Charles KestnerGeorges Marie Joseph Charles Kestner auch Karl Kestner (* 30. Juni 1803 in Thann oder Straßburg im Elsass; † 12. August 1870 ebenda) war ein französischer Politiker und Fabrikant. LebenFamilieCharles Kestner war der Sohn des Chemiefabrikanten Philipp Karl Kestner (* 23. Oktober 1776 in Hannover; † 4. Juni 1846)[1] und dessen Ehefrau Marie Salomé Françoise (geb. Vaultrin de St-Urbain) (* 1784 in Straßburg; † 10. Dezember 1804 ebenda). Er hatte zwei Geschwister: Seine jüngere Schwester Aimée verstarb ein Jahr nach der Geburt. Seine ältere Schwester Françoise Aimée Caroline Kestner (* 30. Juni 1802 in Straßburg; † 20. August 1872 in Basel) war mit dem Bankier Johann Jakob Bischoff (* 1797 in Basel; † 1865)[2], ihre Tochter Margaretha Klara Bischoff (1828–1902) mit dem Theologen Albert Schaffter verheiratet[3]. Er unterhielt eine enge Verbindung zu seinem Schwager, der in Basel im Stadtpalais Zum Kirschgarten residierte. Sein Großvater war der Jurist und Archivar Johann Christian Kestner, seine Großmutter Charlotte Buff, in die Johann Wolfgang von Goethe sich damals verliebt hatte und die das Vorbild der Lotte in seinem Werk Die Leiden des jungen Werthers war. Zu den Brüdern seines Vaters gehörten der Archivrat Georg Kestner, der Jurist und Kunstsammler August Kestner sowie der Mediziner Theodor Kestner. Seine Nichte Mathilde Eugénie Risler (1850–1920) war mit dem französischen Ministerpräsidenten Jules Ferry verheiratet. Kestner heiratete am 3. Juli 1827 in Thann Margarethe Antoinette Eugénie (* 21. März 1806 in Thann; † 14. Januar 1890 in Paris), Tochter des französischen Generals Baron Antoine Rigau (1758–1820)[4][5]; gemeinsam hatten sie fünf Töchter[6]:
WerdegangCharles Kestner immatrikulierte sich im Frühjahr 1818 bis zum Frühjahr 1821 zu einem Chemiestudium an der Universität Frankfurt am Main und wohnte in dieser Zeit bei seinem Onkel, dem Mediziner Theodor Kestner. Er studierte darauf bis 1822 Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen. Sein Vater hatte 1808 die Chemiefabrik in Thann von Jérémie Risler gekauft, der als Erster in Cernay die Wollspinnerei eingeführt hatte. Nach dem Studium wurde Charles Kestner zunehmend in die Leitung der Fabrik seines Vaters in Thann integriert, die er 1846 nach dessen Tod übernahm; hierbei wurde er später von seinem Schwiegersohn Auguste Scheurer-Kestner unterstützt, der auch ein talentierter Chemiker war. Die Kestner-Werke (heute Vynova)[9] stellten chemische Produkte her, hauptsächlich Säuren und Farbstoffe für die Textilindustrie in Mülhausen. Nach seiner Verbannung in die Schweiz kehrte er 1851 nach Frankreich zurück und vergrößerte in der Folgezeit sein Unternehmen. Von 1853 bis 1859 war er Besitzer der chemischen Fabrik in Schweizerhalle, die sein Schwiegersohn Victor Chauffour leitete. Das Unternehmen beteiligte sich 1857 an der Schweizerischen Landesausstellung in Bern[10] und erhielt hierbei eine Silbermedaille[11]. Politisches WirkenVon 1837 bis 1862 war Charles Kestner Gemeinderat in Thann und vom 23. April 1848 bis 26. Mai 1849 Abgeordneter der französischen Verfassunggebenden Nationalkammer; hierbei übte er das Amt des Vizepräsidenten des Handelsausschusses aus und war vom 10. März 1850 bis 2. Dezember 1851 Mitglied der Abgeordnetenkammer[12]. Nach dem Staatsstreich 1851 wurde er für einen kurzen Zeitraum in die Schweiz verbannt und hielt sich unter anderem in Basel auf. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich führte er mit seinen Schwiegersöhnen einen erbitterten antibonapartistischen Kampf. Während des Zweiten Kaiserreichs engagierte er sich, gemeinsam mit seinen Schwiegersöhnen Victor Chauffour und Jean Baptiste Charras, für die republikanisch-antibonapartistische Sache. Seine Opposition gegen Kaiser Napoleon III. zeigte sich insbesondere während des Plebiszits vom 8. Mai 1870, das der Kaiser für sich entschied. Zur Gruppe der elsässischen Republikaner um Charles Kestner gehörte unter anderem auch François Auguste Bruckner (1814–1876)[13]. Charles Kestner hing der Philosophie der Freidenker an. Ehrungen und AuszeichnungenWährend der Landesausstellung von 1847 wurde Charles Kestner zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. 1855 erhielt er eine Ehrenmedaille für die Entdeckung der Nutzung der Traubensäure. Schriften (Auswahl)
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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