Der Ort liegt im Chianatal (ital. Val di Chiana), der namensgebende Kanal durchfließt das Gemeindegebiet auf einer Länge von 10 km. Weitere wichtige Gewässer sind die TorrentiMucchia (18 von 24 km im Gemeindegebiet) und Esse (alle 17 km im Gemeindegebiet), die dem Flusssystem des Arno angehören, sowie der Minimella (alle 7 km im Gemeindegebiet) und Seano (7 von 8 km im Gemeindegebiet), die dem Flusssystem des Tiber angehören.[3]
Zu den Ortsteilen zählen Camucia-Monsigliolo (273 m, ca. 5500 Einwohner), Chianacce (285 m, ca. 115 Einwohner), Cignano (336 m, ca. 50 Einwohner), Col di Morro (680 m, ca. 30 Einwohner), Creti (273 m, ca. 70 Einwohner), Fratta-Santa Caterina (265 m, ca. 470 Einwohner), Fratticciola (278 m, ca. 100 Einwohner), Mercatale (309 m, ca. 415 Einwohner), Mezzavia, Montalla, Montecchio (283 m, ca. 400 Einwohner), Ossaia (292 m, ca. 230 Einwohner), Pierle (468 m, ca. 30 Einwohner), Pietraia, Poggioni, Riccio, Ronzano, Sant’Andrea di Sorbello, Sodo, Terontola (270 m, ca. 1600 Einwohner), Terontola Alta (314 m, ca. 200 Einwohner), Tornia und Torreone.[4]
Die Stadt wurde der Legende nach von den Pelasgern, in Wirklichkeit aber wohl von den Etruskern gegründet und war eine ihrer ältesten und bedeutendsten Städte. Ihr etruskischer Name war Curtun. Mit Rom war die Stadt im 4. Jahrhundert v. Chr. alliiert.[5] Die Römer eroberten sie 310 v. Chr.
Die Goten eroberten Cortona im 5. Jahrhundert nach Christus und die Aretiner besetzten die Stadt von 1258 bis 1260. Die Stadt ist seit 1325 Bischofssitz. Gleichzeitig übernahm die Familie der Casali die Signoria im Ort und hielt diesen rund achtzig Jahre als freie Kommune unabhängig. Danach geriet der Ort in den Interessenkonflikt zwischen Arezzo, Florenz und Siena, bis 1409 Ladislaus von Neapel die Herrschaft im Ort übernahm und zwei Jahre später an Florenz abgab.[5]
Die fast 300 Jahre alte Accademia Etrusca bestimmte über Jahrhunderte das gesellschaftliche und geistige Leben der Stadt. Die Accademia betreibt die Biblioteca del Comune e dell’Accademia Etrusca und das Museo dell’Accademia Etrusca. 1992 wurde in der Località Le Piagge die Tabula Cortonensis entdeckt.
Sehenswürdigkeiten
Kathedrale
Der Dom von Cortona Mariä Himmelfahrt (Concattedrale di Santa Maria Assunta) steht auf den Resten eines antiken Tempels und ist erstmals im 11. Jahrhundert als Pfarrkirche erwähnt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde er nach Plänen von Giuliano da Sangallo im Renaissancestil umgebaut. 1507 wurde er Kathedrale des 1325 gegründeten Bistums Cortona (vorher San Vincenzo am Rand der Stadt), 1986 Konkathedrale des Bistums Arezzo-Cortona-Sansepolcro. Die im Kern romanische Kirche ist äußerlich eher unscheinbar, wurde im Inneren jedoch ab Mitte des 15. Jahrhunderts in eleganten Renaissanceformen umgestaltet, später teilweise barockisiert.
Santa Maria Nuova
Es gibt in Cortona zwei typische Renaissance-Kirchen, die zwei verschiedene Bauprinzipien veranschaulichen. Santa Maria Nuova von 1554 ist eine Kirche auf quadratischem Grundriss, die im Norden außerhalb der Stadtmauern liegt. Die Renaissance hatte im Kirchenbau das Ideal des Zentralbaus wieder aufgegriffen. Diese Kirche bietet eine einfache Version eines Zentralbaus.
