Nach seinen Studien in Nürnberg ging Mayer nach Paris, wo er unter seinem Freund und Berater Desnoyers lernte und sich „durch seine Leistungen bald einen ehrenvollen Ruf in der dortigen Künstlerwelt“ erwarb. Nach mehrjährigem Aufenthalt ging Mayer zurück in seine Heimatstadt.[1]
Schnell wurde Mayer über die Grenzen Nürnbergs bekannt durch die „zarte elegante Manier seines Grabstichels, sowohl im Porträt- als im Genresache“, und konnte bald die vielen Aufträge für Illustrationen kaum mehr selbst erledigen. Bekannt mit den bedeutendsten Buchverlagen seiner Zeit, eröffnete er daher 1828 selbst ein „Atelier für Kupferstich und Druckerei“, in der er junge Künstler beschäftigte, jedoch häufig deren Werke überarbeitete und retouchierte, um die Arbeiten mit dem ihm eigenen „lustre“ (Glanz) zu versehen. Bald mussten dafür die Räumlichkeiten erheblich erweitert werden. Dafür gab es im Wesentlichen zwei Gründe:
Zum einen erlebte der Verlagsbuchhandel seit den 1830er Jahren, insbesondere von Leipzig und Stuttgart aus, eine neue Phase durch Herausgabe deutscher und ausländischer Klassiker, populärer Geschichtswerke und so weiter, die dem aufstrebenden Bildungsbürgertum mit „wohlfeilen“ Illustrationen dargeboten wurde.
Noch vor der „Bekanntgabe des ersten photographischen Verfahrens“[4] bot zum anderen die noch junge Erfindung des Stahlstichs die Möglichkeit von bildhaften Drucken in unbegrenzt hoher Auflage, was zuvor durch den bis dahin üblichen Kupferstich nicht möglich war.[1]
Schließlich erwarb Carl Mayer den klassischen Verlag der Frauenholzschen Kunsthandlung in Nürnberg und gab mit seiner Carl Mayer's Kunst-Anstalt eigene Bilderwerke heraus, die er dem Sortimentsbuchhandel direkt anbot.[1] Nicht zuletzt durch diese erste große Kunstanstalt war Nürnberg „bis in die 1850er und 1860 Jahre […] auf dem Gebiete des Kupferstichs und des Stahlstichs unbedingt führend.“[2]
Für einen zusätzlichen Zweig des Betriebes richtete Mayer ein Atelier zur Herstellung von Ölfarbendruck-Bildern ein, das durch seinen jüngeren Freund und Maler C. Hösch geleitet wurde.[1]
Nach dem Tod von Carl Mayer führten seine Söhne Wilhelm und zuletzt Eugen die Carl Mayers Kunstanstalt weiter.[1]
1884 erhielten Druckerei und Verlag von Carl Mayers Kunstanstalt unter der Adresse Nebengasse 24 eine Dampfmaschine geliefert durch die Maschinenbau AG Nürnberg.[5]
Friedrich Schiller, Stahlstich 13,8 cm × 10,5 cm nach einer Zeichnung von C. Schmidt (möglicherweise der Lithograph und Kupferstecher in Offenbach am Main, Christoph Schmidt – nach Thieme-Becker nachweisbar 1820/30 auch in Frankfurt am Main)[3]
Stiche in: Ludwig Amandus Bauer, Albert Schott: Panorama der deutschen Klassiker. Gallerie der interessantesten Scenen aus den Meisterwerken deutscher Poesie und Prosa, nach Zeichnungen deutscher Künstler in Stahl ausgeführt durch Carl Mayer’s Kunst-anstalt in Nürnberg ... Auswahl des schönsten und anziehendsten aus den Meisterwerken deutscher Poesie und Prosa, von Lessing bis auf die neueste Zeit. Stuttgart, K. Göpel, [Band 1, um 1845].
Mayer stach mehrere Bilder nach Zeichnungen von Peter Carl Geissler zu Werken von Friedrich Schiller.
Stiche in: Carl Wilhelm Zimmermann: Der Teutsche Kaisersaal. Vaterländische Gemälde. Mit 30 Stichen nach Zeichnungen von P. C. Geissler zu deutschen Geschichte von den Karolingern bis zu den Luxemburgern, beispielsweise von Karl dem Großen, der Kaiserkrönung Heinrichs I., Kaiser Friedrich II. in Jerusalem, Hussitenschlacht bei Thaus, Schlacht bei Leipzig usw., L. F. Rieger, Stuttgart 1841 (digitale-sammlungen.de).
Literatur
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4, Berlin / Eberswalde 1907, S. 663–664 (zeno.org).
↑ abcdefgMayer, Carl In: Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4, Berlin / Eberswalde 1907, S. 663–664 (zeno.org; dort angegebene Quelle: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1868).
↑ abcWilhelm Schwemmer: Die Ansichtspostkarte mit Nürnberger Motiven. In: Nürnberg in alten Ansichten. Europäische Bibliothek, Zaltbommel 1976, ISBN 90-288-2700-5.
↑ abcJutta Assel, Georg Jäger: Porträt- und Memorialgraphik zu Goethe und Schiller (goethezeitportal.de).
↑Hannjörg Lorsbach: Vorwort des Herausgebers. In: Ludwig Hoerner: Das photographische Gewerbe in Deutschland 1839–1914. Düsseldorf: GFW-Verlag, 1989, ISBN 3-87258-000-0, S. 7.