Das Gebäude befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen römischen Siedlung. Teile der Thermenanlage dieser Siedlung können noch besichtigt werden. Entworfen wurde das neugotische Gebäude 1889 von Johannes Richter[4], fertiggestellt wurde es unter Gerhard Franz Langenberg 1892; in den 1980er Jahren wurde es renoviert. Im selben Gebäude war auch das Albertus-Magnus-Institut, das die Schriften Alberts des Großen herausgibt, beherbergt.
Im Collegium Albertinum wohnten im Sommersemester 2018 21 Priesteramtskandidaten. Während der ersten beiden Ausbildungsjahre absolvierten sie neben dem fachtheoretischen Grundstudium an der Universität auch eine geistliche und pastorale Ausbildung. Sie wurden zu den Grundlagen des geistlichen Lebens hingeführt und sollen die nötige menschliche Reife für den pastoralen Dienst erwerben. Gesangsschulung, Stimmbildung und Einführung in die Gesprächsführung gehörten ebenfalls zum Ausbildungsprogramm. Daneben war ein sechswöchiges Praktikum in einer sozialen Einrichtung zu absolvieren.
Im dritten Ausbildungsjahr absolvierten die Priesteramtskandidaten ihr Freisemester. Sie studierten während dieser Zeit an einer anderen Hochschule und wohnen privat, nicht in einem Seminar. Sie sollten die im Albertinum eingeübte geistliche Lebensform selbständig fortführen und einen „angemessenen und einfachen“ Lebensstil pflegen lernen. Daneben absolvierten sie ein sechswöchiges Gemeindepraktikum und erhielten eine erste Hinführung zur Seelsorge bei Kranken. Das vierte und fünfte Ausbildungsjahr wohnten die Diözesantheologen dann wieder im Albertinum und setzen ihr Studium an der Universität Bonn fort. In dieser Zeit sollte der tägliche Vollzug des Stundengebets und der tägliche Besuch der Heiligen Messe sowie der regelmäßige Empfang des Bußsakraments zum wesentlichen Lebensbestandteil werden und die persönliche Entscheidung zur Christusnachfolge gefestigt werden. Das fachtheoretische Studium endete nach dem zehnten Semester mit dem Magister theologiae.
Danach verbrachten die Studenten als Priesteramtskandidaten eine dreijährige Ausbildungszeit im erzbischöflichen Priesterseminar in Köln und empfangen die Diakonen- und die Priesterweihe.
Das Collegium Albertinum verfügte über eine etwa 20.000 Bände umfassende Studienbibliothek mit den Schwerpunkten Theologie und Philosophie, die auch externen Nutzern zur Verfügung stand; als Präsenzbibliothek war eine Ausleihe nicht möglich.[5]
Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 42–44. [noch nicht für diesen Artikel ausgewertet]
Wilfried Evertz (Hrsg.): Im Spannungsfeld zwischen Staat und Kirche: 100 Jahre Priesterausbildung im Collegium Albertinum. Siegburg: Schmitt, 1992 (Studien zur Kölner Kirchengeschichte; Bd. 26), ISBN 3-87710-155-0.
↑Moritz Wild: Der Baumeister Johannes Richter und die neugotische Pfarrkirche St. Nikolaus in Bonn-Kessenich. In: Landschaftsverband Rheinland, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland: Denkmalpflege im Rheinland, ISSN0177-2619, 30. Jahrgang, Nr. 3, 3. Vierteljahr 2013, Klartext Verlag, Essen 2013, S. 116–125 (hier: S. 118).