Madonna del Calcinaio
Südlich der Stadtmauer liegt die Madonna del Calcinaio, das bedeutendste Kunstwerk Cortonas. Sie wurde von 1484 bis 1515 von Francesco di Giorgio Martini (1439–1502) wegen eines angeblich wundertätig gewordenen Marienbildes gebaut.[6] Dieses Bild befand sich ursprünglich an den Wänden einer Kalkgrube, eines calcinaio, daher der Name; heute ist es über dem Hochaltar in den Tabernakel eingefügt. In Fällen wie hier, wo es in der Renaissance trotz des Zentralbau-Ideals zu einem Langhaus gekommen ist, wurde meistens der Ostteil des Baues zu einem solchen Zentralbau gemacht, der dann mit einer mächtigen Kuppel bekrönt wurde – ähnlich dem Florentiner Dom.
Von außen sieht die Kirche unscheinbar aus, innen ist sie aufwändig restauriert worden. Die Kirche hat ungewöhnlich hohe Gewölbe. Auch hier sind die entscheidenden Merkmale der Renaissance-Architektur zu erkennen: klare, geometrische Formen, Kombination von Rechteckformen mit Rundbögen und Kreisen, antikisierende Giebelfenster, Betonung der flachen Wände, die ganz in Weiß gehalten sind.
Basilica di Santa Margherita
Die Basilika ist der Margareta von Cortona geweiht und wurde 1856 von Enrico Presenti begonnen. 1876 übernahm Mariano Falcini die Bauleitung. Fertiggestellt wurde sie 1897 von Giuseppe Castellucci. Die Basilika wurde über einem älteren Kirchengebäude aus dem 13./14. Jahrhundert erstellt, wobei das zentrale Gebäude erhalten blieb. Dieses wiederum entstand aus einem Oratorium, das aus der Zelle der Heiligen Margareta entstand. In dieser starb sie 1297. Der Campanile stammt aus dem Jahr 1650. Im Inneren befindet sich das Werk Immacolata concezione von Francesco Vanni.[5]
Chiesa di Sant’Agostino, Kirche aus dem 13. Jahrhundert.[5]
Chiesa di San Benedetto, Kirche aus dem 17. Jahrhundert.[7]
Chiesa di San Cristoforo, Kirche aus dem späten 12. Jahrhundert. Wurde 1575 aufgrund eines Brandes restauriert.[7]
Chiesa di San Domenico, an den Stadtmauern anliegende Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Enthält das Werk Madonna con Bambino tra due Santi domenicani von Fra Angelico.[5]
Chiesa di San Niccolò, Kirche im Ortskern aus dem 15. Jahrhundert, die Fassade wurde 1930 restauriert.[5]
Chiesa di Santa Chiara, Kirche und Konvent aus dem 16. Jahrhundert, das von Giorgio Vasari geplant wurde.[7]
Palazzo comunale (Rathaus), wurde erstmals im 12. Jahrhundert schriftlich erwähnt.[7]
Palazzo Casali (in Florentiner Zeit auch Palazzo Pretorio genannt), Palast der gleichnamigen Familie, der im frühen 15. Jahrhundert entstand. Die Fassade stammt aus dem Jahr 1608 und wurde von Filippo Berrettini erschaffen. Luca Signorelli hatte hier 1502 seine Werkstatt. Heute Sitz der Accademia Etrusca und Museum der Sammlungen.[7]
Palazzo Passerini, Gebäude an der Piazza della Repubblica. Beherbergte 1515 Papst Leo X.[7]
Fortezza del Girifalco
Die Festung, auch Fortezza Medicea, di Cortona oder Rocca genannt, liegt am höchsten Punkt von Cortona. Sie wurde erstmals 1258 schriftlich erwähnt, als Arezzo die Herrschaft im Ort übernahm. Weitere Ausbauten fanden unter der Signoria dei Casali und durch Siena statt, bis 1411 Florenz und die Medici die Oberhand über die Stadt gewannen. Unter Cosimo de’ Medici wurde die Festung abermals verstärkt.[8] Architekten waren Gabrio Serbelloni und Francesco Laparelli[9]. Die Befestigungsanlage besteht aus den vier BastionenBastione Sant’Egidio, Bastione San Giusto, Bastione Santa Maria Nuova, Bastione Santa Margherita und dem Maschio (Mastio; Hauptturm).[10]
