Deutschhorst

Deutschhorst
Gemeinde Wallstawe
Koordinaten: 52° 49′ N, 10° 56′ OKoordinaten: 52° 48′ 44″ N, 10° 56′ 19″ O
Höhe: 40 m
Fläche: 3,85 km²[1]
Einwohner: 26 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 7 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1935
Eingemeindet nach: Wiershorst
Postleitzahl: 29413
Vorwahl: 039031
Deutschhorst (Sachsen-Anhalt)
Deutschhorst (Sachsen-Anhalt)
Lage von Deutschhorst in Sachsen-Anhalt
Die Kapelle hatte einst eine Uhr.
Die Kapelle hatte einst eine Uhr.

Deutschhorst (auch vormals häufig Deutsch-Horst genannt) ist ein Ortsteil der Gemeinde Wallstawe der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie

Karte
Deutschhorst

Das Dorf Deutschhorst liegt etwa 15 Kilometer südwestlich der Kreisstadt Salzwedel in der Altmark. Nördlich des Dorfes fließt die Salzwedeler Dumme.[3] Deutschhorst ist als Rundplatzdorf mit Kirche entstanden und hat im nordöstlichen Teil den Charakter eines Rundlings, nach Südwesten schließt sich eine Gehöftzeile an.[1]

Nachbarorte sind Siedendolsleben im Nordosten, Langenapel im Nordosten, Wiersdorf im Südosten und Dähre im Südwesten.[3]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Die erste urkundliche Erwähnung von Deutschhorst als düdeschen horst stammt aus dem Jahre 1443.[4] Weitere Nennungen sind 1443 Düdschen Horst, 1458 dudischen horst, 1687 Teutschenhorst[1] und 1804 Deutsch-Horst, Dorf und Gut mit 12 Feuerstellen.[5] Im Jahr 1693 wird das Dorf als Rittersitz bezeichnet. Später wird Deutschhorst als Dorf und landtagsfähiges Rittergut bezeichnet. Dieser Besitz wurde größtenteils als Nebengut der Familie von dem Knesebeck auf Herrenhaus Langenapel genutzt. Das Adelsgeschlecht bildete bald eine eigene genealogische Familienlinie Langenapel-Deutsch-Horst heraus. Dort prägte sich auch die getrennte Schreibweise Deutsch-Horst heraus. Nachmals war Gut Deutsch-Horst eigenständig. Namhaftester Eigentümer war der kgl. preuß. Oberstleutnant Werner von dem Knesebeck (1855–1916). Sein erster Sohn Jürgen vom dem Knesebeck wurde Politiker. Letzter Eigentümer vor dem Verkauf war der zweite Sohn des Oberstleutnants, Paridam von dem Knesebeck (1890–1964), der dann mit Dullerhof in Kärnten in Österreich einen neuen Besitz erwarb.[6] Rittergut Deutsch-Horst mit Vorwerk Nipkendey betrug in der Gesamtgröße 295 ha.[7]

Nach der Familie von dem Knesebeck wurde neuer Gutsherr, vor 1934 schon,[8][9] der Landwirt Wilhem Gagelmann. Er war ebenso Kreisbauernführer Salzwedel und Vorstandsmitglied der Zuckerfabrik Salzwedel AG.[10][11] Bei der Bodenreform wurde die Besitzung Gagelmann in Deutschhorst enteignet und die 305 Hektar auf 37 Siedler aufgeteilt.[12]

Der einstige Haltepunkt Deutschhorst lag südwestlich des Dorfes an der Bahnstrecke Salzwedel–Diesdorf.

Herkunft des Ortsnamens

Heinrich Sültmann übersetzt die Silbe Horst mit Flusstalsandbank oder Insel.[13]

Eingemeindungen

Deutschhorst gehörte ursprünglich zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Diesdorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam es 1816 in den Kreis Salzwedel, den späteren Landkreis Salzwedel im Regierungsbezirk Magdeburg in der Provinz Sachsen in Preußen.[1]

