Januar 2022.
  33. Paul Vernon Chester: Django in Rome. 1950 Sessions. In: paulvernonchester.com. Paul Vernon Chester. Manouche Maestro, archiviert vom Original am 26. Mai 2012; abgerufen am 1. Januar 2022 (englisch).
  34. Festival Django Reinhardt (Memento vom 25. Juli 2011 im Internet Archive). django.samois.free.fr.
  35. DjangoFest NW. In: djangofest.com, abgerufen am 1. Januar 2022.
  36. HotClubNews – Willkommen bei Hotclubnews. In: djangomemorial-augsburg.de. 7. Oktober 2006, archiviert vom Original am 7. Oktober 2006; abgerufen am 18. Dezember 2021.
  37. Hildesheimer Django Reinhardt Guitar Festival. In: festival-django-reinhardt.d, abgerufen am 1. Januar 2022.
  38. Django. Ein Spielfilm von Sergio Corbucci. Themenabend. 23. April 2006 (Memento vom 16. Mai 2009 im Internet Archive) In: arte.tv, 21. April 2006.
  39. @1@2Vorlage:Toter Link/www.swr.deDokumentarfilm am Montag: Djangos Erben. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2022. Suche in Webarchiven) In: swr.de (keine Mementos). –
    Archiv: Der Dokumentarfilm: Djangos Erben (SWR). Film von Suzan Sekerci, Dramaturgische Beratung: Fatih Akin. In: Das Erste. 29. Juli 2008, archiviert vom Original am 30. April 2009; abgerufen am 1. Januar 2022.
  40. a b Chartquellen: FR. In: lescharts.com, abgerufen am 1. Januar 2022.
  41. Django Reinhardt. Experts insights of artist & recordings. In: Mosaic Records. Abgerufen am 16. August 2021.

Anmerkungen

  1. Michael Dregni gibt als Djangos Vater einen gewissen Jean-Eugène Weiss (laut Schulz-Köhn Jean Vees, mit dem Djangos Mutter zum Zeitpunkt seiner Geburt zusammenlebte) an, der in Djangos Geburtsurkunde jedoch mit „J B Reinhard“ unterschrieb. Dregni erklärt das damit, dass Djangos Vater von französischen Gendarmen gesucht wurde und seine wahre Identität verschleiern wollte. Djangos Mutter war die unverheiratete Laurence „Négros“ Reinhardt.
  2. Als Rhythmusgitarristen spielten zumindest bei Plattenaufnahmen anstelle von Joseph Reinhardt bzw. Pierre „Baro“ Ferret zeitweise auch Eugène Vées bzw. Marcel Bianchi mit.
  3. Obwohl oft zu lesen ist, dass diese Tournee ein Misserfolg war, weist Michael Dregni überzeugend nach, dass die Tournee sowohl beim Publikum als auch bei der Presse ein Erfolg war.
  4. Michael Dregni zufolge benutzte Joseph Reinhardt bereits 1946 einen Stimer-Pick-up.