Rocca di Pierle
Die auch Castello di Pierle genannte Burg liegt auf der Umbrien zugewandten Seite nahe der Ortsgrenze zu Lisciano Niccone. Sie ist eine Burgruine am Monte Maestrino, die seit dem 11. Jahrhundert den Grafen Del Monte gehörte. Die Burg wurde im 14. Jahrhundert von Bernabò Visconti den Oddi aus Perugia als Lehnswesen überlassen und dann von den Casali erworben. Francesco Casali erneuerte die Burg 1371, die allerdings 1587[11] auf Weisung von Ferdinando I. de’ Medici zerstört wurde. Sie ist heute als guterhaltene Ruine noch sichtbar und wird derzeit renoviert. Der Eingang zur Burg erfolgte früher über eine Zugbrücke. Die Burg hatte früher zwei Türme, von welchen nur der Nordturm erhalten ist. Der Palast der Burg war 28 Meter hoch und hatte sieben Geschosse, wobei das erste, dritte und fünfte mit Gewölben errichtet wurden und die anderen vier Geschosse mit Holzdecken. Heute sind neben dem Nordturm, dem Palast, das Pförtnerhaus, die Nuten der Zugbrücke und zwei Türme und Wehrmauern mit Schießscharten noch sichtbar.[12]
Rocca di Pierle, auch Castello genannt
Innenansicht des Palastes mit seinen zerstörten Decken
Stadttor Porta Colonia
Porta Ghibellina auch Porta Bifora genannt
Porta Guelfa oder Porta Sant’Agostino
Porta Montanina
Porta Santa Maria
Stadtmauer mit den Resten der Porta Santa Margherita
Stadtmauer und Stadttore
Die Stadtmauer der Etrusker aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. hatte eine Länge von 2 km,[5] wovon manche Teilstücke von der mittelalterlichen Stadtmauer genutzt werden. Sie hat eine Länge von ca. 3 km und folgende sieben Stadttore:[7]
Porta Berarda, nach Südosten gelegenes Stadttor
Porta Colonia, Stadttor im Norden, das zu Santa Maria Nuova führt. War wahrscheinlich das nördliche Tor des Cardo
Porta Ghibellina, auch Porta Bacarelli oder Porta Bifora genannt, westliches Stadttor
Porta Guelfa, auch Porta Sant’Agostino genannt, südlichstes Stadttor und Haupttor am Cardo maximus
Porta Montanina, nach Norden gehendes Stadttor
Porta Santa Maria, westliches Stadttor an der Via Roma
Porta Santa Margherita, nördliches Stadttor mit fehlendem Rundbogen, führt zur Basilica di Santa Margherita
Veranstaltungen
Giostra dell’Archidado, mittelalterliches Fest aus dem Jahre 1397, als Francesco Casali und Antonia Salimbeni heirateten. Das Fest findet seit 1994 wieder jährlich am zweiten Sonntag im Juni statt und wird auf der Piazza Signorelli ausgetragen. Hier treten die fünf Stadtviertel Santa Maria (Rot-Blaue Farben), San Vincenzo (Gelb-Blau), Peccioverardi (Weiß-Gelb), Sant’Andrea (Grün-Gelb) und Poggio-San Marco (Rot-Grün) im Armbrustschießen gegeneinander an.[13]
An das Eisenbahnsystem ist der Ort mit den Haltestellen Terontola-Cortona und Camucia-Cortona angeschlossen. Beide Haltestellen liegen an der Bahnstrecke Florenz-Perugia.
Emanuele Repetti: CORTONA nella Val di Chiana (Cortona un dì Croton e Corytum). In: Dizionario Geografico Fisico Storico della Toscana (1833–1846), Onlineausgabe der Universität Siena (PDF, ital.)