Chris Dagley (genannt Daggers, * 23. Juni1971 in Solihull; † 28. Juli2010 in London) war ein britischer Jazz-Schlagzeuger. Bekannt wurde er besonders als gefragter Begleitmusiker vieler Jazz- und Mainstream-Musiker.[1] Außerdem war er ein Wegbereiter der Internet-Session-Musikszene, wo bestellte, im Tonstudio eingespielte Samples direkt übers Web verschickt werden.[2]
Dagley wuchs in der kleinen Ortschaft Dorridge nahe Solihull in den West Midlands auf. Sein Vater David war selbst ein semi-professioneller Jazzpianist. Beide Eltern förderten seine musikalische Begabung. Nach jahrelangem Üben der Buddy-Rich-Techniken in der elterlichen Garage konnte der 13-jährige Jugendliche die Schlagzeuger-Stelle im „Midlands Youth Jazz Orchestra“ selbständig ausfüllen.[3] Schon bald wurde er auch in Bill Ashtons National Youth Jazz Orchestra (NYJO) aufgenommen. Auch eine professionelle Footballspieler-Laufbahn wäre ihm offengestanden, aber er richtete sich auf die Musik aus. Bereits mit 18 Jahren gab er Studenten Schlagzeug-Unterricht.
Als junger Erwachsener zog er in eine Musiker-Wohngemeinschaft nach Bushey im Hertfordshire. Bis zum Verlassen des NYJO brachte er sich alle Fertigkeiten eines Drummer-Profis bei wie Zeichensprache (sightreading), Arrangements, zeitgenössische Grooves. Bob Armstrong, der Hauptschlagzeuger und Aufnahmeleiter bei Andrew Lloyd Webber, war zeitweilig sein Mentor.[3]
Als 2006 der bekannte Ronnie Scott’s Jazz Club in London wiedereröffnete, erhielt Dagley zusammen mit dem Pianisten James Pearson und dem Bassisten Sam Burgess eine Festanstellung in der neuen Hausband.[5]
Dagley starb am 28. Juli bei einem Motorrad-Unfall auf der Autobahn A40 nahe White City, als er nach einem Konzert nach Ruislip in Middlesex nach Hause fuhr.[4] Der 39-Jährige hinterließ eine Ehefrau und drei Kinder, einen Sohn und zwei Töchter.[3]
Stil
Dagley fühlte sich zunächst besonders angezogen von Funk-Drumstilen wie jenen der US-Amerikaner Steve Gadd, Dave Weckl und Vinnie Colaiuta.[3] Als gefragter Studio- und Session-Musiker überließ er bereitwillig anderen das Rampenlicht, zeigte aber viel eigene, kreative „Handschrift“ als Drummer.
Der für seine unermüdliche Energie gelobte Musiker hatte ein hoch trainiertes, beinahe absolutes Gehör.[3] Ein Arrangement, das er einmal kurz hörte, konnte er meist direkt reproduzieren. Er war auch dafür bekannt, jedes Musikstück sofort vom Blatt lesen zu können.[6] Als Hausband-Profi wandelte er seinen harten Funkstil in einen geschmeidigeren Jazzstil. Er hatte sich dabei zur ständigen Gewohnheit gemacht, jeden seiner Auftritte mit einem DAT-Rekorder aufzunehmen, um sie später akkurat auf Verbesserungspotenzial hin zu analysieren.[3]