Am 17. Oktober 1928 wurde der Gutsbezirk Deutschhorst mit der Landgemeinde Deutschhorst vereinigt.[14] An den fiskalischen, kirchlichen und privat-rechtlichen Besitz änderte sich dadurch nichts, lediglich war der Gutsbezirk juristisch kein eigenständiger Ort mehr. Zudem war schon zuvor die Gerichtsbarkeit der Gutsbesitzer auf die überregionale Justiz- und Kommunalverwaltung übergegangen. So kam das Vorwerk Nipkendey vom Gutsbezirk Deutschhorst als Ortsteil zur Landgemeinde Deutschhorst. Am 1. April 1935 wurden die Gemeinden Deutschhorst (mit Ortsteil Nipkendey) und Wiersdorf im Landkreis Salzwedel zu einer Gemeinde mit dem Namen Wiershorst zusammengeschlossen.[15]

Am 1. Juni 1973 wurde die Gemeinde Wiershorst aus dem Kreis Salzwedel in die Gemeinde Ellenberg eingemeindet.[16] So kamen die Ortsteile Deutschhorst und Nipkendey zu Ellenberg.

Durch den Zusammenschluss von Ellenberg mit anderen Gemeinden zur neuen Gemeinde Wallstawe am 1. Juli 2009 kamen Deutschhorst und Nipkendey schließlich zu Wallstawe.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734 21
1774 34
1789 47
1798 42
1801 63
1818 69
1840 84
Jahr Landgemeinde Gutsbezirk
1864 31 71
1871 33 50
1885 31 58
1895 31 69
1900 [00]95[17] -
1905 28 45
Jahr Einwohner
1910 [00]071[17]
1925 127
2015 [00]029[18]
2018 [00]026[18]
2020 [00]026[19]
2021 [00]023[19]
Jahr Einwohner
2022 [00]29[20]
2023 [0]26[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1925:[1]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Deutschhorst, die früher zur Pfarrei Dähre gehörte,[21] wird heute betreut vom Pfarrbereich Osterwohle-Dähre im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[22]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Deutschhorst ist ein kleiner rechteckiger Feldsteinbau (Kapelle Deutschhorst) aus dem 15. Jahrhundert.[23]
  • Der Friedhof liegt südwestlich des Dorfes.

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark. Band 1. A–K. In: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII, Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 68; Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt/Reihe A/Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts, Band 23; Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 994–997, (Weitere Auflage: E-Book).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 1. Auflage, Schindler`s Buchhandlung (E. Schulze), Stendal 1892, S. 31, S. 103., S. 169, S. 171., f. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, S. 135. (Reprint: Selbstverlag Eugen & Constanze Gliege, Semlin/Rathenow 2018).
  • Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Zweiter, oder topographischer Teil. Hrsg. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, S. 330. Deutschhorst; OCLC Worldcat

Einzelnachweise

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 994–997, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 246 (Digitalisat).
  5. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 377 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D399~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler, Johann Georg von Rappard. Et al.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel). 1988. Band XX, Band 93 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1988, S. 138 f.
  7. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch der Provinz Sachsen. (1922). Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S. In: Niekammer`s Güter-Adressbücher. Band V, 3. Auflage, Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 74–75. Digitalisat
  8. DOK. 138. 16. Oktober 1934. In: Wolf Gruner: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. R. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58480-6, S. 377. Fußnote 9.
  9. Vgl. Uwe Czubatynski: Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark. Biographische Daten und Quellennachweise als Hilfsmittel zur kirchlichen Ortsgeschichte der Mark Brandenburg und der Provinz Sachsen. In: Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, H. 18; Hrsg. Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V. Selbstverlag, Halle/Saale 2000, ISBN 3-928466-31-3, S. 348.
  10. Adreßbuch der Direktoren und Aufsichtsräte 1939. Finanz-Verlag, Berlin 1939, S. 462.
  11. Vgl. Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 1943. Verlag Hoppenstedt, Berlin 1943, S. 2689.
  12. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2445, Wiershorst, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  13. Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Salzwedel (= Wochenblatt-Schriften. Folge IX.). 1931, DNB 362852693, S. 16.
  14. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 232.
  15. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1939, ZDB-ID 3766-7, S. 7.
  16. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 357, 363 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  17. a b Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 135 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  18. a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  19. a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  20. Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 97 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Pfarrbereich Osterwohle-Dähre. In: Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. Abgerufen am 6. Dezember 2024.
  23. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 104.